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Beauty-OPs gegen das Älterwerden? Adele Neuhauser setzt auf anderes

„Wenn du einen Menschen vor dir hast, der respektvoll, liebevoll, gescheit und voller Humor ist, dann ist das ein schöner Mensch“, sagt Adele Neuhauser im Interview zur Komödie „Faltenfrei“ und erklärt, was sie von Schönheitsoperationen hält.

"Faltenfrei": Beauty-Expertin Stella Martin (Adele Neuhauser) belauscht zufällig die zwei Stylistinnen Sonja (Inka Calvi) und Natalia (Tatjana Maximovic) - was sie hört
"Faltenfrei": Beauty-Expertin Stella Martin (Adele Neuhauser) belauscht zufällig die zwei Stylistinnen Sonja (Inka Calvi) und Natalia (Tatjana Maximovic) - was sie hört

Wien-„Tatort“-Star Adele Neuhauser (62) spielt in der Komödie „Faltenfrei“ (17.11., 20:15 Uhr, das Erste) die egozentrische Star-Autorin und Beauty-Ratgeber-Ikone Stella Martin. Nach einem Unfall kann sie plötzlich hören, was ihr Umfeld von ihr denkt – und das ist wenig schmeichelhaft… Ob Neuhauser wegen der Themen Älterwerden, Schönheitsoperationen etc. Zweifel hatte, in dem Film von Regisseur und Grimme-Preisträger Dirk Kummer (55, „Zuckersand“) und Drehbuchautor Uli Brée (geb. 1964, „Vorstadtweiber“) mitzuspielen, erzählt sie im Interview mit spot on news.

Haben Sie bei der Zusage für diesen Film „Faltenfrei“ gezögert, weil ja klar war, dass Sie zum Älterwerden und zu Schönheitsoperationen befragt werden?

Adele Neuhauser: Nein, ich habe mit der Zusage gar nicht gezögert. Ich bin kein großer Fan von Schönheitsoperationen, aus dem einfachen Grund, den Drehbuchautor Uli Brée auch in dem Film als Kritik anführt: Ich finde wichtig, dass Menschen zuerst mal sich selbst kennen und schätzen lernen sollten, bevor sie sich unters Messer legen. Besonders schlimm ist es, wenn junge Menschen, die noch gar nicht richtig ausgewachsen sind, schon damit anfangen, an sich rumschnipseln zu lassen. Das finde ich tragisch.

Auch für Schauspielerinnen und Schauspieler sind Schönheitsoperationen häufiger ein Thema. Was halten Sie davon?

Neuhauser: Ich möchte keine Kollegin und keinen Kollegen kritisieren, aber es ist schon ein nicht unwichtiges Thema und ich finde gut, dass es in einer Komödie verpackt, behandelt wird. Ich selbst bin bei Gott nicht faltenfrei, aber das ist mir egal. Wir sollten uns nicht einem Schönheitsdiktat unterwerfen, das uns von den Stella Martins dieser Welt eingeredet wird. Sobald wir da genauer hinhören, haben wir eigentlich schon verloren.

Was bedeutet Schönheit für Sie?

Neuhauser: Wenn du einen Menschen vor dir hast, der respektvoll, liebevoll, gescheit und voller Humor ist, dann ist das ein schöner Mensch. Auch wenn er oder sie nicht Schönheits-(OP)-Maßstäben entspricht. Es ist schön, ein guter Mensch zu sein, Seelenhygiene zu betreiben und ein reiches Herz zu haben. Das ist viel wichtiger als ein vordergründig schönes Erscheinungsbild. Energie und Lebensfreude kann mir eine OP nicht geben. Ganz anders verhält es sich natürlich mit Operationen nach einem Unfall. Dem Himmel sei Dank, dass es so etwas gibt.  

Die von Ihnen gerade genannte Art der Schönheit kann dann auch das Älterwerden nichts anhaben?

Neuhauser: So ist es. Die meisten schauen, wenn sie mit klassischen Schönheitsoperationen gegen das Älterwerden ankämpfen wollen, einfach nur gleich aus. Leider ist das Ergebnis oft ein uniformiertes, aufgedunsenes Gesicht. Die Individualität ist damit dann auch futsch. In Amerika soll es irgendwann die Ansage an Schauspielerinnen und Schauspieler gegeben haben: „Bitte lasst euch nicht mehr botoxen, wir brauchen auch ältere Gesichter.“ Es ist aber natürlich schon eine Gratwanderung in der Filmindustrie und kommt darauf an, welche Rollen dir angeboten werden.

Ein weiteres inspirierendes Thema im Film „Faltenfrei“ ist das „Gedanken anderer Menschen hören können“. Würden Sie das gerne mal können?

Neuhauser: Nein, das will man eigentlich nicht. Die einzige Situation, in der ich mir vorstellen könnte, dass man manchmal gern hören würde, was der andere denkt, ist in einer Liebesbeziehung. Aber ob es dann wirklich gut wäre, alles zu hören, weiß ich auch wieder nicht. Ich sehe die positiven Momente und das Strahlen im Publikum oder wenn Menschen mir begegnen und das freut mich. Das erhellt mein Herz. Aber ich muss nicht unbedingt das Negative hören – das weiß ich schon selber. Man ist sich ja eigentlich immer selbst der größte Kritiker. Ich war es zumindest immer. Ich glaube sogar, dass mich ein anderer gar nicht so verletzen könnte, wie ich mich selbst. Wahrscheinlich geht es den meisten so.

Wahrscheinlich. Hinzukommt, dass der zwischenmenschliche Kontakt und Austausch seit Corona ohnehin noch etwas schwieriger geworden ist. Wie geht es Ihnen damit?

Neuhauser: Ich bin zweimal geimpft und ich kann wirklich nur jedem raten, das ebenfalls zu tun. Ich bin auch froh, dass ich bisher nicht herausfinden musste, was dieses Virus mit mir gemacht hätte, wenn es mich erwischt hätte und ich hoffe, das bleibt auch so.

Eine Frage noch zum Wien-„Tatort“. Als Kommissarin Bibi Fellner sind Sie inzwischen seit zehn Jahren dabei. Wurde das gefeiert?

Neuhauser: Ich habe das überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt. Und nein, wir haben nicht gefeiert. Für uns ist aber auch gar nicht so wichtig, wie viele Krimis wir schon gemacht haben, weil wir von Folge zu Folge und von Thema zu Thema arbeiten. Wichtig ist immer nur der Moment, wenn wir an einem neuen Stoff arbeiten, den so ehrlich und so schillernd wie möglich zu erzählen. Ich wundere mich schon, wie lange das jetzt schon geht, aber ich arbeite einfach auch sehr gern mit Harald Krassnitzer zusammen. Wir sind ein kongeniales Paar, finde ich.

Ein Ende ist also auch noch lange nicht in Sicht?

Neuhauser: Darüber denken wir nicht nach. Somit ist erstmal alles noch gut. Nächstes Jahr drehen wir wieder drei Filme…

(ili/spot)

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