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„Die Känguru-Chroniken“ feiern TV-Premiere

Anarcho-Känguru trifft auf Berliner „Dude“! Die gelungene Verfilmung des Kultbuches „Die Känguru-Chroniken“ von Marc-Uwe Kling feiert TV-Premiere.

"Die Känguru-Chroniken": Noch verbringen das Känguru und Marc-Uwe (Dimitrij Schaad) eine
"Die Känguru-Chroniken": Noch verbringen das Känguru und Marc-Uwe (Dimitrij Schaad) eine

„Die Känguru-Chroniken“ ist einer der Filme, die kurz vor den Kinoschließungen am 5. März 2020 Premiere feierten. Mehr Glück dürfte die sehenswerte Verfilmung der gleichnamigen Buch- und Hörbuchvorlage (2009) von Autor Marc-Uwe Kling (geb. 1982) mit ihrer TV-Premiere haben. Das ZDF zeigt das satirische Kultwerk über eine Berliner Künstler-Känguru-WG am ersten Weihnachtsfeiertag um 17:30 Uhr.

Von süß kann bei diesem Känguru allerdings nicht die Rede sein. Stattdessen wirbelt das egoistische Anarcho-Beuteltier das Leben des leicht phlegmatischen, aber sympathischen und gebildeten Kleinkünstlers Marc-Uwe – gespielt von Dimitrij Schaad (36) – gehörig durcheinander.

Darum geht’s im Film

Marc-Uwe, ein unterambitionierter Kleinkünstler mit Migräne-Hintergrund, lebt mit einem Känguru zusammen in Berlin. Doch die Kreuzberger WG ist in Gefahr: Ein rechtspopulistischer Immobilienhai bedroht mit einem gigantischen Bauprojekt die Idylle des Kiezes. Das findet das Känguru als Möchtegern-Kommunist gar nicht gut und entwickelt einen Plan. Auf diesen folgt ein zweiter Plan, weil Marc-Uwe den ersten nicht verstanden hat, und ein dritter, weil der zweite nicht funktioniert hat. Schließlich gipfelt das Ganze in einem großen Anti-Terror-Anschlag…

Ist das schräge Kultbuch verfilmbar?

Wer „Die Känguru-Chroniken“ bereits als Buch oder Hörbuch kannte, dürfte gespannt bis besorgt auf die Ankündigung einer Kinoverfilmung reagiert haben. Denn wie soll man die Geschichte verfilmen, ohne dass es lächerlich wird?

Wirklich Sorgen musste man sich aber nicht machen, denn die Filmadaption des Schweizer Regisseurs Dani Levy (64, „Alles auf Zucker!“) nach einem Drehbuch von Originalautor Marc-Uwe Kling ist überaus gelungen, was sicher auch an den Schauspielerinnen und Schauspielern liegt. Neben den beiden menschlichen und tierischen Hauptdarstellern brillieren in der Kombination aus Realfilm und Computeranimation: ein blondierter Henry Hübchen (74) als Immobilienhai Jörg Dwigs, Bettina Lamprecht (44) als dessen ebenso skrupellose schwangere Frau Jeanette, Rosalie Thomass (34) als des Kleinkünstlers heimlicher Schwarm Maria und Daniel Zillmann (40) als dumpfbackiger Neonazi – um nur einige zu nennen.

„Die größte Herausforderung war, die Tonalität, die Versponnenheit und den Biss der Geschichten in eine sinnvolle Filmhandlung zu bringen. Und daraus einen Film zu machen, der genauso sprunghaft und ad absurdum führt wie die Vorlage“, erzählte Dani Levy vor dem Kinostart im Interview mit spot on news.

Über den Kleinkünstler im Film sagte er: „Er ist nicht der schillernde Held, aber er hat eine Liebenswürdigkeit und eine Komik, die ihn zum perfekten Gegenspieler des Kängurus macht. ‚The Dude‘ [Jeff Bridges, 72] aus dem Film ‚The Big Lebowski'[1998] ist sein stilles Vorbild.“ Und das Känguru? „Es lebt ziemlich unbedarft und rücksichtslos, aber es hat die richtigen Ideen. Manchmal sind seine Anarchie und seine Frechheit ansteckend, manchmal ist es einfach nur nervig und mühsam egoistisch“, so Levy.

Der menschliche Hauptdarsteller Dimitrij Schaad hatte vor der Castingeinladung übrigens nur von den Chroniken gehört, wie er sagte. „Ich gehörte leider zu den Millionen Menschen, die das traurige Schicksal erleiden, noch keine Verbindung mit dem Känguru zu haben. Um diese Volkskrankheit zu heilen, wurde ja letzten Endes dieser Film auch gemacht“, freute er sich.

Vergnüglicher Spätnachmittag mit spitzen Pointen

„Die Känguru-Chroniken“ verspricht einen vergnüglichen Fernsehgenuss für Kling-Fans und alle anderen, die es danach vermutlich auch sein werden. Dass hinter dem großen Spaß auch viel Wahrheit, Bildung, Denkvermögen und eine extrem präzise Beobachtungsgabe stecken, ist eine angenehme Abwechslung zu so mancher Klamauk-Komödie.

Und wer danach auf den Geschmack gekommen ist, dem seien auch die vielen weiteren Werke des gebürtigen Stuttgarters ans Herz gelegt. Denn von ihm stammen nicht nur die hintersinnigen Känguru-Geschichten, sondern auch Bücher wie „Der Tag, an dem die Oma das Internet kaputt gemacht hat“ (2018) oder „Das NEINhorn“ (2019), mit dessen Hilfe übrigens auch der trotzigste Trotzkopf erst zum Lachen und schlussendlich zum Einlenken gebracht werden kann.

Fortsetzung in Arbeit

Nachschub ist schon angekündigt. Bei „Die Känguru-Verschwörung“, dem zweiten Teil der Känguru-Saga, führt Känguru-Schöpfer Marc-Uwe Kling persönlich Regie. Zum Inhalt des neuen Films, der im Frühjahr angekündigt wurde, ist noch nicht viel bekannt, außer: „Es ist keine Buchverfilmung, sondern eine ganz eigene Geschichte, die es so noch nicht gab“, wie die X Verleih AG damals auf Nachfrage von spot on news erklärte.

„Die Känguru-Verschwörung“ soll am 29. September 2022 in den Kinos starten.

(ili/spot)

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