Das Kino gehört zu den Branchen, die mit am meisten unter der nicht enden wollenden Corona-Pandemie leiden. Bald zwei Jahre ist es her, dass Filmfans ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen die neuesten Blockbuster im Kinosessel genießen konnten. Von der langen Zeit, in der die Leinwände gänzlich blank bleiben mussten, ganz zu schweigen. Ein relativ normaler Betrieb ist erst ab Sommer 2021 wieder möglich gewesen – und zeigte sogleich, wie wichtig das Kino ist, um dem zunehmend frustrierenden Alltag zu entkommen. Diese Filme machten die Corona-Krise 2021 zumindest für kurze Zeit vergessen und verhalfen dem Popcorn-Feeling zu neuem Leben.
Ein letzter Martini
Ab Ende September befand sich Daniel Craig (53) in seinem letzten Kino-Einsatz als James Bond. Weit über fünf Millionen Zuschauer lockte „Keine Zeit zu sterben“ allein in Deutschland ins Kino, trotz Corona fuhr 007 775 Millionen Dollar ein. Und das, obwohl sich durchaus die Geister am Film scheiden. Den einen gefällt die Weiterentwicklung des Titelhelden weg von überholten Klischees. Andere vermissen die klassische Darstellung von 007. Denn seinen Wodka Martini wollte Bond weiterhin geschüttelt trinken. Er selbst rührte nun aber, manche gar zu Tränen.
Die Comic-Offensive
Auch 2021 stand ganz im Zeichen der Comic-Verfilmungen. Mit „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ bekam der erste asiatische Superheld aus dem Marvel-Universum seinen eigenen Solofilm spendiert und wusste an den internationalen Kinokassen zu überzeugen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärte Hauptdarsteller Simu Liu (32) die Bedeutung des Films: „Ich hoffe, dass (asiatisch-stämmige) Kinder den Glauben daran entwickeln, dass auch sie Superhelden sein können.“
Einen der bislang besten US-Starts seit der Corona-Pandemie legte Sonys „Venom 2: Let There Be Carnage“ hin. Einmal mehr befindet sich darin Eddie Brock (Tom Hardy, 44) im Zwist mit sich selbst und der außerirdischen Lebensform Venom, die sich Brocks Körper als Wirt ausgesucht hat. Für Begeisterung sorgte speziell die After-Credit-Szene, die ein besonderes Aufeinandertreffen ankündigte…
Am 3. November haben es auch die „Eternals“ in die deutschen Kinos geschafft. Die Gruppe von übernatürlichen Heldinnen und Helden aus den Tiefen des Universums beschützen die Erde seit Anbeginn der Menschheit. Eine von ihnen wird von Hollywoodstar Angelina Jolie (46) verkörpert. Ein Umstand, den ihre Kinder kaum glauben konnten, wie sie spot on news im Interview verriet: „Meine Kinder sehen mich immer als Mama. Ich denke, für die meisten Kinder, die herausfinden, dass ihre Mutter ein Teil des Marvel-Universums ist, ist es natürlich aufregend.“
Für Aufsehen sorgte auch Scarlett Johansson (37) als „Black Widow“. Zum einen, weil sie mit dem Film endlich ihr eigenes Soloabenteuer erhielt. Zum anderen, weil sie sich deswegen mit Disney anlegte. Weil der Film zeitgleich im Kino und auf dem Streamingdienst Disney+ erschien, fühlte sich Johansson um ihren vertraglich zugesicherten Anteil an den Kinoeinnahmen betrogen. Und auch zahlreiche Kinos in Deutschland boykottierten den Streifen. Erfolgreich war „Black Widow“ dennoch an den weltweiten Kinokassen.
Von der Schwarzen Witwe zur freundlichen Spinne von nebenan. Seit dem 16. Dezember sorgt Peter Parker (Tom Holland, 25) in „Spider-Man: No Way Home“ wieder für Recht und Ordnung. Wobei er in seinem dritten Streifen mit freundlicher Unterstützung von Dr. Strange (Benedict Cumberbatch, 45) eher für Chaos im Multiversum sorgt. Die Kinogänger freut’s, immerhin kommen sie so in den Genuss, längst besiegte Schurken aus anderen „Spider-Man“-Filmen noch einmal sehen zu dürfen. Das Ergebnis: Keine zwei Wochen nach Kinostart fuhr der Streifen bereits über eine Milliarde US-Dollar an den internationalen Kinokassen ein. Es handelt sich um den ersten Film während der Pandemie, dem dieser Meilenstein gelang.
Die Oscar-Filme
Auch das ruhige Kino kehrte 2021 eindrucksvoll zurück. Etwa mit dem Drama „Nomadland“, für den Regisseurin Chloé Zhao (39) – die auch „Eternals“ drehte – und Hauptdarstellerin Frances McDormand (64) Oscars einstreichen durften. Mit ihrem Film haben sie eine bittere wie süße Geschichte erschaffen. Auf sehr gemächliche Weise erzählte er von den Strapazen aber auch von den philosophischen Erkenntnissen, die mit einem Leben als moderner Nomade einhergehen können. Etwa, dass der schönste Fleck auf Erden immer jener hinter der nächsten Kurve ist.
Der Oscar für den „Besten Hauptdarsteller“ ging 2021 an Anthony Hopkins (83) für „The Father“. Seine Darbietung als demenzkranker Anthony, dessen Perspektive der Zuschauer einnimmt, ging gleichermaßen an die Nieren und ans Herz. Seinen Oscar-Triumph als bislang ältester Darsteller, der je in der Hauptkategorie gewann, verschlief Hopkins am Abend der Academy Awards glatt.
Wenige Tage vor „The Father“ war ebenfalls im August 2021 der Film „Promising Young Woman“ in die Kinos gekommen. Als der etwas andere Racheengel machte darin Carey Mulligan (36) oscarwürdig Jagd auf Männer, die sich an besinnungslosen Frauen vergehen wollen. Zwar ging Mulligan leer aus und musste den Goldjungen McDormand überlassen. Der Preis für den stärksten Schlag in die Magengrube ging angesichts des heftigen Endes 2021 aber definitiv an „Promising Young Woman“.
Ob „House of Gucci“, der seit 2. Dezember in den Kinos läuft, zu den großen Oscar-Filmen 2022 zählen wird, muss sich noch zeigen. Zumindest Lady Gaga (35) wird für ihre Darbietung als durchtriebene Patrizia Reggiani aber bereits als Anwärterin für den Goldjungen gehandelt.
Action und Bildgewalt
„Dune“ von Denis Villeneuve (54) ist der vielleicht schönste Film von 2021 gewesen. Selbst Regie-Kollege Christopher Nolan (51) pries „Dune“ als „Geschenk“ für alle Cineasten an. Der Film ist nicht das hyperaktive, zuweilen arg effektheischende Action-Kino der vergangenen Jahre. Vielmehr warf er existenzialistische und sozialkritische Fragen auf und sorgte gar für Shakespeare-Vibes auf dem fernen Wüstenplaneten Arrakis. Die beste Nachricht: Teil zwei der Saga wurde inzwischen bestätigt.
Wenn schon der Titel eines Films den Kampf zweier Giganten verheißt, dann will der Zuschauer in aller Regel auch genau das zu sehen bekommen. In dieser Hinsicht lieferte „Godzilla vs. Kong“, der am 1. Juli den Bombast zurück in die deutschen Kinos brachte, sehenswert ab. Dass bei einem Film dieser Gangart kein neuer „Citizen Kane“ – oder eher „Citizen Kong“ – erwartet werden durfte, sollte allen klar gewesen sein.
Als Telenovela mit hoher Oktanzahl entpuppte sich derweil der verrückte Bombast von „Fast & Furious 9“. Mehr Action, mehr Oneliner, mehr Quatsch und mehr Kitsch bot Teil neun und war somit alles, wofür die Reihe seit jeher geliebt und belächelt wird. Selbst der Weltraum war darin für Dom Toretto (Vin Diesel, 54) und Konsorten nicht mehr die finale Grenze.
Die etwas andere Bildgewalt lieferte „The French Dispatch“ von Wes Anderson (52). Einmal mehr versammelte er in der skurrilen Geschichte über die Mitarbeiter eines Revolverblatts halb Hollywood. Und einmal mehr war die fast sklavische Symmetrie in jeder Einstellung und das bonbonbunte Farbdesign bezeichnend für seine Arbeit. Ein spielzeughaftes Bühnenbild verlieh dem Film zudem eine infantile Märchenhaftigkeit.
Mit „The Matrix Resurrections“ wartet seit dem 23. Dezember 2021 noch ein finales Kino-Highlight auf die Filmfans.18 Jahre nach „Matrix Revolutions“ begeben sich Neo (Keanu Reeves, 57), Trinity (Carrie-Anne Moss, 54) und Co. einmal mehr in die Scheinwelt, die 1999 Filmgeschichte schrieb. „The Matrix Resurrections“ besinnt sich auf viele Tugenden des Erstlings. Erstmals lag dies Entscheidung in der alleinigen Hand von Lana Wachowski (56), die Teil vier ohne ihre Schwester Lilly Wachowski (53) gedreht hat.