Es ist nicht schlimm, wenn man ein bisschen mehr wiegt als der Durchschnitt. Viele fühlen sich sogar pudelwohl mit ein paar zusätzlichen Kilos auf den Rippen. Andere jedoch möchten gerne abnehmen. Dazu gibt es verschiedene Wege, doch einen Einflussfaktor dürften dabei viele nicht bedacht haben: die Stadt. Tatsächlich hat die Planung und Gestaltung des urbanen Raums einen Effekt auf unsere Ernährung und damit auch auf unser allgemeines Wohlergehen.
Abnehmen in der Stadt: Überall Versuchungen
Im folgenden Detail geht es zwar um Neuseeland als Paradebeispiel, doch viele der zugrunde liegenden Prinzipien dürften auch auf viele andere Orte übertragbar sein: Unser Umfeld macht es uns sehr leicht, mit geringem Energieaufwand und vergleichsweise kostengünstig ungesunde Lebensmittel zu bekommen. Und das macht abnehmen wiederum schwierig.
Schließlich ist es nahezu unmöglich, nicht auf Fast-Food-Imbisse oder Kiosks zu treffen. Und vielerorts fährt man lieber mit dem Auto, als sich aufs Fahrrad zu schwingen. Ganz zu schweigen von Online-Bestellungen. Insgesamt gelten gesunde Alternativen und Lebensweisen als weitaus unbequemer.
Nähe zu gesunden und ungesunden Umfeldern
Um die Einflussfaktoren der Städteplanung auf die Ernährung besser zu verstehen, haben Forscherinnen und Forscher für Neuseeland den Healthy Location Index (HLI) aufgestellt. Neuseeland hat eine der höchsten Raten an Fettleibigkeit auf der Welt und sie wächst weiter an.
Für ihre Untersuchung hat das Team je fünf gesundheitsfördernde und fünf gesundheitseinschränkende Marker definiert. Zu den fünf schlechten gehören: Fast-Food-Restaurants, Schnellimbisse, Kiosks, Alkoholgeschäfte und Spielhallen. Die positiven sind grüne Flächen, blaue Flächen (also Orte mit Gewässern), Einrichtungen zur körperlichen Aktivität, Obst- und Gemüseläden, Supermärkte. Anschließend hat man sich große urbane Räume im Land angeschaut und sie auf ihre Zugänglichkeit zu den guten wie schlechten Eigenschaften beurteilt.
Wellington zeigte in der Untersuchung Areale mit hoher Zugänglichkeit sowohl für gesunde als auch gesundheitsschädliche Orte. Auckland liefert ein insgesamt recht ausgewogenes Stadtbild, Christchurch aber zeigt einen hohen Anteil der Bevölkerung mit leichterem Zugang zu negativen Einrichtungen.
Soziale Ungerechtigkeiten
In der Studie fiel auch auf, dass negative Faktoren besonders oft in sozial schwachen Gebieten angesiedelt sind. Das deckt sich mit Erkenntnissen einer vorangegangenen Studie zu Glasgow in Schottland. Und auch ein Videobeitrag des Guardian zur US-Metropole Memphis unterstützt diese Erkenntnis.
Die neuseeländische Untersuchung ergab einen nur halb so langen Weg zu negativen Einflussfaktoren im Vergleich zu wohlhabenderen Gegenden. Die schwächeren Nachbarschaften zeigten zugleich deutlich schlechtere Resultate bezüglich der seelischen wie körperlichen Gesundheit in Form von Depression oder Typ-2-Diabetes.
Einflussfaktor Größe
In ihrer Studie räumen die Forschenden ein, dass es aber auch lokale Abweichungen des erkannten Musters geben kann. Auch scheint die Größe der städtischen Umgebung eine Rolle zu spielen: Hohe Bevölkerungsanteile von kleinen bis mittelgroßen Städten leben näher zu schlechten Eigenschaften als in großen urbanen Räumen und ländlichen Gebieten.
Das Team möchte in Zukunft weitere Faktoren zum HLI hinzufügen und Gesetzesgeber darauf hinweisen, wie man gesundheitsfreundliche Städte gestalten kann. Der HLI ist übrigens bei weitem nicht die erste Studie, die sich mit der Beziehung zwischen Gesundheit und Wohnraum auseinandersetzt. So kann ein Wegzug raus aus der Stadt vor einem Schlaganfall schützen. Wie es in punkto Ernährung anders aussehen kann, zeigt zum Beispiel Japan – dort sind gesunde Lebensmittel erschwinglich und bequem.
Quellen: „The good, the bad, and the environment: developing an area-based measure of access to health-promoting and health-constraining environments in New Zealand“ (International Journal of Health Geographics, 2021); „Do ‚environmental bads‘ such as alcohol, fast food, tobacco, and gambling outlets cluster and co-locate in more deprived areas in Glasgow City, Scotland?“ (Health & Place, 2018); YouTube/The Guardian; YouTube/What I’ve learned
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