Durch den Selbstversuch einer Ärztin im Jahr 1957 rückten „Magic Mushrooms“ in das Spektrum der Wissenschaft. Forscher*innen untersuchen seitdem, welche positiven Auswirkungen enthaltene Halluzinogene bei psychischen Erkrankungen wie Depression haben können. Zwei Studien an Menschen weisen auf einen Durchbruch der Behandlungsmethode hin.
Inhaltsverzeichnis
Was passiert bei Depressionen mit dem Gehirn?
Auslöser einer Depression sind vielfältig. Psychosoziale Faktoren, etwa Schicksalsschläge, Traumata oder andere Lebensumstände, können sie hervorrufen. Die Symptome einer depressiven Episode werden in der ICD-10 vielfältig beschrieben. Erkrankte fühlen sich antriebslos. Freude wird seltener empfunden und auch die Konzentrationsfähigkeit leidet unter dem Krankheitsbild.
Bei einer Depression wird daher je nach Schwere häufig ein Mix aus Verhaltenstherapie und psychiatrischer Medizin – also etwa die Einnahme von Antidepressiva – als Therapiemethode angewendet.
Auch im Gehirn ist eine Depression in gewisser Weise messbar. Noch haben Forschende nicht ganz verstanden, welche genauen Wechselwirkungen auf neuronaler Ebene eine Rolle spielen. Allerdings wird immer wieder ein Zusammenhang mit dem „Glückshormon“ Serotonin hergestellt. Gängige Antidepressiva sollen daher auf das Hormon einwirken, um eine Stimmungsveränderung zu bewirken, wie die Deutsche Depressionshilfe einordnet.
Antidepressiva zielen vor allem auf das Glückshormon Serotonin ab Die medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva setzt vor allem auf den Neurotransmitter Serotonin. Durch die Antidepressiva wird das Glückshormon entweder vermehrt ausgeschüttet oder langsamer abgebaut, wie GEO erläutert. Beide Varianten haben eine stimmungsaufhellende und angstlösende Wirkung. |
Allerdings kommen Antidepressiva nicht alleine gegen die psychische Krankheit an. Zudem ist die Verabreichung der Medikamente auch nicht für jeden geeignet. Eine ganzheitliche Behandlungsmethode muss daher auf Individuen zugeschnitten sein und sich mit allgemeinem Wissen sinnvoll ergänzen lassen.
Magic Mushroom-Wirkstoff könnte auch bei schwersten Formen helfen
Weitere Forschung steht jedoch nicht nur vor der Hausforderung, dass die Krankheit bei Individuen so vielfältig ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die Wirkmechanismen im Gehirn nicht ganz nachvollzogen werden können, weil auch die Ursachen für die Erkrankung nach wie vor im Nebel liegen.
Neben obigen Umwelteinflüssen könnte auch die Vererbung eine Rolle spielen. Andere körperliche Krankheiten, wie etwa eine schwächelnde Schilddrüse, führen teilweise ebenfalls zur Symptomatik einer Depression.
Im Kampf gegen die Krankheit arbeitet man daher an vielfältigen therapeutischen, aber auch neurologischen Behandlungsmethoden. Der Einsatz halluzinogener Wirkstoffe könnte beispielsweise Antidepressiva ersetzen.
Der Wirkstoff Psilocybin, der auch in Magic Mushrooms enthalten ist, wird aktuell als Alternative zu den herkömmlichen Antidepressiva bei Depression erforscht. Besonders schwere Formen der Depression, die sogar als behandlungsresistent gelten, sollen damit kuriert werden, wie derStandard berichtet.
Zwei Studien belegen positive Auswirkungen
Dass der Wirkstoff Psilocybin eine antidepressive Wirkung hat, gilt in der Wissenschaft bereits als erwiesen. In zwei unabhängigen Studien des King’s College London wurde der synthetisch hergestellte Wirkstoff nun an Menschen getestet.
Die erste Studie bildete eine Gruppe aus 16 Personen, die alle den synthetischen Wirkstoff einnahmen. In der zweiten Teilstudie erhielt die Hälfte der insgesamt 43 Proband*innen das Magic-Mushroom-Halluzinogen. Die andere Hälfte wurde mit einem Antidepressivum und einer kleinen Dosis Psilocybin versorgt.
Die Ergebnisse zeigten eine schnellere Linderung der Symptome einer Depression als bei herkömmlichen Antidepressiva. Wie genau der Wirkstoff im menschlichen Gehirn funktioniert und warum er so viel schneller wirkt, ist jedoch nach wie vor unklar.
Weitere Anwendungsbereiche für Psilocybin neben Depression
Ein Co-Autor der Studie verwies ebenfalls auf den Ausblick, dass der Wirkstoff auch bei Suchterkrankungen helfen könne. Diese These bestätigt bereits eine andere Studie, bei der Umfragedaten in den USA ausgewertet wurden: Selbst wenn der Gebrauch der Substanz bereits einige Zeit zurücklege, sei das Risiko für eine Opioidabhängigkeit um 30 Prozent gesenkt worden.
- Auch interessant: Was würde eigentlich passieren, wenn du komplett auf Social Media verzichtest? Forschende geben einen interessanten Ausblick für unsere Psyche.
Quellen: derStandard, GEO, ICD-10, Deutsche Depressionshilfe
Hilfe bei Depressionen – Es ist keine Schande sich helfen zu lassen!
Hast du den Verdacht an Depressionen zu leiden, gibt es viele Anlaufstellen, an die du dich wenden kannst:
- Bei der kassenärztlichen Vereinigung kannst du ein therapeutisches Erstgespräch vereinbaren – Telefonnummer: 116 117
- Dein Hausarzt / deine Hausärztin kann dir eine Überweisung für eine Therapie schreiben
- Deine Krankenkasse hilft i.d.R. auch bei der Therapieplatzsuche
Wende dich bei Notfällen (bspw. drängenden Suizidgedanken) an den Notruf (112) oder die kostenlose Telefonseelsorge, die rund um die Uhr unter den Nummern 0800-111 0 111 oder 0800-111 0 222 für dich erreichbar ist. Bist du jünger als 25 kannst du auch den Krisen-Chat verwenden (Link). Hier gehts außerdem zur Deutschen Depressionshilfe.