Vielleicht hast du auch schon einmal vom Hochstapler-Syndrom (im Englischen: Imposter Syndrome) gehört. Dabei handelt es sich um das Phänomen, wenn eine Person stark an sich selbst und ihren Fähigkeiten zweifelt und befürchtet, als Hochstapler*in entlarvt zu werden. Nicht wenige leiden darunter, doch es muss nicht nur negative Auswirkungen haben. Eine neue Studie kommt zu dem Schluss, dass es sogar Vorteile mitbringen kann.
Mit Hochstapler-Syndrom besserer Teamspieler
Am renommierten MIT führten Forschende jüngst eine neue Analyse zum Thema Hochstapler-Syndrom mit 3.603 Angestellten durch. Dabei schaute man sich vier verschiedene Studien und Experimente an und kam dabei zu einem eindeutigen Ergebnis: Betroffene entpuppten sich als besonders gute Teamplayer mit starken sozialen Fähigkeiten am Arbeitsplatz.
„Menschen mit Hochstapler-Gedanken am Arbeitsplatz orientieren sich als Resultat dessen mehr in Richtung anderer Personen“, so die Verhaltenspsychologin und Autorin der neuen Studie Basima Tewfik. Dadurch werden sie besser bewertet in punkto „interpersonaler Effektivität“. Das seien Eigenschaften, die auch Führungspersönlichkeiten bemerken und wertschätzen.
Bessere Arbeit durch Hochstapler-Syndrom
Doch nicht nur das Miteinander bei der Arbeit werde offenbar dadurch verbessert. Bei den Arbeitstätigkeiten selbst schnitten Personen mit Hochstapler-Syndrom stark ab: Am Beispiel einer Investment-Firma schnitten die jeweiligen Leute ebenfalls sehr gut in Sachen Kollegialität ab, ohne dass ihre Produktivität darunter litt.
Angehende Mediziner*innen wiederum erhielten positivere Bewertungen von ihren Patient*innen. Sie seien einfühlsamer, bessere Zuhörer*innen und besser darin, Informationen von ihren Patient*innen zu erhalten.
Bloß keine falschen Schlüsse ziehen
Das Hochstapler-Syndrom führe also offenbar zu Kompensationsmechanismen, so Tewfik. Zugleich betont sie, dass man aber nicht den Fehler machen darf, den Schaden auf die seelische Gesundheit von Menschen herunterzuspielen. Da das Syndrom das Selbstwertgefühl senke, sollten es Führungskräfte trotz der positiven Folgeerscheinungen nicht bestärken.
Zudem räumt Tewfik ein, dass es durchaus Szenarien geben kann, in denen es eben keine positiven Auswirkungen geben könnte: „Wenn man irgendwo ohne interpersonale Interaktionen arbeitet, könnte es sehr schlecht sein, Hochstapler-Gedanken zu haben.“
Mögliches „Heilmittel“: Karriere machen
Die neuen Ergebnisse legen zudem nahe, dass sich das Hochstapler-Syndrom verkleinern kann – insbesondere wenn man Karriere macht. Je mehr man sich im Beruf etabliert, desto weniger sorgten sich einige Proband*innen darum, entlarvt zu werden.
Es ist also durchaus möglich, das eigene Hochstapler-Syndrom bei der Arbeit in etwas Positives zu verwandeln. Allerdings ist durchaus Vorsicht geboten. Was du aber besser nicht machen solltest, ist es, dein Handy am Arbeitsplatz zu nutzen. Das könnte dich unbemerkt sabotieren.
Quelle: „The Impostor Phenomenon Revisited: Examining the Relationship between Workplace Impostor Thoughts and Interpersonal Effectiveness at Work“ (Academy of Management, Oktober 2021)
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