Wenn du Hunger hast, kann die Laune schon mal in den Keller gehen. Aber wieso ist das eigentlich so? Umgangssprachlich wird dieses Phänomen mit dem Wort „hangry“ beschrieben. Dabei handelt es sich um ein Wortspiel auf den Wörtern „hungry“ (hungrig) und „angry“ (wütend). Allerdings scheint dahinter weit mehr zu stecken. In einer Studie wurde nun ein klarer wissenschaftlicher Zusammenhang hergestellt. Noch sind nicht alle Fragen geklärt.
Hunger macht wütend – das ist tatsächlich so
Wissenschaftler*innen der Universität Cambridge wollten dem Phänomen rund um den Hunger auf den Grund gehen. Dabei haben 64 Proband*innen über 21 Tage dokumentiert, wie sich ihr Stimmungslevel verändert, wenn sie Hunger verspüren. Fünf mal am Tag haben sie demnach beschrieben, wie sich ihre Stimmung verändert, ob sie wütend, gereizt oder anderweitig erregt sind.
Damit die „Hunger-Studie“ auch valide ist, haben die Forschenden andere Faktoren mit berücksichtigt. So machte es keinen Unterschied, wie alt die Teilnehmenden waren. Auch das Geschlecht oder der Body-Mass-Index (BMI) entscheiden nicht darüber, ob wir „hangry“ werden.
Insgesamt hatten die Forscher*innen mehr als 9.000 Antworten, die sie im Anschluss auswerteten. Dabei konnten sie einen Zusammenhang zwischen Hunger und negativen Emotionen zweifelsfrei nachweisen.
„Hangry“: Das Phänomen ist viel diskutiert
Das Forschungsteam aus Cambridge ist nicht das erste, das sich damit auseinander setzt, wie sich Hunger auf das Gemüt auswirkt. Aus der Tierwelt beispielsweise wissen wir bereits, dass Hunger Tiere zu aggressiven Verhalten verleiten kann, bis eine neue Nahrungsquelle gesichert ist.
Beim Menschen waren bisherige Forschungsergebnisse „zweideutig“. Bisherige Studien konnten jedoch bereits einen Zusammenhang zwischen Hunger und Nervosität oder irrationalem Handeln herstellen. Doch der Effekt auf die Stimmung war zumindest der Wissenschaft nicht eindeutig genug.
In der Vergangenheit wurde ein niedriger Blutzucker für das Phänomen verantwortlich gemacht. Man geht davon aus, dass es dem Menschen in diesem Zustand die Impulskontrolle schwerer fällt und insbesondere negative Emotionen dadurch schneller getriggert werden. Allerdings widersprechen andere Studien dieser Annahme. Schlechte Laune bei Hunger kann also (zumindest nicht alleine) auf einen niedrigen Blutzucker zurückgeführt werden.
Expert*innen verraten: Eine Sache schafft Abhilfe
Der Autor der Studie, Viren Swami, erläutert des Weiteren gegenüber der Deutschen Presse Agentur (via Spiegel), dass psychologische Phänomene bei Hunger eine entscheidende Rolle spielen müssten. Diese seien noch gewichtiger als die Theorie zum Blutzuckerspiegel. Auch die Umgebung ist für Swami nicht unwesentlich. Haben wir Hunger, nehmen wir Umgebungsreize störender wahr, als normalerweise.
Swami und sein Team sind überzeugt, dass die Ergebnisse ihrer Studie dabei helfen, die eigenen Emotionen besser zu verstehen. Im Fall von „hangry“ liegt der wegweisende Tipp auf der Hand: Gönn dir eine Pause und iss etwas. Allerdings solltest du zu diesen 5 krebserregenden Lebensmitteln lieber nicht greifen.
Quelle: Spiegel, „Hangry in the field: An experience sampling study on the impact of hunger on anger, irritability, and affect“ (Juli 2022, PLoS ONE)
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