Sommer und Reisesaison haben eben erst begonnen. Bei vielen macht sich deshalb ganz aktuell wieder Flugangst breit. Diese kann ganz unterschiedliche Ausprägungen haben. Oft wird sie durch bestimmte Ereignisse während des Fliegens ausgelöst, sie kann aber auch den gesamten Ablauf betreffen. Eines haben alle Ausprägungen am Ende gemeinsam: schwache bis starke körperliche Reaktionen. Wer sie langfristig loswerden will, aber keine Lust auf gewöhnliche Stresstherapie hat, findet womöglich Hilfe in der virtuellen Realität (VR).
Flugangst in Deutschland: Fast 25% laut Umfrage betroffen
Eine im März 2022 von YouGov durchgeführte Untersuchung zur Frage „Haben Sie Flugangst“ zeigt, dass nahezu ein Viertel der Befragten auf unterschiedliche Art damit zu kämpfen hat.
Haben Sie Flugangst?
- Ja, während des gesamten Flugs: 7 %
- Ja, aber nur bei Turbulenzen: 10 %
- Ja, aber nur beim Starten oder beim Landen: 6 %
- Ja, sonstiges: 3 %
- Nein: 60 %
- Trifft nicht zu/ ich fliege nicht: 11 %
- Weiß nicht/ k.A.: 3 %
Gemessen an der Anzahl der Teilnehmenden (4.001 Personen) sind die Ergebnisse zwar nicht unbedingt repräsentativ. Eine gewisse Tendenz zur sogenannten Aviophobie spiegeln sie aber zumindest wider. Glaubt man zudem Wissenschaftler*innen der Cleveland Clinic, handelt es sich dabei um ein weit verbreitetes Angstempfinden. Allein in den USA sollen rund 25 Millionen Erwachsene darunter leiden.
So kann Virtual Reality bei Flugangst helfen
Was viele nicht wissen: Schon seit 25 Jahren greifen Fachleute bei der Behandlung von Angststörungen wie Aviophobie auf eine ergänzende Methode zurück wie das Ärzteblatt berichtet. Mittels Virtual Reality-basierter Expositionstherapie (VRET) konnten verschiedenen Studien zufolge positive Langzeiteffekte erzielt werden. Auch wenn diese zunächst durch kleine, nicht repräsentative Stichproben limitiert sind in ihrer Aussagekraft.
Tipp: VR wird in der Forschung wichtiger
Wissenschaftler*innen aus Italien, China und Israel untersuchten den Sachverhalt über drei Jahre (zwischen 2014 und 2018) erneut und mit einer größeren Kohorte (274 Personen). Die entsprechenden Ergebnisse veröffentlichten sie im Juni 2021 in Frontiers of Psychology. Demnach machten sie folgende Beobachtungen bei den teilnehmenden Flugangst-Patientinnen und stuften die VRET als „effizient“ ein:
- Anstieg der Flugaktivität nach der Behandlung im Vergleich zum Zeitraum davor
- Anhaltende, freiwillige Flugaktivität bis zu 18 Monate nach erfolgreicher Behandlung
Aufbau der VR-Therapie
Die Methode beinhaltet, ein virtuelles Flugzeugumfeld zu schaffen, das verschiedene Aspekte des Fliegens simuliert. Genutzt werden dazu visuelle, akustische und Bewegungsreize. Anders als bei einer Konfrontationstherapie in einem realen Flieger erlaubt es die VR-basierte Methode den Therapeut*innen, die Intensitätslevel durch verschiedene Elemente systematisch zu kontrollieren. Zum Einsatz kommen dabei einfache VR-Headsets, aber auch große VR-Systeme mit eingebauter Bewegung.
Wo finde ich Behandlungsmöglichkeiten mit VR?
Wer die eigene Flugangst mit Virtual Reality bekämpfen möchte, kann dies auch in Deutschland tun. Eine Anlaufstelle ist die Hochschulambulanz für Psychotherapie des Lehrstuhls für Psychologie I der Universität Würzburg. Hier steht ein „modernes VR-System zur Verfügung, welches sowohl für Forschungs- als auch für Therapiezwecke eingesetzt werden kann“, heißt es auf der entsprechenden Webseite. Dort finden sich auch die zugehörigen Kontaktdaten und Ansprechpartner.
Wer sich weiter über Angstkonfrontationsmöglichkeiten in virtueller Realität informieren möchte, findet entsprechende Daten auf dem zur Universität gehörigen Portal „CyberSession/Virtual Reality“.
Für kurzfristige Selbsthilfe kannst du übrigens auf ein paar sofort anwendbare Methoden gegen Flugangst zurückgreifen. Dazu gehören Atemübungen, aber auch Gespräche mit dem Flugpersonal.
Quellen: Frontiers of Psychology: „The Efficacy of a Virtual Reality Exposure Therapy Treatment for Fear of Flying: A Retrospective Study“, Ärzteblatt, Hochschulambulanz für Psychotherapie des Lehrstuhls für Psychologie I der Universität Würzburg
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