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o2: Neue Verwendung deiner Kontodaten – „das ist frech“

Mittels einer neuen Methode will Telefónica Deutschland herausfinden, ob Kundinnen und Kunden mit anderen in Verbindung stehen. Datenschützer prüfen das Vorhaben bereits.

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o2 will die IBAN von Kund*innen neu auswerten. © imago images/Silas Stein

Wer Angebote von o2 nutzt, könnte dieser Tage eine Benachrichtigung erhalten, die sich um die eigenen Kontodaten dreht. Wie der Konzern mitteilte, plane man den Einsatz einer „neuen Datenverarbeitungsmethode“. Dadurch kann die IBAN ab dem 5. September genutzt werden, um gezielter Werbung zu machen.

o2: Das hat der Konzern mit deinen Kontodaten vor

Auf einer sogenannten Transparenz-Seite erklärt o2/Telefónica Deutschland, was genau hinter dem Vorhaben steckt. Dort heißt es im Detail:

„Ab dem 05.09.2022 verarbeitet die Telefónica Germany GmbH & Co. (…) Ihre IBAN (pseudonymisiert1, sofern Sie diese angegeben haben), um zu erkennen, ob Sie mit anderen Kunden in einer Verbindung² stehen und Ihnen für den daraus abgeleiteten Bedarf passende Produkte anzubieten.“

o2/Telefónica Deutschland

Ziel ist es, die Ansprache der Kundschaft zu optimieren und fehlplatzierte Mehrfachangebote zu vermeiden. Gegenüber heise online sagte ein o2-Sprecher, das Vorgehen könne für beide Seiten nützlich sein. Bei mehreren Verträgen mit separaten Kunden- aber derselben Kontonummer ließe sich verhindern, „dass diese Kunden Angebote zu jeweils ergänzenden Produkten erhalten“.

Zudem sei die Auswertung der IBAN „pseudonymisiert“, auch wenn sie im Rahmen einer Lastschrifterlaubnis angegeben wurde. Damit sind laut o2 „in der Analysephase keine Rückschlüsse auf natürliche Personen möglich“. Im Fall eines „Treffers“ komme es zu konkreten Kampagnen und Kundenansprachen.

Keine Einwilligung erforderlich, nur Widerspruch möglich

Das Einholen einer informierten Einwilligung ist nicht nötig. Hierbei beruft sich o2 auf Artikel 6 Absatz 1f der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und die eigenen „berechtigten Interessen“. Wer seine Kontodaten nicht auswerten lassen möchte, hat aber die Möglichkeit zum Widerspruch.

Auf Twitter zeigen sich benachrichtigte Kund*innen mit gemischten Reaktionen. Die generelle Tendenz gegenüber der neuen Maßnahme scheint jedoch eher negativ.

„‚informiertes Einverständnis‘ Das ist turbo frech.“

Twitter/@neina_hh

„Schrödingers Pseudonymisierung: Pseudonymisierung + ‚um zu erkennen, ob Sie mit anderen Kunden in einer Verbindung stehen‘.“

Twitter/@BenBremert

„Wurde mir soeben zugeleitet. Hat das noch jemand erhalten? Wer möchte sich an einer Einschätzung versuchen? @telefonica_de geht es euch gut?“

Twitter/@rewis_io

Bundesdatenschutzbeauftragter bereits informiert

Telefónica hat den Bundesdatenschutzbeauftragten Ulrich Kelber über das Vorhaben in Kenntnis gesetzt, so ein Sprecher der Behörde gegenüber heise online. Dieser prüfe mit seinem Team und im Austausch mit o2 die aktuell vorliegenden Informationen. Bisher sei der Prozess nicht freigegeben worden.

Ob der Mobilfunkanbieter damit Erfolg haben wird, muss sich zeigen. Ein ähnliches Vorhaben der Hannoverschen Volksbank hatte kürzlich zu einer Geldbuße in Höhe von 900.000 Euro geführt.

Quellen: o2, heise online, Twitter

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