Wer Fantasy-Stoffe liebt, kommt wohl kaum an „Der Herr der Ringe“ vorbei. Die literarische Vorlage Tolkiens ist schon berühmt genug, aber die Verfilmungen von Peter Jackson sorgten dann für einen neuen Hype rund um Mittelerde. Vor kurzem ist nun auch eine Serienadaption bei Amazon mit einem exorbitant hohen Budget erschienen. Für eine Sache hat man dieses neuen Vorwürfen zufolge aber nicht eingesetzt: den Umweltschutz.
Amazons „Herr der Ringe“-Serie war eine gigantische Müllschleuder
Dem britischen Guardian haben sich mehrere Leute der neuseeländischen Crew von Amazons „Der Herr der Ringe“-Serie anvertraut. Zusätzlich schaute man sich die interne Kommunikation und Set-Fotos an. Das Ergebnis ist ernüchternd: Große Film- und Serienproduktionen wie diese haben einen immens schlechten Einfluss auf die Umwelt.
„Es ist entsetzlich, was passiert und die meisten Leute wissen davon nichts“, wird eine Person mit Erfahrung an der Serie zitiert. Große Unternehmen würden die Schönheit Neuseelands für sich nutzen wollen, auch weil die Nation die Produktionen mit Geldern unterstütze. Aber im Umkehrschluss tut man nichts für ihre Erhaltung. „Sie kriegen Steuersenkungen, aber wir bleiben mit all ihrem Müll zurück. Es ist herzzereißend.“
Immense Emissionen und Müllberge
Bei der Serie habe es ein eigenes Team für Nachhaltigkeit gegeben. Das war aber erst ein Jahr nach Produktionsbeginn vollständig und hatte dann große Probleme, die ganze Tragweite des Problems zu erfassen. Bis zum Juli 2021, so ihre Einschätzung, habe die Entstehung von „Der Herr der Ringe“ circa 14.387 Tonnen CO2 erzeugt – das sollen fünfmal mehr sein als ein durchschnittlicher Blockbuster.
Die Gesamtmenge an Müll sei schwieriger kenntlich zu machen, weil dafür verschiedene Anbieter verantwortlich waren. Einige Zahlen gibt es dennoch: Ein Anbieter gibt an, Müll mit einer Menge von 11.433 Kubikmetern eingesammelt zu haben – das ist etwa das Fassungsvermögen von viereinhalb olympischen Schwimmbecken. Ein zweiter Betrieb nahm 30,5 Kubikmeter nur an Plastik mit und 1.885 Kubikmeter an übrigem Müll. Ein dritter will Müll mit einem Gesamtgewicht von 355,5 Tonnen von der Produktion mitgenommen haben.
Übrigens: Bei Prime Video gibt es noch einen anderen Titel, der auf seine ganz eigene Weise sehr problematisch ist. Nun werden sogar Stimmen laut, die verlangen, dass Amazon vor einem Streamingfilm warnt.
Auch wenn es dem Bericht nach auch einzelne erfolgreiche Maßnahmen im Zuge der Dreharbeiten gab (zum Beispiel ein vegetarischer Tag in der Woche, das Recycling von Papier und Batterien), blieben die Mengen an Abfällen hoch. Zumal man bislang auch nur bis zum Juli 2021 kalkuliert hat – die finalen Zahlen dürften garantiert höher sein, da die Arbeiten und die Postproduktion noch bis 2022 hinein andauerten. Einem Statement von Amazon zufolge habe man aber alle Ziele zur Nachhaltigkeit entweder erfüllt oder übertroffen.
„Herr der Ringe“ Staffel 2 bietet neue Chance
Die „Herr der Ringe“-Serie ist nur ein aktuelles und großes Beispiel für Praktiken, die es in der gesamten Unterhaltungsindustrie gibt. In dieser haben viele Mitarbeitende auch nicht die Möglichkeiten, darauf aufmerksam zu machen oder sie trauen sich wegen etwaiger Konsequenzen für ihre Karrieren nicht.
Es bleiben also nur neue Projekte als Chance, es besser zu machen. Die zweite Staffel von „Der Herr der Ringe“ ist bereits bestätigt und das Nachhaltigkeitsteam will dann direkt von Anfang an aktiv involviert sein. Neuseeland wird davon aber nichts bemerken – die Produktion wird nach Großbritannien verlegt.
Quelle: The Guardian
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