In den letzten Jahren ist bei einigen Menschen, die sich als „Starseeds“ oder „Sternensaat“ bezeichnen, ein neuer Glaube entstanden. Sie meinen außerirdische Wesen zu sein, die aus anderen Dimensionen auf die Erde gekommen sind, um die Menschheit in ein neues Zeitalter des Wohlstands und der Erleuchtung zu führen. Dieser Glaube ist zwar umstritten, hat aber mit Millionen von Online-Suchanfragen aus aller Welt und Milliarden von Views auf Social-Media-Plattformen eine große Gefolgschaft gewonnen. Doch was steckt tatsächlich hinter diesen selbsternannten Aliens auf der Erde?
Aliens auf der Erde: Starseeds und ihr Glaube
Nach Ansicht der Sternensaaten sind sie keine irdischen Seelen, die sich auf diesem Planeten reinkarniert haben, sondern sie sind aus anderen Welten wiedererwacht, um hier geboren zu werden. Sie glauben, dass sie Vermittler zwischen den göttlichen Reichen und der Erde sind und in einer Seelensprache kommunizieren können, die als „Lichtsprache“ oder „Sprache der Elohim“ bekannt ist.
Starseeds sprechen sich selbst bestimmte Eigenschaften zu, die sie von den „Erdenseelen“ oder „Earth souls“ unterscheiden. Zum Beispiel seien sie spirituell, intuitiv, einfühlsam und sensibel. Sie würden auch eher zu körperlichen und geistigen Gesundheitsproblemen neigen, da ihre Seelen nicht daran gewöhnt seien, einen menschlichen Körper zu haben. Sie meinen, dass sie als Aliens auf der Erde ein Gefühl der fehlenden Zugehörigkeit haben und oft nach dem Sinn des Lebens suchen.
Manche mögen den Glauben an Starseeds als eine Form von New-Age-Spiritualität oder Pseudowissenschaft abtun, aber es lohnt sich zu untersuchen, warum sich Menschen zu diesem Glauben hingezogen fühlen. Die Forschung hat gezeigt, dass ein geringes Zugehörigkeitsgefühl mit Depressionen zusammenhängt. Selbsternannte Sternensaaten könnten Trost in der Vorstellung finden, Teil einer besonderen Gruppe mit einem höheren Ziel zu sein.
Misstrauen gegenüber der Wissenschaft
Der Glaube an Sternensamen kann aber auch auf psychologische Phänomene wie den Barnum-Effekt zurückgeführt werden. Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei Dr. Rüdiger Hossiep von der Ruhr-Universität Bonn zufolge um eine Art der Selbsttäuschung durch persönliche Validierung.
Dabei werden vage Beschreibungen über sich selbst als zutreffend angesehen, bei denen Menschen imaginäre und reale Ereignisse verwechseln. Außerdem können manche Menschen aufgrund ontologischer Verwirrung, bei der metaphorische Aussagen wörtlich genommen werden, zu diesem Glauben hingezogen werden.
Das Aufkommen von New-Age-Glauben, wie dem, man sei ein Alien auf der Erde, könne auch auf ein Misstrauen gegenüber der Wissenschaft und konventionellen Wahrnehmungen der Realität sowie auf den Wunsch, einen Sinn im Leben zu finden, zurückgeführt werden. Auch wenn Sternensamen wie ein Hirngespinst erscheinen mögen, geben sie denjenigen, die an sie glauben, ein Gefühl von Sinn und Verbundenheit, wie ein Trio der Universitäten Huddersfield und Manchaster Metropolitain erklärt.
Von Sternensaaten zum Verschwörungsglauben
„Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale können auch dazu führen, dass manche Menschen an die Vorstellung von Sternensaaten glauben“, beschreiben die Psychologen Drinkwater, Denovan und Dagnall. „Wenn Sie zum Beispiel zur Fantasie neigen und oft imaginäre und reale Ereignisse verwechseln, könnten Sie die Theorie des außerirdischen Bewusstseins als tiefgründig und erstrebenswert ansehen.“
In der Psychologie bezeichne man das als Quellenüberwachungsfehler, eine Art unbewusster Gedächtnisfehler, bei dem eine Person zwischen dem, was real und korrekt ist, und dem, was unwirklich und eingebildet ist, verwechselt.
Besonders häufig trete dieser Fehler in Zusammenhang mit einer Schizophrenie auf – allerdings auch mit einer abgeschwächten Form, der sogenannten schizotypischen Persönlichkeitsstörung. Vor allem in Zeiten der Corona-Pandemie dürfte dir zudem eine Korrelation aufgefallen sein, die ebenfalls in der Forschung bestand hat. Der Glaube an Starseeds als Aliens auf der Erde geht, so die Forschenden, nicht selten mit dem Glauben an Verschwörungsmythen einher.
Quellen: Lexikon der Psychologie; The Conversation
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