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Vaping vs. Rauchen: Forscherin entkräftet „jahrzehntealten Mythos“

Vaping soll weit weniger ungesund als Rauchen sein. Doch kann das wirklich stimmen? Auf keinen Fall, meinen Forschende.

Person mit einer E-Zigarette
© fedorovacz - stock.adobe.com

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Vor gut neun Jahren schätzte eine Gruppe von Forschenden, dass E-Zigaretten nur einen Bruchteil des maximalen relativen Schadens von Zigaretten verursachen, nämlich nur etwa vier Prozent Jedoch wiesen die Autoren darauf hin, dass ihre Schätzung auf Meinungen und nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema Vaping basierte.

Vaping: Behörden griffen falschen „Fakt“ auf

Diese Schätzung aus der 2014 im Fachjournal European Addiction Research veröffentlichten Studie wurde zur weltweit am häufigsten zitierten Fehlinformation über das Dampfen. E-Zigaretten wurden dabei als 95 Prozent weniger schädlich als herkömmliche Zigaretten vermarktet.

Diese Fehlinformation wurde von Fachleuten stark kritisiert, da sie auf der Meinung einer kleinen Gruppe von Personen beruhte, die über keinerlei Fachwissen in Bereichen der Tabakkontrolle und des Vapings verfügten. Sie konnten beinahe keine Beweise vorlegen.

Selbst Public Health England verwendete die Zahl von 95 Prozent in seiner Überprüfung von E-Zigaretten im Jahr 2015. Die britische Behörde erwähnte aber nicht die Vorbehalte, die mit dieser Schätzung verbunden sind. Dieser „jahrzehntealte Mythos“ habe seitdem weite Kreise gezogen, meint auch Michelle Jongenelis. Sie ist außerordentliche Professorin am Melbourne Centre for Behaviour Change der Universität von Melbourne. Es werde in vielen Ländern, darunter auch Australien, weiterhin dazu benutzt, die Gesundheitspolitik zu untergraben.

Keine Unterschiede bei gesundheitlichen Folgen

Beim Vaping werden giftige Substanzen eingeatmet, die zu Vergiftungen, Lungenverletzungen und Verbrennungen führen können. Nikotinhaltige E-Zigaretten können auch bei Nichtraucher*innen zu Abhängigkeit oder Sucht führen. Bei jungen Menschen, die E-Zigaretten benutzen, ist die Wahrscheinlichkeit höher als bei Nichtrauchenden, dass sie mit dem Rauchen beginnen und zu regelmäßigen Rauchern werden.

Außerdem führen E-Zigaretten nicht zu einer Verringerung des Schadens, wenn die Nutzerinnen und Nutzer weiterhin rauchen, so Jongenelis. Eine aktuellere Studie aus dem Jahr 2020 etwa hat keinen Unterschied zwischen Vaping und Rauchen in Bezug auf rauchbedingte Krankheiten und den selbstberichteten Gesundheitszustand sechs Jahre später festgestellt.

Aus Fehlern lernen

Es ist an der Zeit, die „Tatsache“, E-Zigaretten 95 Prozent seien weniger schädlich als Tabakzigaretten, zu vergessen. Die öffentliche Gesundheitspolitik sollte sich auf unparteiische Beweise stützen, nicht auf Vermutungen der Industrie.

Die Wissenschaft muss Mythen wie diesen oft und mit sachlichen Beweisen entlarven, um die anhaltende Beeinflussung zu verhindern. Sie mache es notorisch schwierig, falsche Informationen aus dem Weg zu räumen, wenn sie sich einmal festgesetzt haben, schließt Jongenelis.

Quellen: „Estimating the Harms of Nicotine-Containing Products Using the MCDA Approach“ (European Addiction Research, 2014); „E-cigarettes: an evidence update“ (Public Health England, 2015); The Conversation; „Tobacco vs. electronic cigarettes: absence of harm reduction after six years of follow-up“ (European Review for Medical and Pharmacological Sciences, 2020)

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