Unter einer Reihe von Kirchengebäuden in Mexiko hat ein Team aus Wissenschaftler*innen einen besonderen archäologischen Fund gemacht: Beweise für ein unterirdisches Labyrinth. Sie vermuten, dass es einst als eine Art Eingang zur Unterwelt gedient hat.
Archäologischer Fund: Das entdeckten die Forschenden
Gemacht wurde der archäologische Fund an der Ausgrabungsstätte von Mitla in der Nähe der Stadt Oaxaca. An der Entdeckung beteiligt waren dabei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Nationalen Instituts für Geschichte und Anthropologie Mexikos (INAH), der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM), der Vereinigung für archäologische Forschung und Erkundung und des ARX-Projektes.
Mitla gilt als die wichtigste historische Stätte für das indigene Volk der Zapoteken, wie IFLScience berichtet. Die dortige Zivilisation hatte ihre Hochzeit im Oaxaca-Tal von 700 vor Christus (v. Chr.) bis zur Eroberung durch die Spanier im Jahr 1521 nach Christus (n. Chr.). Um das späte 16. Jahrhundert n. Chr., nachdem die Spanier Amerika erobert hatten, wurden eine katholische Kirche und andere Gebäude auf dem Gelände errichtet.
Unter dieser Kirchengruppe entdeckte das Forschungsteam mithilfe von drei verschiedenen geophysikalischen Scans einen unterirdischen Tunnelkomplex. Neben einer Reihe von Gängen wurde bei den Scans auch ein erheblicher Hohlraum in einer Tiefe von fünf bis acht Metern entdeckt. Dieser lässt auf eine große Kammer schließen, wie das ARX-Projekt in einer Mitteilung dazu im Mai 2023 erklärte.
„Am 23. Mai 2023 präsentierte das Forschungsteam des Projekts Lyobaa die Ergebnisse der ersten Phase der geophysikalischen Untersuchung der archäologischen Stätte von Mitla, Oaxaca, mit dem Ziel, Beweise für ein System von Höhlen und Gängen unter der Stätte aufzudecken, das von den alten Zapoteken als Eingang zur Unterwelt oder Lyobaa angesehen wurde.“
ARX-Projekt
Tunnel als Tor zum Land der Toten
Sowohl lokale Überlieferungen als auch Dokumente aus der Kolonialzeit weisen darauf hin, dass Mitla von den alten Zapoteken als Passage in die Unterwelt oder „Lyobaa“ angesehen wurde. Das deutet darauf hin, dass dieser archäologische Fund als Tor zum Land der Toten angesehen wurde.
Die Forschenden schreiben dazu, dass es sich laut den Beschreibungen des Dominikanerpaters Francisco de Burgoa aus dem Jahr 1654 um einen riesigen unterirdischen Tempel handelt, der aus vier miteinander verbundenen Kammern besteht. Dort sollen sich die Gräber der Hohepriester und der Könige von Teozapotlán befinden.
Weitere Untersuchung im September geplant
„Von der letzten unterirdischen Kammer führte eine Steintür in eine tiefe Höhle, die sich dreißig Meilen unter der Erde erstreckte. Diese Kaverne war von anderen Gängen wie Straßen durchzogen, ihr Dach wurde von Pfeilern gestützt. Laut Burgoa ließen die Missionare alle Eingänge zu diesem unterirdischen Labyrinth versiegeln, so dass nur die Paläste über der Erde stehen blieben“, heißt es weiter.
Bei den aktuellen Untersuchungen handelt es sich nur um die erste geophysikalische Analyse der Stätte. Die Wissenschaftler*innen wollen dann im September 2023 zu weiteren Untersuchungen an den Ort zurückkehren, in der Hoffnung, andere verborgene Schichten der lange verschollenen Vergangenheit zu entdecken.
Quellen: IFLScience, ARX-Projekt
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