Die Schwarz Gruppe ist als Mutterkonzern von Lidl und Kaufland bekannt. Nun fasst das Unternehmen ein neues Ziel ins Auge: Die Nummer Eins auf dem deutschen IT-Markt werden. Dafür plant man an der Vormachtstellung von Amazon kratzen.
Lidl bald Konkurrent von Amazon?
Anfang Oktober diesen Jahres nahm neben dem weltweiten Lebensmittelhandel eine weitere Sparte der in Baden-Württemberg beheimateten Schwarz Gruppe ihre Arbeit auf. Schwarz Digits ist mit dem Ziel gestartet das Cloud-Angebot Stackit als neue Größe auf dem europäischen Markt zu etablieren. Auch an Cyber-Security-Projekten und dem Aufbau eigenständiger Onlineshops und digitaler Agenturen arbeitet man zur Zeit fleißig. Zusätzlich finanziert der Konzern Forschungen zur Künstlichen Intelligenz. Mit all dem will man amerikanischen Tech-Riesen wie Amazon, Google und Microsoft eine ernstzunehmende europäische Konkurrenz entgegensetzen.
Im Interview mit der Welt kritisieren Christian Müller und Rolf Schumann die mangelnde Datensicherheit bei den großen Vorbildern aus Übersee. Im Mutterkonzern habe man sich schon seit Jahren darüber geärgert, dass die großen internationalen IT-Anbieter nicht den europäischen Datenschutzansprüchen genügten, bekundet Schumann.
Wie Müller ergänzt, verspricht die Verlagerung der technischen und administrativen Vorgänge nach Europa den Nutzenden mehr Sicherheit und Selbstbestimmung im Netz. „Wir bieten eine Dreifaltigkeit aus Rechenzentren in Europa, Mitarbeitern mit deutschem Arbeitsvertrag und Daten, die die Landesgrenzen auch nicht für eine Millisekunde verlassen“, erklärt Müller. Europäische Souveränität, offene Kommunikation mit Userinnen und Usern und die Verwendung von Open Source Software soll das Unternehmen von der Konkurrenz abheben, so Schumann.
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„Der nächste logische Schritt“
Der Schritt in die Tech-Branche mag für den eigentlich auf Lebensmittel fokussierten Konzern erstmal wunderlich wirken. Doch er hat ein großes Vorbild: Amazon. Der von Jeff Bezos gegründete Konzern startete als Einzelhändler, bevor er zu einer Größe auf dem IT-Markt expandierte. „Bei uns entstehen immer wieder Geschäftsmodelle aus dem Einzelhandel“, erläutert Müller. Aus der unternehmenseigenen IT-Sparte soll von einem Kostenpunkt ein Umsatzbringer werden. Dies sei „der einzige logische Schritt“ gewesen, meint Müller.
Ähnliche Projekte floppten
Das Vorhaben die europäische digitale Infrastruktur weniger von amerikanischen Großkonzernen wie Amazon oder Google abhängig zu machen, ist nicht neu. Ähnliche Projekte wie das 2019 gestartete Projekt Gaia-X oder eine gemeinsame Cloud von Microsoft und der Deutschen Telekom brachten jedoch nicht den erhofften Erfolg.
Veränderte politische Umstände schaffen nun jedoch Bedingungen, die Services wie Schwarz Digits notwendiger denn je machen, sind sich die Vorsitzenden sicher. „Durch den Ukraine-Konflikt ist das Bewusstsein für die Gefahr von einseitigen internationalen Abhängigkeiten größer geworden“, erklärt Müller das wachsende Bedürfnis nach europäischer Souveränität auf dem Tech-Markt. Trotz alldem wird sich die Schwarz Gruppe primär als Lebensmittelkonzern sehen.
Quelle: Welt
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