Um die afrikanische Hafenmetropole Punt ranken sich viele Legenden. Dabei ist nicht eindeutig bewiesen, ob sie jemals wirkliche existierte. Neue Untersuchungen an einem archäologischen Fund könnten nun erstmals konkrete Hinweise zu ihrer Existenz liefern. Der mögliche Schlüssel zum Rätsel um Punt: Affen-Mumien aus Ägypten.
Archäologischer Fund: Woher stammen die Affen-Mumien?
Grabungen nahe Luxor brachten vor gut 120 Jahren einen kuriosen archäologischen Fund zutage: die Hamadryas-Paviane. Die mumifizierten Primaten stellten die Forschung bis heute vor ein Rätsel, denn diese Art ist in Ägypten gar nicht heimisch. Zudem wurden sie scheinbar nicht wie andere Affen-Mumien als Grabbeilagen verwendet.
Einer Antwort auf die Frage, wo die Mumien herkamen und was sie bedeutet haben könnten, ist Gisela Kopp, Biologin an der Universität Konstanz, nun entscheidend näher gekommen. Dazu wandte sie eine revolutionäre Form der DNA-Analyse an den zwischen 800 und 500 vor Christus mumifizierten Primaten an, wie sie in einer Studie darstellt.
Mittels modernster Technik extrahierte sie den jahrtausendealten Mumien DNA-Proben. Es war das erste Mal, dass einem mumifizierten Affen erfolgreich DNA entnommen werden konnte. Die Proben glich Dr. Kopp anschließend mit anderen Genproben ab. Dabei kam sie zu einem Ergebnis, das in vielerlei Hinsicht überrascht: genetisch lassen sich die Primaten-Mumien am Horn von Afrika verorten. Historisch will das auf den ersten Blick jedoch nicht so ganz passen. Bis die Biologin und ihr Team aus Natur- und Geschichtsforschenden eine gewagte These aufstellten.
Mysterien des alten Ägyptens: Dieser archäologische Fund in den Geheimgängen einer Pyramide lüftete ein 4.500 Jahre altes Geheimnis.
Möglicher Beweis für die Existenz einer verschollenen antiken Stadt
Die Stadt Adulis an der Küste Eritreas war in der Antike ein beliebter Umschlagort, an dem sich Nord- und Südafrika trafen. Auch mit Tieren, lebendigen wie mumifizierten, blühte dort der Handel. Jedoch erst Jahrhunderte nachdem die Hamadryas-Paviane entstanden.
Im Zeitraum derer Entstehung jedoch soll eine bis heute als verschollen geltende schwarzafrikanische Hafenstadt namens Punt existiert haben. Punt taucht in diversen antiken Schriftstücken und Kunstwerken auf, jedoch nicht auf Karten aus jener Zeit. Die Existenz der Metropole gilt daher unter Historikerinnen und Historikern als umstritten.
Die aktuellen Untersuchungen aus Koblenz legen nun nahe, dass es sich bei Punt und Adulis womöglich um ein und dieselbe Stadt gehandelt haben könnte. „Wir nehmen an“, schreibt Dr. Kopp, „dass Punt und Adulis lediglich zwei verschiedene Namen, die für den selben Ort zu unterschiedlicher Zeit verwendet wurden, waren“. Damit könnte die mächtige afrikanische Handelsmetropole also schon deutlich früher existiert haben, als bislang angenommen.
Götter oder Plagegeister?
Während so gut wie jede und jeder schonmal von menschlichen Mumien aus dem alten Ägypten gehört haben dürfte, stellt der archäologische Fund von Affen-Mumien für viele ein Kuriosum dar. Tatsächlich galten Paviane in Ägypten als heilig, da sie mit dem Sonnengott Rah assoziiert waren. Ihre Darstellungen befinden sich etwa auch auf Grabmalereien und -gravuren.
Aufgrund ihrer religiösen Bedeutung liegt es nahe, dass Paviane in Punt beziehungsweise Adulis gezüchtet und dann gen Norden exportiert wurden. In ihrer Heimat hingegen dürften sich die Primaten nur geringer Beliebtheit erfreut haben. Da sie dazu neigen, Dinge zu stehlen und die Ernte zu vernichten, gelten sie in Afrika eher als Plagegeister.
Quelle: „Origin of ancient mummified baboons found in Egypt“ (Science Daily, Oktober 2024)
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.