In Zeiten des Internets könnte man meinen, dass alle Welt sich zumindest auf eine Sache universal einigen kann: Katzen. Die Vierbeiner sind süß und nicht selten unfreiwillig komisch, wie unzählige Videos im Netz belegen. Dabei kann man schnell vergessen, dass es sich bei ihnen immer noch um Raubtiere handelt, die sich entsprechend verhalten. Und das ist in Wahrheit gar nicht gut.
Katzen töten massenhaft lokale Fauna
Katzen kehren nach Streifzügen ab und an mit Beute im Maul zurück oder hinterlassen beim Streunen diverse Tierkadaver. Laut einer neuen Studie fressen sie dabei eine ganze Bandbreite an anderen Tieren, was sie zu kulinarischen Generalisten macht.
Darunter leidet die jeweilige einheimische Tierwelt enorm: Zum Beispiel kam bereits 2019 ans Licht, dass Katzen allein in Australien mehr als zwei Milliarden Reptilien, Vögel und Säugetiere pro Jahr töten, wie unter anderem der Australian National University Reporter berichtete. Weltweit dürfte die Zahl um ein Vielfaches höher sein.
Allgemein gelten freilaufende Hauskatzen als höchst problematisch und zählen zu den invasiven Arten – also Tiere, die in Regionen verbreitet sind, in die sie ursprünglich gar nicht gehören und die die betroffenen Gebiete durch ihr Verhalten negativ beeinflussen. Deswegen gehört eine Hauskatze eben auch nur in die eigenen vier Wände, nicht jedoch in die freie Wildbahn.
Auch spannend: Es ist ein altes Klischee, dass sie sich nicht mögen und in Konkurrenz zueinanderstehen. Aber wer ist intelligenter – Hund oder Katze? Dazu gibt es eine wissenschaftliche Antwort.
Artenvielfalt durch Katzen bedroht
In der neuen Untersuchung halten Christopher Lepczyk und sein Team von der Auburn University fest, dass Hauskatzen (Felis catus) mehr als 2.000 verschiedene Tierarten auf dem Speiseplan stehen haben. 347 davon gelten in Bezug auf ihre Erhaltung als gefährdet und einige sind sogar schon ausgestorben. Besonders in Australien und anderen Inselnationen ist ihr Anteil am Aussterben ganzer Tierarten gut belegt. Auf dem Festland galt dies bislang als schwerer nachzuvollziehen.
Für seine möglichst umfassende Analyse schaute das Forschungsteam deshalb auf alle Aufzeichnungen, die man zum Thema finden konnte – manche gingen bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück. Unter den 2.084 getöteten Spezies sind 981 Vogel-, 463 Reptilien- und 431 Säugetierspezies vertreten. Mäuse und Ratten kamen regelmäßig vor. Darüber hinaus ernährten sich die Katzen auch von Emus, Grünen Meeresschildkröten, Ochsenfröschen und Vieh – dann wohl mitunter von deren Aas.
Laut Lepczyk kennt man in der Forschung so gut wie kein anderes Säugetier, das so viele verschiedene Tierarten frisst. Fast neun Prozent aller Vogel- und sechs Prozent aller Säugetierspezies sind nicht vor ihnen sicher. Zu den exotischeren Beispielen zählen unter anderem der australische Schwarzschwanz-Beutelmarder und der Newellsturmtaucher von Hawaii – beide sind stark gefährdet.
Ausmaß womöglich noch weitaus schlimmer
In ihrer Studie belegen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie gefährlich Katzen für andere Tiere sind. Dabei können sie noch nicht einmal die gesamten Dimensionen des Problems erfassen. Denn in vielen ihren Quellen konnte man Beutetiere nicht richtig und von daher nur als „unbekannt“ klassifizieren. Auch getötete, aber nicht gefressene Beute tauchte nicht in den Dokumenten auf. Von Insekten ganz zu schweigen, die viel schwieriger in Mägen oder Kot nachweisbar sind.
Zudem wurden die meisten bisherigen Untersuchungen zur Ernährung von Katzen in Australien oder Nordamerika durchgeführt. Vielfältige, auch tropische Gebiete in Asien, Afrika und Südamerika sind stark unterrepräsentiert. Katzen könnten also noch viel mehr Tierarten auf ihren Gewissen haben, weshalb Halterinnen und Halter unbedingt ihre geliebten Haustiere auch stets daheimlassen sollten.
Quellen: „A global synthesis and assessment of free-ranging domestic cat diet“ (Nature Communications 2023), Australian National University Reporter
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