André Thess ist Energieforscher an der Universität Stuttgart. Seine Expertise basiert auf jahrelanger wissenschaftlicher Erfahrung und Forschungstätigkeit an internationalen Instituten, wie in Japan, China oder den USA. Nun hinterfragt er die Pläne der Bundesregierung, den Energieverbrauch in den kommenden zwanzig Jahren nahezu zu halbieren. Für den Physiker sind die Vorhaben der Politiker*innen zur Energiewende zu „teuer, klimafeindlich und unsicher“.
Energiewende deutlich teurer als gedacht
In einem Interview mit Welt erklärt Thess, dass eine vollständige Umstellung Deutschlands auf Sonnenenergie und Windkraft knapp zehn Billionen Euro kosten würde. Das entspricht etwa 100.000 Euro pro Einwohner*in. Um dies zu finanzieren, müsste die Bundesrepublik jährlich rund zehn Prozent ihrer Wirtschaftsleistung aufwenden.
Die Pläne der Bundesregierung seien zwar kompatibel mit den Gesetzen der Physik, für Thess ist dies aber nicht der einzige Faktor, der über das Gelingen der Energiewende entscheidet. Der Forscher verweist auf die Diskrepanz zwischen politischen Versprechen und wirtschaftlicher Realität. Er vergleicht das Projekt mit dem Bau der Hamburger Elbphilharmonie, die am Ende zehnmal teurer wurde als gedacht.
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Physiker wirft Wirtschaft und Medien Opportunismus vor
Thess wirft den Verantwortungsträger*innen aus der Wirtschaft vor, nicht schon vor fünf bis zehn Jahren ihre Kritik lauter eingebracht zu haben. Stattdessen hätten sie „opportunistisch alles durchgewunken“. Auch die Medien bezieht der Forscher in seine Kritik mit ein, „denn mit solchen Zahlen bekommen Sie keinen Applaus und keine Einladungen in Talkshows.“
Nach Aussage des Physikers habe die Politik unabhängige Wissenschaftler*innen zu lange übergangen und dafür auf optimistische Prognosen aus geförderten Denkfabriken gesetzt. „Visionen sind legitim, aber auch die Energiewende krankt an optimistischen Kostenschätzungen,“ so das Fazit des Energieforschers.
Quelle: Welt
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