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Ostsee: Forscher warnen vor steigender Gefahr im Wasser

Zahlreiche Waffen aus dem zweiten Weltkrieg lagern noch immer auf dem Grund der Ostsee. Besonders im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine und der jüngsten Explosion der Nordstream-Pipeline könnte dies in Zukunft sehr gefährlich werden, mahnt ein Forscher.

Wellen krachen im Sturm gegen eine Barrikade.
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Hormone im Trinkwasser: Ein wachsendes Problem

Die Bemühungen, unser Trinkwasser rein zu halten, werden immer größer. Hormone im Trinkwasser sind ein stetig wachsendes Problem.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden im Zuge der Entmilitarisierung Deutschlands zehntausende Tonnen Munition direkt aus den Arsenalen und Fabriken in Nord- und Ostsee entsorgt. In den nachfolgenden Jahrzehnten wurde diesem Problem wenig Beachtung geschenkt. Doch nun drängt die Zeit, wie mehrere Forscher*innen warnen

Ostsee: Weltkriegsmunition auf dem Meeresgrund

Denn die Metallhüllen beginnen zu rosten und der Sprengstoff liegt schon jetzt teilweise offen auf dem Meeresboden. Krebserregendes und erbgutschädigendes Trinitrotoluol sowie dessen Abbauprodukte wurden bereits im Wasser, in Muscheln und Fischen nachgewiesen, heißt es in einer offiziellen Erklärung des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Und beruft sich dabei auf eine gemeinsame Forschung von Wissenschaftler*innen des Institut für Toxikologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und dem Thünen-Institut.

„Allein in der deutschen Ostsee geht man von 300.000 Tonnen Munition und Bomben aus, in der deutschen Nordsee von 1,3 Millionen Tonnen“, berichtet Umweltwissenschaftler Torsten Frey in einem Interview mit der Welt. Er erklärt: „Die Alliierten wussten einfach nicht, wie sie die enormen Mengen an Munition aus dem Deutschen Reich loswerden sollten, als sie im Meer zu verklappen.“

Daneben würden sich auf dem Grund der Ostsee aber auch Minen und Bomben aus dem zweiten Weltkrieg finden. Die zum Beispiel versehentlich zu früh über dem Meer abgeworfen worden, obwohl sie eigentlich Küstenstädte treffen sollten. „Bislang ist zwar noch wenig von dem Material durchgerostet, die Gefahr steigt aber“, warnt Frey.

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Schadstoffe könnten in Essen gelangen

Denn Fische in der Umgebung verrosteter Munition zeigen bereits höhere Raten an Lebertumoren. So könnten die Schadstoffe auch potenziell in unser Essen gelangen. Vorerst gibt der Forscher aber Entwarnung. Noch bestehe beim Verzehr von Ostseefisch keine Gefahr. In Experimenten mit Muscheln an den Munitionshaufen sammelten sich diese Stoffe aber bereits in den Tieren so stark an, dass diese nicht mehr gegessen werden konnten. 

Zudem liegt die meiste Munition in der Ostsee nicht besonders tief. Oft nur zwischen zehn bis 25 Metern, sodass sie von den Stürmen mitgerissen werden kann. An den Stränden werden die Kampfmittel dann gefährlich für Spaziergänger*innen und spielende Kinder. „Darunter findet sich das weiße Phosphor, das in Brandbomben enthalten war. An der Luft kann es sich selbst entzünden und in der Hosentasche argloser Sammler mit einer Temperatur von bis zu 1300 Grad abbrennen“, mahnt Frey.

Die aktuelle politische Situation würde diese Gefahr noch weiter verschärfen, so der Umweltwissenschaftler: „Besonders seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs und nach der Sprengung der North-Stream-Pipelines sind die Munitionshaufen in den Fokus der Sicherheitsbehörden gerückt. Viele dieser Haufen liegen wenige Seemeilen vor unserer Küste, in der Nähe von Schifffahrtsrouten und Unterseekabeln.“

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Pilotbergung startet im August

Um all diese Gefahren in Zukunft einzudämmen, startet im August nun eine Pilotbergung von Altmunition in der Lübecker Bucht. „Zehn Jahre hat es gedauert, bis wir diesen wichtigen Schritt bei der Munitionsbergung machen konnten. Viel zu lang wurden unsere Meere mit dem Problem der rund 1,6 Millionen Tonnen Munitionsaltlasten sich selbst überlassen“, sagte Tobias Goldschmidt, Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein.

„Durch das vom Bund mit 100 Millionen Euro ausgestattete Sofortprogramm werden wir viele Erkenntnisse gewinnen, wie wir möglichst effizient und schnell die verschiedenen Arten an Munition aus unseren Meeren bergen können. Das hat noch kein Land der Welt versucht oder geschafft“, fügt dieser hinzu. Das dabei mit der Ostsee begonnen wird und nicht mit der Nordsee, obwohl diese noch mehr alte Munition beherbergt, hat dabei einen speziellen Grund.

Denn in der Ostsee liegt die meiste Munition auf dem Grund auf. In der Nordsee wird hingegen sie ständig durch die Tidenströmung aus- und wieder eingegraben. „Weil man jetzt erstmal wissen will, welche Technologien sich grundsätzlich eignen, um das Material zu bergen, fängt man mit einer verhältnismäßig einfachen Situation an“, so Frey über die geplante Mission in der Lübecker Bucht.

Quellen: Welt, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.

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