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Archäologischer Fund: Forscher rätseln über uralten Kalender

Vor über einhundert Jahren haben Forscher*inne ein Bauteil einer komplexen antiken Maschine entdeckt. Bis heute lässt sich über deren Funktion nur spekulieren. Ein Forschungsteam hat nun eine neue These aufgestellt.

Illustration eines antiken Kalenders mit astronomischen und mathematischen Symbolen
© Tryfonov - stock.adobe.com

5 ärchäologische Funde, die noch heute Rätsel aufgeben

Einige Überbleibsel der Vergangenheit lassen auch nach tausenden von Jahren noch viele Fragen unbeantwortet.Wir zeigen dir 5 archäologische Funde, die auch heute noch eine Menge Rätsel aufgeben.

Der Mechanismus von Antikythera ist ein Gerät aus mehreren Komponenten, das 1901 aus einem Schiffswrack in der Nähe der griechischen Insel Antikythera geborgen wurde. Es handelt sich vermutlich um die Überreste eines komplexen mechanischen Rechners antiken Ursprungs und wird deshalb auch oft als der älteste bekannte Computer der Welt bezeichnet. Bis heute birgt der archäologische Funde für die Forschung noch zahlreiche Rätsel.

Archäologischer Fund: Komplexer antiker Rechner

Über Jahrzehnte hinweg konnte die Wissenschaft herausfinden, dass der Mechanismus als handbetriebener mechanischer Computer funktionierte. Mit diesem konnten bestimmte Himmelsphänomene, wie eine Sonnenfinsternis mit bemerkenswerter Genauigkeit berechnet werden.

Eine Schlüsselkomponente des archäologischen Fundes ist der „Kalenderring“-Mit diesem könnten wohl die Tage des Jahres verfolgt werden. Wobei jedes Loch einen einzelnen Tag darstellt. Dieser Ring ist jedoch nur teilweise erhalten. Das macht es schwierig, die genaue Anzahl der Tage zu bestimmen, die er messen sollte.

Über einhundert Jahre nach seiner Entdeckung, hat ein Forschungsteam der University of Glasgow diesen noch einmal eingehend untersucht. Ihre Ergebnisse stellen herkömmliche Theorien bezüglich des archäologischen Fundes in Frage.

Zahlreiche unbekannte Parameter

So konnten sie herausfinden, dass der Mechanismus von Antikythera dem griechischen Mondkalender folgte und nicht dem ägyptischen Sonnenkalender, wie bislang angenommen. Im Jahr 2020 hatte der unabhängige Forscher Chris Budiselic und sein Team bereits vermutet, dass der Kalenderring wahrscheinlich nicht 365 Löcher besitzt. Also damit auch nicht so viele Tage messen konnte, wie es einem vollen Sonnenjahr entspricht. Diese Feststellung wurde nun von einem Team der Universität Glasgow bestätigt.

Die beiden Professoren für Astrophysik, Graham Woan und Joseph Bayley, verwendeten fortschrittliche statistische Methoden, um die Positionierung der bekannten Löcher und die Fragmente des Mechanismus zu analysieren. Ihre Techniken, lieferten starke Beweise dafür, dass der Kalenderring entweder 354 oder 355 Löcher enthielt. Diese Zahl stimmt mit dem griechischen Mondkalender überein.

„Die 354-Löcher-Annahme ist unseren Berechnungen zufolge 229-mal wahrscheinlicher als 360 Löcher und um Längen wahrscheinlicher als 365 Löcher“, erklären die beiden Wissenschaftler. Trotzdem handelt es sich bei dieser Erkenntnis weiterhin um eine Vermutung, die auf mehreren unbekannten Parametern beruht. Ob der archäologische Fund also wirklich nur 354 Tage gemessen hat, kann bis heute nicht eindeutig geklärt werden.

Quellen: „An Improved Calendar Ring Hole-Count for the Antikythera Mechanism: A Fresh Analysis“ (Horological Journal, 2024)

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