Manchmal präsentiert uns unser Planet Fossilien, die so außergewöhnlich sind, dass sie uns in Ehrfurcht versetzen. Sie können von den massiven Überresten urzeitlicher Riesenfauna und -flora bis hin zu winzigen Partikeln reichen, die immense Geheimnisse der Vergangenheit bergen.
Fossil: Forscher macht Fund seiner Träume
Ein solch bemerkenswerter Fund ist das Fossil einer sesamkorn-großen Baby-Wurmlarve, die Forschende in chinesischem Gestein eingeschlossen entdeckten. Sie stammt aus dem Kambrium vor etwa 520 Millionen Jahren und repräsentiert eine neue Gattung und Art von Euarthropoden namens Youti yuanshi.
Euarthropoden sind eine vielfältige Gruppe von Gliederfüßern, zu der Insekten, Spinnen, Krebse und Tausendfüßler gehören. Sie zeichnen sich durch gegliederte Extremitäten und ein Exoskelett aus Chitin aus, das Schutz und Beweglichkeit bietet. Diese Merkmale ermöglichen ihnen eine enorme Anpassungsfähigkeit und haben zu ihrer großen Vielfalt und Verbreitung auf der Erde beigetragen.
„Wenn ich von dem Fossil träumte, das ich am liebsten entdecken würde, dachte ich immer an eine Gliederfüßer-Larve, weil Entwicklungsdaten für das Verständnis ihrer Evolution so wichtig sind“, erklärte Dr. Martin Smith von der Universität Durham. Dr. Smith leitete die Studie zur Untersuchung und Einordnung des faszinierenden Fossils, dass die er gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen im Fachjournal Nature veröffentlichte.
Trotz seiner winzigen Größe ist dieses Fossil fast perfekt erhalten, einschließlich seiner inneren Anatomie. Diese außergewöhnliche Konservierung ermöglicht es Forschenden, Einblicke in die evolutionäre Geschichte dieser Kreaturen zu gewinnen, die nur wenige andere Fossilien bieten können.
Auch interessant: Unter dem Eis der Antarktis: Natürliche Zeitkapsel ist so groß wie eine Stadt
Winzige Larve „fast perfekt konserviert“
Larven seien so winzig und zerbrechlich, dass die Chancen, eine versteinerte Larve zu finden, ausgesprochen niedrig seien, erklärte Smith weiter. Das zumindest habe er gedacht. Die Besonderheit des Fossils bestehe zudem darin, dass man noch immer Strukturen erkennen könne, die unter der Haut des Lebewesens erhalten geblieben sind.
Die Mitautorin der Studie, Dr. Katherine Dobson von der University of Strathclyde, ergänzte: „Es ist immer interessant zu sehen, was sich im Inneren einer Probe befindet, wenn man die 3D-Bildgebung verwendet, aber diese unglaublich winzigen Larve hat die natürliche Fossilisierung fast perfekt konserviert.“ Die frühe Entwicklungsstufe der Larve, die in antiken Fossilien selten zu sehen ist, bietet damit einzigartige Einblicke in die Evolution der Arthropoden.
Auch interessant: Unter dem Eis der Antarktis: Forscher finden Hinweis auf eine historische Katastrophe
Prototyp moderner Arthropoden
Die Untersuchung der uralten Larve gibt wertvolle Einblicke in die evolutionären Prozesse, die einfache, wurmartige Organismen in die komplexen Strukturen von Gliederfüßern mit spezialisierten Gliedmaßen, Augen und Gehirnen verwandelten. Das Fossil zeigt zum Beispiel eine Gehirnregion namens „Protocerebrum“, die später die Grundlage für den segmentierten und spezialisierten Kopf der Gliederfüßer bildete, mit Anhängseln wie Antennen, Mundwerkzeugen und Augen.
Die innere Anatomie von Y. yuanshi offenbart damit sozusagen frühe Versionen von Merkmalen, die in modernen Arthropoden zu sehen sind. Zusätzlich zeigen ihr Kreislauf- und Verdauungssystem Verbindungen zur späteren Entwicklung von Arthropodenmerkmalen.
Gefunden wurde es in der Yu’anshan-Formation, einem schieferreichen Gestein, das reich an Fossilien ist. Es wurde mit Essigsäure extrahiert und mittels hochauflösender Scans untersucht, um seine detaillierte Anatomie zu offenbaren. Obwohl nur wenige Millimeter groß, zeigte das Fossil eine strukturierte Haut, Kopf, Beine und innere Organe, einschließlich Gehirn, Verdauungsdrüsen, Kreislaufsystem und Nervensystem.
Quelle: Durham University; „Organ systems of a Cambrian euarthropod larva“ (Nature, 2024)
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.