Wer glaubt, auf dem eigenen Handy befinden sich nur selbst installierte Anwendungen, irrt. Sogenannte Spionage-Apps können ganz heimlich und auf verschiedensten Wege zu dir gelangen. Ein solches Programm lässt sich beispielsweise mühelos von Dritten auf dein Smartphone spielen, ganz ohne dass du es merkst. Auf die Folgenden solltest du dein Handy gelegentlich untersuchen, denn sie sind besonders schwer zu finden.
Spionage-Apps: Unauffällig und deshalb gefährlich
Sie sind nicht zwingend in offiziellen App Stores zu finden, aber dennoch für alle online frei zugänglich: Spionage-Apps. Umstritten sind sie vor allem aus einem Grund. Was bei Kindern und Personen unter Aufsichtspflicht nämlich von Vorteil sein kann, missbrauchen andere zur bloßen Überwachung ahnungsloser Personen.
Vorsicht ist dabei spätestens dann geboten, wenn ein Anbieter damit wirbt, dass die Anwendungen praktisch nicht zu entdecken sind. Für eine seriöse Nutzung sollte diese Eigenschaft keine Rolle spielen. Das „Gute“: Solche Exemplare kosten Geld, und oft nicht zu wenig. Damit stellen sie zumindest eine gewisse Hürde dar.
An dieser Stelle hören die Schwierigkeiten allerdings schon auf. Denn wer zahlt, bekommt Zugang zu gefährlichen Tools, die dein komplettes Verhalten überwachen können. Und zwar ohne dein Wissen. Drei Beispiele sind besonders invasiv und auch schwer auszumachen.
Wichtig: Es ist in Deutschland illegal, eine Spionage-App oder andere Überwachungstools ohne Zustimmung der Zielperson zu nutzen und deren Verhalten zu beobachten oder sogar aufzuzeichnen.
So deckst du Spionage-Apps auf
Um Spionage-Apps auf deinem Handy aufzuspüren (Anleitung), gibt es zum Glück verschiedene Schritte. Im Fall der genannten Anwendungen musst du allerdings genauer hinsehen, weil sie darauf programmiert sind, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Einige Anzeichen dürften sie jedoch dennoch verraten, wenn du weißt wonach du schauen musst.
Achte aber immer auch auf „normale“ Handy-Apps, die sich durchaus wie Spionage-Apps verhalten. Sie können deinen Standort mitschneiden, deine Daten mit Fremden teilen oder dich durch teure Werbung im Hintergrund einfach nur Geld kosten. In manchen Fällen handelt es sich dabei sogar um weit verbreitete und beliebte Anwendungen.
Lesetipp: So kannst du Apps löschen (iOS & Android)
Spionage-App #1: Spyic
Hinter dem Label Spyic versteckt sich eine Spionage-App, die explizit für Android, aber auch das iPhone erhältlich ist. Sie ist anscheinend so beliebt, dass sie manche Portale schon vor Jahren als weltführend beschrieben haben. Dem Entwickler zufolge soll es unter anderem mehrere Millionen an iPhone-Nutzer*innen geben.
Gefährlich wird sie vor allem dadurch, dass sie ohne Jailbreak oder ein Rooten des Android-Handys einsatzbereit und in wenigen Minuten zu installieren ist. Damit eignet sie sich auch für unerfahrene Nutzer. Nach der Installation löscht sie ihr Icon von allein und läuft unbemerkt im Hintergrund. Dazu ist auch die Größe der App unauffällig gering. Laut Spyic selbst ist die Anwendung zudem „unauffindbar“.
Was tut die Spionage-App (unvollständige Liste)
- Soziale Medien: Überwachung von WhatsApp, Snapchat, Facebook und anderen Apps
- Standort: Echtzeittracking inklusive Adressen, Zeitstempeln und Standorthistorie
- SMS und Telefonate: selbst gelöschte Nachrichten sind einsehbar, Länge, Häufigkeit und Kontakte von Anrufen können nachvollzogen werden
- Geo-Fencing: Alarm, wenn die Zielperson virtuell auf der Karte abgesteckte Zonen verlässt
- Keylogger: jeder „Tastenanschlag“ auf dem Gerät wird aufgezeichnet
- Foto/ Videos: alle heruntergeladenen Dateien sind einsehbar
Spionage-App #2: FlexiSpy
Auch die Spionage-App FlexiSpy gilt als besonders beliebt und weit verbreitet in der Nutzung. Der Anbieter bezeichnet sein Produkt sogar als „die leistungsfähigste Spionage-App für Android der Welt“. Darüber hinaus ist sie außerdem mit iPhones, iPads und Computern kompatibel.
Verdächtig ist die Anwendung bereits dadurch, dass auf der Seite nur darauf hingewiesen wird, dass „physischer Zugriff auf das Gerät“ nötig ist. Die eigentlich ebenfalls erforderliche Zustimmung der Zielperson findet keine Erwähnung. Auf einer früheren Version der Webseite soll es laut Vice zudem geheißen haben: „Viele Frauen betrügen. Sie alle benutzen Handys. Ihre Handys werden Ihnen verraten, was sie nicht sagen.“
Was tut die Spionage-App (unvollständige Liste)
- Aufnahmen machen: Telefonate, Umgebung, Facebook, Hangout, Line, Skype, Viber, WhatsApp
- Nachrichten einsehen: Facebook Messenger, Snapchat, Instagram, Line, Skype, WhatsApp, Google Messages, Telegram, Tinder, WeChat, E-Mail
- Screenshots anfertigen: Apps
- Überwachung: SMS, MMS, Standort, Aktivitäten, Netzwerkverbindungen, App-Aktivitäten, App-Installationen, Fotos, Videos, Audiodateien, Akkustand, …
- Keylogger: jeder „Tastenanschlag“ auf dem Gerät wird aufgezeichnet
Spionage-App #3: Mobilespy
Eine dritter Vertreter von Spionage-Apps ist Mobilespy. Die Anbieter bewerben ihr Produkt als „fortschrittlichsten Smartphone-Spion der Welt“. Zwar verweist man dazu vordergründig auf die Nutzung durch Eltern und Schulen, um Kinder für deren Schutz zu überwachen. Auf der anderen Seite ist aber auch ein zusätzlicher, fragwürdiger Anwendungsfall genannt: „Mobilespy ist dazu designt ihre (…) Angestellten auf einem Smartphone, das ihnen gehört, zu überwachen.“
Achtung: In Deutschland hat der Arbeitgeber kein prinzipielles Recht auf ständige oder heimliche Überwachung von Diensthandys. Stichprobenartige Prüfung des Einhaltens expliziter Verbote sowie in Sonderfällen die Einsicht wichtiger Daten bei zusätzlich privater Nutzung des Gerätes sind allerdings zulässig.
Dazu kommt, dass der Hinweis auf die nötige Zustimmung der Zielperson gut versteckt und zudem missverständlich formuliert ist. Im Footer der Webseite findet sich ein „Disclaimer“, der die entsprechende Information erst durch die Option „Mehr lesen“ zum Vorschein bringt: „Sie müssen Nutzer des Mobiltelefons informieren, dass sie durch den Mobilespy-Dienst überwacht werden.“
Was tut die Spionage-App (unvollständige Liste)
- Standort: Überwachung in Echtzeit
- Kamera und Mikrofon: Live-Zugriff
- Überwachung: Nachrichten, Anrufe, Bilder, Video, …
- Zugriff: WhatsApp, Instagram, Facebook, Snapchat,…
Quellen: eigene Recherche, Vice
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