Deutsche und österreichische Ermittler haben ein internationales Kinderpornografie-Netzwerk aufgedeckt, wie am Donnerstag bekannt wurde. „Elysium“ hieß die Plattform, in der weltweit mehr als 87.000 Mitglieder innerhalb eines halben Jahres zusammenkamen.
Der Ausdruck „Elysium“ stammt aus der griechischen Mythologie und geht auf die Insel der Seligen zurück. Tatsächlich ging es in dem Darknet-Forum um den Austausch von Fotos und Videos mit Darstellungen von schwerstem sexuellen Missbrauch.
Erste Fetsnahmen zeige, Täter stammen aus Deutschland
Drei Hauptverdächtige wurden in Deutschland festgenommen, berichtete Georg Ungefuk von der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt. Die Männer stammen aus Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Dazu gibt es weltweit eine Reihe weiterer Beschuldigter. Die Festnahmen spielen sich vor allem in Deutschland und Österreich ab. Besonders im Fokus der Ermittler steht der mutmaßliche Betreiber der Kinderporno-Plattform aus dem Landkreis Limburg-Weilburg in Hessen.
Der 39-Jährige befindet sich nach einem Haftbefehl des Amtsgerichts Gießen seit Mitte Juni wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. Er soll als Administrator der Plattform maßgeblich für die Bereitstellung der technischen Infrastruktur verantwortlich gewesen sein. Ihm wird auch vorgeworfen, selbst die Bilder und Videos produziert und dann in dem Forum angeboten zu haben, sagte ein Gerichtssprecher. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung war der Server der Plattform beschlagnahmt worden. Dem Mann droht eine Strafe von bis zu 15 Jahren Haft.
Größtes Kinderporno-Netzwerk Europas
Für die Ermittler ist dieser Schlag gegen die Kinderporno-Szene ein außergewöhnlicher Erfolg. Es sei die europaweit größte Darknet-Plattform vom Netz genommen worden, erklärte Oberstaatsanwalt Ungefuk. Besonders erstaunlich ist für die Experten auch der massive Mitgliederzuwachs von „Elysium“ in kürzester Zeit. Erst Ende 2016 war die Plattform im Darknet – dort können sich Internetnutzer fast komplett anonym bewegen – freigeschaltet worden. Dass es innerhalb nur eines halben Jahres bis zum Abschalten Mitte Juni dieses Jahres fast 90.000 Nutzer gab, zeige, wie groß die Szene ist, sagte der Oberstaatsanwalt.
Für den Wiesbadener Kriminalpsychologen Rudolf Egg beweist der Fahndungserfolg, dass viele Pädophile beim Internet offenbar noch immer von einem anonymen und rechtsfreien Raum ausgehen. Egg vermutet, dass es vor „Elysium“ bereits Verbindungen zwischen den Mitgliedern gab und die Dunkelziffer in der Szene erheblich ist. Vermutlich habe aber nur ein harter Kern das Forum für tatsächliche Treffen für Verabredung zum sexuellen Missbrauch genutzt. Die meisten Nutzer verwendeten die Bilder und Videos, um ihre Neigung zu befriedigen.
Szene wird von schönen Namen angelockt
Der Name „Elysium“ für eine Kinderpornografie-Plattform ist keine Besonderheit: 2010 gab es in Hessen etwa ein großes Verfahren gegen eine Plattform mit dem Namen „Zauberwald“, berichtete Ungefuk. „Das erleben wir öfter. Schöne Namen locken die Szene an.“