Volvo will ab 2019 keine Autos mehr bauen, die nur mit einem Verbrennungsmotor angetrieben werden. Beim japanischen Autobauer Mazda heißt es hingegen, dass Hybrid- oder Elektroautos nicht zentral für die Zukunftspläne seien. Für Konstantinos Boulouchos, Professor an der
Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH)
, der das Schweizer Kompetenzzentrum für effiziente Mobilität leitet, gibt es jedoch einen klaren Trend zum E-Auto.
„Im Moment spricht vieles dafür, dass der zukünftige Personenwagen ein Elektroauto sein wird“, sagt er auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Aber: Elektrofahrzeuge sind nicht die beste Antwort auf Umweltprobleme. „Auch im Bereich der Pkw wäre die technisch und ökologisch beste Lösung vorerst noch ein Benzin- oder ein Gashybridauto“, sagt er.
Stromerzeugung verursacht enorme CO2-Emissionen
Der Grund dafür ist die Stromproduktion. So wird zum Beispiel in Europa noch viel Strom von Kohlekraftwerken erzeugt, was alles andere als klimaschonend ist. „Wenn man vor allem die CO2-Emissionen reduzieren wollte, wäre es sinnvoller, zuerst diese Kohlekraftwerke zu ersetzen anstatt damit E-Fahrzeuge zu betreiben“, sagt Boulouchos. Für die nächsten 10 bis 15 Jahre wäre dies eindeutig der schnellere Weg zur angestrebten Absenkung der CO2-Emissionen.
Langfristig dagegen bestimme die Entschiedenheit der Umsetzung die Entwicklung. „Wenn sehr viel Geld in neue Energien und in den Ausbau der Übertragungsnetze investiert wird, kann der Umstieg auch bezüglich Emissionen erfolgreich sein.“ Boulouchos rät den europäischen Staaten in diesem Zusammenhang zudem ein verstärktes industriepolitisches Engagement.
„Vor allem bei den Batterien ist es wichtig, dass die europäische Industrie nicht abgehängt wird“, sagt er. Bei der Produktion ist sie bereits im Rückstand. China hat zudem mit der Sicherung wichtiger Schürfrechte für Batterie-Rohstoffe in Afrika die eigene Position in diesem Zukunftsmarkt weiter gestärkt.
E-Akkus werden zur Wegwerfware
Batterien sind aber auch technisch ein Schwachpunkt der E-Mobilität. Die als großer Fortschritt bezeichnete Schnellladung ist laut Boulouchos nämlich ein Trugschluss. Denn bis jetzt ertrage keine Batterie auf Dauer eine solche Prozedur. Aber auch bei diesem Argument gegen Elektroautos gilt, was Boulouchos über Batteriepreise und die Wirkung der Politik sagt. „Wir alle haben unterschätzt, wie schnell die Preise sinken und wie stark sich die Politik bei der Senkung der CO2-Emissionen der Autos ins Zeug legt.“
Für den immensen Trend zu Elektroautos sieht Boulouchos übrigens vor allem einen Grund: China. Das Reich der Mitte habe in der Fahrzeugproduktion neue Verhältnisse geschaffen, sagt er. Ausschlaggebend dafür sei neben der Größe des Landes und der starken Luftverschmutzung in vielen chinesischen Städten vor allem eine rigoros durchgesetzte Industriepolitik.
China wird neue Auto-Supermacht
Tatsächlich hat sich China zum Ziel gesetzt, die Fahrzeuge für den eigenen Automarkt selbst zu produzieren. Allein aufgrund der immensen Größe des Heimmarkts wird China so zur Auto-Supermacht und damit zum Taktgeber der zukünftigen Mobilitätstechnik aufsteigen. Den Systementscheid zugunsten E-Fahrzeugen habe dabei die chinesische Regierung aus technischen und versorgungstechnischen Gründen gefällt, sagt Boulouchos.
So sei es der chinesischen Industrie bei den Benzinmotoren nicht gelungen, den Rückstand auf die westlichen Autobauer aufzuholen. Bei der E-Mobilität jedoch habe China sowohl die nötigen Rohstoffe sowie auch die industrielle und finanzielle Potenz, um den Markt zu dominieren, sagt der Mobilitätsexperte. „Damit hat China alle Hebel in der Hand, um den Trend vorzugeben.“
Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht erstaunlich, dass sich ausgerechnet Volvo zum Elektroauto-Vorreiter aufschwingen will. Volvo gehört seit 2010 dem chinesischen Autokonzern Geely. Auch Übernahmen von westlichen Autobauern oder Autozulieferern können demzufolge Teil der chinesischen Expansionsstrategie sein.