Was bedeutet „anonym“ im Internet eigentlich? Zunächst einmal heißt Anonymität, dass eine Person oder Gruppe nicht identifizierbar ist. Im Falle des Internets, das vielfach und im eigentlichen Sinne fälschlicherweise auch als anonyme Kommunikationsplattform bezeichnet wird, ist anonymes Surfen ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen tatsächlich nicht so einfach möglich.
Wie sichtbar bin ich im Internet?
Selbst wenn du dich beim Surfen und Posten subjektiv unbeobachtet und anonym fühlen solltest, hinterlässt du dennoch zahlreiche Spuren, die zum Teil zur Identifizierung deiner Person ausreichen. Das fängt schon mit deiner IP-Adresse (zur Definition) an und geht weiter über unkontrollierbare Einflussfaktoren, wie andere Personen und Protokollmechanismen von Rechnern, die dazu fähig sind, Inhalte mitzulesen, zu speichern, zu kopieren und weiterzugeben.
Deine Möglichkeiten, anonym zu surfen, werden beispielsweise durch die Mitübertragung deiner IP-Adresse bei jeder Art der Kommunikation eingeschränkt. Sie ermöglicht die Identifizierung der Teilnehmer online, meistens anhand einzelner Rechner. Dazu kommt die Übermittlung deiner Windows-Version und des von dir verwendeten Browsers einschließlich Plug-ins.
Wie kann ich anonym surfen?
Da es in Deutschland laut Telemediengesetz (§ 13 VI TMG) erlaubt sein muss, Dienste anonym beziehungsweise unter Pseudonym zu benutzen, lässt dies zunächst eine sogenannte Pseudoanonymität zu. Sie soll dir helfen, zu verhindern, dass andere Rückschlüsse auf deine wahre Identität ziehen können. Während das bei Diensten wie Ebay, Amazon und Google+ kein Problem darstellt, verlangt Facebook beispielsweise, dass du dich unter Klarnamen, also deinem echten Namen, anmeldest.
Um deutlich unsichtbarer im Netz zu werden, gilt es dementsprechend, auch einige technische Einstellungen vorzunehmen.
Anonym surfen mit dem Smartphone
Anders als in den USA gibt es hierzulande spätestens seit Juli 2017 keine Möglichkeit mehr, anonymisierte Prepaid-Handys zu nutzen, da schon beim Kauf einer SIM-Karte die Personendaten vorzulegen sind. Grund für die Durchsetzung solcher Regeln sind vorangegangene Terroranschläge in Europa, bei denen die sogenannten „Burner“-Handys eine große Rolle gespielt haben.
Für anonymes Surfen im Internet steht dir für Android und iOS aber eine Vielzahl an Apps zur Verfügung, die laut eigener Beschreibung private Browser, Anonymisierungsdienste zum Verbergen deiner IP-Adresse, Rufnummerunterdrückung etc. umfassen.
Cookies löschen für anonymes Surfverhalten
In dem Moment, in dem du eine Webseite mit deinem Browser öffnest, werden die entsprechenden Informationen auf dem Rechner gespeichert. Cookies, also kleine Textdateien, enthalten beispielsweise deine IP-Adresse sowie das Datum und die Uhrzeit deines Besuchs auf einer Seite. Bei entsprechender Anzahl lässt sich daraus leicht ein exaktes Nutzerprofil von dir erstellen.
Alle gängigen Browser bieten dir in den Einstellungen oder im Menü die Funktion, alle oder nur die während deiner Session gespeicherten Cookies automatisch zu löschen.
Im Privatmodus hinterlässt du keine Spuren
Hast du keine Lust, ständig deine Cookies zu entfernen, nutzt du am besten die Surfhilfe deines Browsers für den Inkognito-Modus. Eine solche Funktion sorgt dafür, dass erst gar keine Daten auf deinem Rechner abgelegt werden.
- Um ein neues „InPrivate“-Fenster bei Microsoft Edge zu öffnen, klickst du die drei Punkte an und wählst den gleichnamigen Befehl. Alternativ funktioniert auch die Tastenkombination Strg-Umschalt-P.
- Bei Firefox reicht es, auf die Menüfläche und anschließend auf „Privates Fenster“ zu klicken. Auch hier funktioniert die Tastenkombination Strg-Umschalt-P.
- Nutzt du Opera, wählst du das Menü aus und „Neues privates Fenster (Strg-Umschalt-N).
- Der Internet Explorer 11 führt dich über das Zahnrad zu „Sicherheit“ und „InPrivate-Browsen“ (Strg-Umschalt-P).
Proxy-Server helfen dir beim anonymen Surfen
Für den Fall, dass du deine IP-Adresse verbergen möchtest, wenn du eine Webseite besuchst, hilft dir ein Proxy-Server (Was ist das?) weiter. Ist er als Vermittlungsstelle zwischen deinem Computer und dem Webserver im Einsatz, sorgt er dafür, dass nicht deine, sondern die IP-Adresse des Proxy-Servers gespeichert wird.
Bitte beachte: Rein sicherheitstechnisch musst du bedenken, dass die Daten jetzt unverschlüsselt übertragen werden. Sie lassen sich auf dem Proxy-Server ausspionieren und sogar manipulieren. Willst du also auf eine Webseite zugreifen, die ein Kennwort verlangt, ist dringend von der Nutzung eines Proxy-Servers abzuraten. Außerdem sorgen Zugriffe durch tausende Nutzer dafür, dass die Datenübertragungsrate massiv abnimmt.
- Im Internet findest du zahlreiche Auflistungen von Proxy-Servern. Zum Ausprobieren notierst du dir die IP-Adresse und den Port eines Proxys und gibst diese Informationen dann bei Firefox ein („Einstellungen“ -> „Erweitert“ -> „Netzwerk“ -> „Einstellungen“ -> „Manuelle Proxy-Konfiguration“).
- Bei Opera, IE11 und Microsoft Edge musst du erst den vorprogrammierten Proxy aushebeln („Einstellungen“ -> „Erweiterte Einstellungen“ -> „Proxyeinstellungen öffnen“ -> stelle den Regler bei „Proxyserver verwenden“ auf „Ein“) und kannst dann die IP-Adresse und den Port eintragen.
Mit VPN bist du abhörsicher und mit fremder IP-Adresse unterwegs
Das Virtual Private Network, kurz VPN, sorgt dafür, dass dein Rechner Kontakt zu einem Remote-Server herstellt, Teil dessen Netzwerkes wird und dessen IP-Adresse annimmt. Der Vorteil im Vergleich zum Proxy liegt in der direkten Übertragung an den Webserver und der damit fehlenden Möglichkeit zur Manipulation. Für schnelle und stabile VPN-Dienste musst du allerdings Geld in die Hand nehmen. Im Internet findest du Vergleichsplattformen, die dir die Auswahl eines geeigneten VPN-Clients erleichtern.
Browser, die dir anonymes Surfen ermöglichen
Der wohl bekannteste unter den anonymen Browsern ist „Tor“ (Windows, Mac, Linux), nicht zuletzt, weil sein Name häufig mit dem Darknet in Verbindung gebracht wird. Tatsächlich hat das Tor-Netzwerk, zu dem dir der Browser Zugang verschafft, ein einfaches Ziel: anonyme Kommunikation im Netz. Es soll deinen Aufenthaltsort, deine Browser-Historie, deine persönlichen Daten sowie Online-Nachrichten vor jedem, der eine Netzwerkanalyse betreibt, schützen.
Um das zu bewerkstelligen, schickt Tor deine Daten nicht wie ein gewöhnlicher Browser von A nach B, sondern über eine Art wirre Route durch viele verschiedene Stellen. So kann nicht bestimmt werden, woher dein Traffic kommt oder wohin er geht.
Da es sich beim Tor-Browser um eine mobile App handelt, die du von einem USB-Stick ausführen kannst, brauchst du keine Software zu installieren. Nach dem Start klickst du einfach auf „Verbinden“ und meldest dich beim Tor-Netzwerk an. Dadurch startet der auf Firefox-basierte Browser. Innerhalb des Netzwerkes werden deine Daten verschlüsselt und die Verbindung alle zehn Minuten umgeleitet.
Ein Nachteil ist der daraus resultierende, langsame Datenfluss, durch den sich komplexere Webseiten in der Regel nur schleppend aufbauen. Dazu kommt, dass Angreifer, die es schaffen, sich als vertrauenswürdiger Tor-Server in das Netzwerk einzuklinken, alle Daten abfangen können, die über den letzten Knotenpunkt vor der angesteuerten Webadresse laufen. Hier sind die Daten nämlich unverschlüsselt.
Alternative Browser zu Tor
Der Epic Privacy Browser (Windows, Mac) bietet dir nach eigenen Angaben einen umfassenden Schutz deiner Privatsphäre. Neben dem eingebauten Adblocker deaktiviert Epic unverzüglich viele der üblichen Methoden, durch die deine Privatsphäre beim Surfen kompromittiert wird. Er speichert deine Historie nicht, lässt keine Cookies Dritter zu, es gibt keine Autofill-Funktion und keinen Web- und DNS-Cache.
Der SRWare Iron (Windows, Mac, Linux, Android) sieht dem Chrome Browser sehr ähnlich, hebt sich aber in Sachen Datenschutz davon ab. Er entfernt die Nutzung einer ID zusammen mit anderen Chrome-Features, wie den Suchvorschlägen, die Bedenken zur Privatsphäre aufkommen lassen.
Auch wenn er nicht annähernd an den Tor-Browser heranreicht, hat der Comodo Dragon Browser (Windows, Mac, Linux) zumindest einige eingebaute Werkzeuge, die Surfen im Netz sicherer machen. Beispielsweise blockiert er automatisch Tracking, Cookies und Webspione, besitzt eine Validierungstechnologie, die starke und schwache SSL-Zertifikate trennt und nutzt die Comodo Anti-Virus Suite, um dich vor Viren, Malware und anderen Angreifern zu schützen.
Fazit: Mehr Privatsphäre durch anonymes Surfen ist möglich
Einhundertprozentige Anonymität im Netz gibt es wahrscheinlich nicht, dir stehen aber zahlreiche Hilfsmittel, auch kostenlos, zur Verfügung, mit denen du deine Online-Aktivitäten bis zu einem gewissen Grad privat halten kannst.
Egal, ob du beim alltäglichen Surfen einfach nur deinen Weg durch das Netz verschleiern möchtest oder es dir um die Sicherheit deiner Daten geht: Mit Apps, den richtigen Browsereinstellungen für Proxy-Server und Cookies, einem passenden VPN-Client oder speziellen Browsern wie Tor ist anonymes Surfen im Netz kein Problem mehr.
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