Diesen Mittwochnachmittag wird die britische Premierministerin Theresa May wohl nicht so lange vergessen. Denn nach einem recht soliden Beginn entwickelte sich ihr Auftritt auf dem Parteitag der Tories zu einem einzigen Albtraum, wie etwa der Guardian übersichtlich auflistet. Zuerst störte ein Komiker die Rede, danach folgte ein Hustenanfall und schließlich löste sich der Schriftzug hinter ihrem Pult Buchstaben für Buchstaben auf.
„The West Wing“ in der Realität
Dem nicht genug: Auf Twitter und anderen Social-Media-Plattformen wurden die ganzen Malheurs nicht nur mit entsprechenden Memes, GIFs und beißenden Spottkommentaren festgehalten. Findige User, unter ihnen auch Journalisten und Medienvertreter, entlarvten weitere Peinlichkeiten für die ohnehin bereits angezählte Premierministerin.
Ein besonders absurder Höhepunkt: May verwendete in einem Segment Wort für Wort eine Rede von Schauspieler Martin Sheen als US-Präsident in der TV-Serie „The West Wing“, die im englischsprachigen Raum jahrelang sehr erfolgreich war. Was sich die Redenschreiber dabei gedacht haben, wird wohl ebenso ein Rätsel bleiben wie der Umstand, dass es der Komiker Simon Brodkin unbemerkt in die erste Reihe der geladenen Gäste schaffen konnte.
Photoshop-Duell auf Twitter und Reddit
Brodkin, der im Ausland durch eine Pressekonferenz mit dem ehemaligen FIFA-Boss Sepp Blatter bekannt wurde, als er diesen vor laufenden Kameras mit Geldscheinen überhäufte, hielt May ein Rücktrittsformular hin, das er von Außenminister Boris Johnson überreichen solle. Auf Twitter und Reddit lieferten sich User schnell Photoshop-Duelle und ersetzten den Zettel etwa mit dem Buch „Regierungsherrschaft für Dummies“, einer Iron-Maiden-Schallplatte und einem Stinkefinger.
Kurz danach wurde es dann wirklich bitter. Ein schwerer Hustenanfall drohte May überhaupt ganz zu stoppen. Die anwesenden Parteifreunde versuchten die Situation zu retten und standen spontan auf, um der Premierministerin mit heftigem Klatschen Mut zu machen und eine Atempause zu gönnen. Doch auch hier zeigte sich das Internet als gemeiner Spielverderber.
Denn wie auf einem wiederholt geteilten Videoausschnitt zu sehen ist, musste die Innenministerin Amber Rudd Außenminister Boris Johnson erst böse zuflüstern, dass sich dieser gefälligst auch erheben solle. So wurde die Szene zumindest in der Öffentlichkeit wahrgenommen.
Kommunistin am Arm
Dem nicht genug: Screenshots des Hustenanfalls entlarvten, dass May ein auffälliges Armband mit Selbstporträts von Frida Kahlo trug, die sich nicht nur als bedeutende Künstlerin einen Namen machte, sondern auch als gestandene Kommunistin bekannt ist – wie einige User spitzfindig bemerkten.
Ein Slogan wie beim Glücksrad
Für den größten Spott, aber angesichts der anderen Peinlichkeiten auch eine Portion Mitleid sorgte schließlich das Ende der Rede, als sich der hinter May befestigte Slogan „Building a country that works for everyone“ Buchstabe für Buchstabe aufzulösen begann. Zunächst fiel – gut sichtbar für alle Zuseher – das F in der letzten Zeile von der Wand.
Als May schließlich ihre Rede zu Ende gesprochen hatte, fehlte auch noch das E in „everyone“. Auch dieses Missgeschick inspirierte User sofort zu kreativen Fotomontagen. Eine zeigte May in der englischen Variante von der Glücksrad-Quiz-Show.
Selbstironie zum Schluss
Zumindest auf Twitter heimste May durch die Reaktion ihres Social-Media-Teams einige Sympathien ein. So postete ihr offizieller Account am Nachmittag nur ein Bild mit Medikamenten und „hustet“ („coughs“) als Beitrag.
Dieser Artikel erschien zuerst auf futurezone.at.