Conor Browne müsste so etwas wie der Hoffnungsträger für die Hälfte der Twitterer sein: Seit Dienstagabend hagelt es Beschwerden darüber, dass Tweets jetzt bis zu 280 Zeichen lang sein dürfen. Conor Browne hat wirklich etwas dagegen: eine Browser-Erweiterung, die die langen Tweets verbergen soll. Bereits vor zwei Monaten hat er „Block280“ programmiert – und dann zunächst schon fast vergessen.
„Die meisten Leute sehen in der Beschränkung den Punkt, der Twitter so besonders macht“, schreibt der 25-jährige Browne unserer Redaktion. Am Dienstagabend ab 22 Uhr deutscher Zeit wurde das akut. Plötzlich liefen die mit langen Tweets über.
Browne reagierte mit Erweiterung auf Beschwerde über Twitter
„Ich war mir zuerst nicht sicher, ob Block280 ein größeres Thema wird“, so Browne. Block280 ist noch nicht ausgereift, aber es ist auch nur in wenigen Stunden entstanden. Als Twitter Ende September einen Test mit 280-Zeichen-Tweets startete, griff er eine Beschwerde auf: „Ich sollte etwas bauen, um die 140+-Zeichen-Tweets zu verbergen“, hatte ein Niederländer getwittert. Rund acht Stunden später hatte Browne die Idee umgesetzt.
Dann hatte er kaum noch an das Tool gedacht: „Ich habe ja kaum Tweets gesehen, die länger als 140 Zeichen waren.“ Er hatte auch nicht mehr an der Erweiterung gearbeitet und nachgebessert oder sie für das Programm Tweetdeck angepasst. Das wird er jetzt schnell nachholen, nachdem sich die Twitterlandschaft am Dienstagabend schlagartig geändert hat. „Ich denke, Block280 wird es Nutzern ermöglichen, den Twitter Feed effizienter zu überfliegen und gezielt auszuwählen, welche langen Tweets man auch lesen will.“
Browser-Erweiterungen gegen Pokémon Go und Game of Thrones
Wer den Chrome-Browser nutzt und sich seine Erweiterung installiert, bekommt auf twitter.com die langen Tweets ausgeblendet. An deren Stelle taucht nur der Hinweis darauf auf, dass ein Tweet von einem Nutzer, dessen Name angegeben ist, blockiert wurde. Erst nach einem Klick darauf wird er angezeigt.
Auf dem Höhepunkt der PokémonGo-Welle im Sommer 2016 hatte er bereits ein Helferlein „Pokémon No!“ programmiert, das alle Inhalte zu dem Spiel ausblendete. 10.000 Nutzer am Tag habe die Erweiterung zeitweise gehabt, erklärt er. Von ihm ist auch eine Erweiterung, die „Game of Thrones“-Tweets verschwinden lässt.
Zu viele lange Tweets
Nach dem Wegfall der 140-Zeichen-Grenze probieren viele Nutzer die neue Freiheit aus und treiben damit auch twittertypisch Unfug. Völlig nervige lange inhaltsleere Tweets dürften wieder weniger werden, das Problem zu langer Tweets wird für manche Nutzer akut bleiben. Inzwischen erreichen Browne viele Nachrichten mit Vorschlägen und Verbesserungswünschen. So blendet die Erweiterung derzeit auch Tweets aus, in denen ein anderer Tweet zitiert wird.
In der Summe sind das oft mehr als 140-Zeichen – jeder Tweet für sich aber nicht unbedingt. Solche Tweets wollen Nutzer vielleicht gar nicht verborgen haben. Auch das Design könnte deutlich schöner sein, findet er selbst. „Wenn Du sowas in ein paar Stunden machst, dann wird das noch nicht so schön, wie Du es gerne hättest.“
Browne selbst wünschte sich mehr Platz in Tweets
Programmiert hat Browne Block280 zum Spaß, finanziellen Vorteil hat er nicht davon. Er wird damit allenfalls bekannter. Der Ire arbeitet von Kalifornien aus an einer Unternehmensgründung. Seinen Angaben zufolge hat er nach dem Gewinn mehrerer Gründer-Wettbewerbe in seiner Heimat ein O-1-Visum erhalten, das die USA für außerordentliche Fähigkeiten in Wissenschaft, Bildung, Wirtschaft oder Sport vergeben.
Er selbst will „nicht versprechen, auch mal mehr als 140 Zeichen zu schreiben. Ich habe mir auch schon gewünscht, in einem Tweet etwas mehr Platz zu haben“. Er werde aber versuchen, Tweets kurz zu halten. „Wenn Du immer lange Tweets schreibst, werden Leute dich nicht mehr lesen wollen.“
Andere Twitter-Clients schalten zu lange Tweets stumm
Dazu könnten Nutzer auch andere Wege nutzen. Ein indischer Entwickler hat auf einen Trick aufmerksam gemacht, in manchen Twitter-Clients in den Einstellungen automatisch längere Tweets stummzuschalten. In seinem Beispiel hat er im Tapbot fünf Zeilenumbrüche als Kriterium gewählt. Unsere Redaktion hat nicht verifiziert, ob seine Methode funktioniert.