Die Blockchain-Technologie steht aktuell ganz oben auf der Trend-Liste. Nicht zuletzt in Deutschland hat sie jedoch nur durch den Finanzsektor an Aufmerksamkeit gewonnen – das soll sich ändern. Die stetig fortschreitende Weiterentwicklung der Blockchains macht nahezu täglich neue Aufgabenfelder für die noch junge Technologie zugänglich.
Blockchain überwindet Grenzen
Manage IT beschreibt Blockchains als Datensammlungen, die Transaktionen „ohne eine zentrale Kontrollinstanz, ohne die Notwendigkeit gegenseitigen Vertrauens und mit vollkommener Transparenz“ verwalten. Einige IT-Experten schreiben der Erfindung der Blockchain-Technologie eine ähnliche Bedeutung zu wie der des Internets. Sie sehen darin großes Potential, das es auszubauen und weiter zu entwickeln gilt.
Außerhalb Deutschlands verlässt sich beispielsweise die australische Börse mittlerweile auf das Prinzip der Blockchains. Bereits im März nächsten Jahres will die ASX auf eine über zwei Jahre hinweg entwickelte Blockchain-Lösung in Form eines öffentlichen, dezentral per DLT (Distributed Ledger Technology) geführten Kontobuchs umschwenken. Dieses Projekt gilt als Praxistest für mögliche Einsatzbereiche und die Zuverlässigkeit der DLT im Nachhandel. So könnten nach einem positiven Ergebnis auch weitere Handelsplätze dazu ermutigt werden, auf Blockchain zu setzen.
Vorteile für die Energiebranche
In Deutschland könnten vor allem die Betreiber von Windrädern und anderen Quellen erneuerbarer Energien von der Blockchain-Technologie profitieren. Diese würden nämlich Zwischeninstanzen wie Stadtwerke oder Stromhändler überflüssig machen, da der Betreiber selbst Lieferverträge mit dem Verbraucher abschließen könnte.
Überhaupt würde diese vergleichsweise neue Technologie ein Versorgungssystem, das auf erneuerbaren Energien beruht, vereinfachen und es dadurch in greifbare Nähe rücken lassen. Für den Verbraucher hätte dies günstigere Tarife zur Folge, da die Provisionen von Zwischenhändlern und Ähnlichem wegfielen – aber nicht nur in der Energiebranche.
Vorteile für den öffentlichen Sektor
Lässt man einmal den Finanzsektor außen vor, bietet die Blockchain-Technologie weiteres Potenzial für die Öffentlichkeit. So könnten einzelne Prozesse des öffentlichen Sektors wesentlich effizienter gestaltet werden. Dazu gehört unter anderem das Erheben von Steuern oder die Abwicklung von Sozialhilfeleistungen – hierbei können Kryptowährungen von großem Vorteil sein. Auch wenn es um Wahlen geht, wären die „Blockketten“– wie es sich 2014 am Beispiel der dänischen Liberalen Allianz im kleineren Stil zeigte – eine Möglichkeit für eine sichere elektronische Abstimmung.
Spinnt man diesen Gedanken weiter, kommt man zu dem Schluss, dass sich theoretisch ganze Staaten mit Hilfe dieser Technologie organisieren lassen. Estland geht hierbei mit einem nationalen Beispiel voran. Das Land ist nicht umsonst für seine hochmoderne Blockchain-Technologie bekannt, die dort die Verwaltung schützt und einen schlanken, günstigen und effizienten Staat erlaubt. So testet das EU-Land beispielsweise die Speicherung von Gesundheitsdaten auf der Blockkette, um im Urlaubsland den Zugriff darauf zu erleichtern.
Vorteile für das Rechtswesen
Auch das Rechtswesen bietet sich als denkbares Anwendungsgebiet der Blockchain-Technologie an. Die Manipulationssicherheit der Datenbank und das Konzept der Smart Contracts spielen hierfür eine große Rolle. Ebenso wie im öffentlichen Sektor finden sich auch im juristischen Umfeld Konzepte, die über die Verbesserung einzelner Prozesse hinausgehen.
Eine Erweiterung des Bitcoin-Protokolls könnte eine andere Art der Rechtssprechung ermöglichen – das sogenannte „Peer-to-Peer-Recht„. Dies wäre in Systemen sinnvoll, in denen offizielle Entscheidungsträger korrupt sind oder hohe Kosten anfallen. Ein solches Konzept wird allerdings in naher Zukunft noch nicht so ausgereift sein, dass es zur Anwendung kommt. Grund dafür sind unter anderem kritische Stimmen, die den Peer-to-Peer-Entscheidungen nachsagen, nicht im Einklang mit demokratischen Grundprinzipien zu stehen.
Ein möglicher Ausblick – Gefahren und Risiken der Blockchain
Die Anwendungsgebiete für die Blockchain sind vielfältig und versprechen einen künftigen Nutzen für die Gesellschaft. Um das Potenzial auch international voll auszuschöpfen, gibt es bereits ein entsprechendes Komitee, das sich mit der Blockchain auseinandersetzt. Ziel dieses Komitees der International Organization for Standardization (ISO) ist es, eine flächendeckende Standardisierung der Technologie, um somit laut Prof. Dr. Roman Beck „einen Rahmen für Innovationen zu schaffen“.