Jeder, der schon einmal die Mieterauskunft für die Wunschwohnung ausfüllen musste, kennt den Satz: “Bitte fügen Sie eine aktuelle Schufa-Auskunft den Unterlagen an.“ Auch bei vielen anderen Online-Geschäften, beispielsweise bei einer Registrierung in einem Online-Shop, stimmt der Käufer einem Datenabgleich mit der privatwirtschaftlichen Wirtschaftsauskunftei zu.
In wenigen Millisekunden erfährt der Shopbetreiber die erwartete Bonität des Neukunden. Fällt diese negativ aus, werden für den Verkäufer risikoreiche Bezahlarten wie das Lastschriftverfahren nicht mehr angeboten.
Die Schufa weiß (fast) alles
Die Kartei der Schufa führt Informationen über 67,2 Millionen Menschen und 5,3 Millionen Firmen, insgesamt hat das private Unternehmen 813 Millionen Informationen gespeichert.
Mithilfe dieser Datensätze erstellt die Wirtschaftsauskunftei einen Score, anhand dessen Drittunternehmen die finanzielle Zuverlässigkeit eines Kunden feststellen können. Liegt der persönliche Score beispielsweise bei 94 Punkten, wird davon ausgegangen, dass das Risiko des Zahlungsausfalls bei sechs Prozent liegt.
Berechnet wird dieser Wert, der nur eine Wahrscheinlichkeitsschätzung darstellt, anhand unzähliger Daten. Und Daten können diskriminieren oder falsch sein. Zudem soll sogar der Wohnort und der Vorname mit in die Berechnung einfließen.
Die genaue Formel hinter dem Score ist allerdings unbekannt. Das möchte das Projekt OpenSCHUFA der Open Knowledge Foundation Deutschland ändern.
Schufa-Formel per Reverse Engineering knacken
Sein Ziel will das Projekt mit einem “Reverse Engineering” realisieren. Die Herangehensweise bei dieser Methode ist leicht erklärt: Man schaut sich die Ergebnisse, die ein Algorithmus erzeugt, an und versucht dadurch auf die Logik des Codes zu schließen. Je mehr “Output”-Daten zu Verfügung stehen, desto genauer kann die Berechnungsformel rekonstruiert werden.
OpenSchufa braucht eure Daten
Damit das Projekt die Schufa-Formel knacken kann, benötigt es möglichst viele Schufa-Auskünfte. Daher ruft OpenSCHUFA derzeit zu Datenspenden auf. Jeder soll mithelfen. Dazu reicht es, die kostenfreie Datenübersicht nach § 34 BDSG bei der Schufa zu bestellen und OpenSCHUFA zu überlassen.
Je mehr Informationen zusammenkommen, desto besser will OpenSCHUFA nachprüfen können, ob der Schufa-Score Menschen diskriminiert und ob Merkmale wie das Geschlecht den Wert negativ beeinflussen.
Um die Datenspende besonders einfach zu gestalten, wollen die Initiatoren eine Web-Oberfläche entwickeln, mit der die Schufa-Daten sicher und zuverlässig eingegeben und übertragen werden können. Besonders soll dabei auf Datenschutz und Anonymisierung geachtet werden – zumindest in dem Maße, wie es bei Schufa-Informationen möglich ist.
Erfolgsaussichten ungewiss
Fraglich ist, ob das Projekt OpenSCHUFA Erfolg haben wird. Die Schufa hat sich über die Jahre zu einem wichtigen Akteur der Wirtschaft entwickelt, dessen Monopol in der Datensammlung nur schwer eingeschränkt werden kann. Zudem ist OpenSCHUFA auf die Daten der User angewiesen. Sträuben sie sich vor der freiwilligen Weitergabe ihrer Daten, fehlt dem Projekt die Arbeitsgrundlage.