Facebook, Google und andere große Technologiekonzerne vertrauen ihren Mitarbeitern relativ viele Firmengeheimnisse an. Wenn Mitarbeiter jedoch einmal in Ungnade gefallen sind, weil sie sich nicht an die strengen Geheimhaltungsregeln gehalten haben, ergeht es ihnen schlecht, wie ein ehemaliger Facebook-Angestellter dem Guardian berichtet. Der Mann mit dem Decknamen John Evans hat einem Journalisten gegenüber ein internes Geheimnis durchsickern lassen. Eines Tages sei er unter dem Vorwand eines Gespräches über eine Gehaltserhöhung in ein Besprechungszimmer gelockt worden, wo er von einem firmeneigenen Ermittlungsteam in die Mangel genommen worden sei.
Ermittler überwachten private Chats
John Evans wurde von den Ermittlern mit seinem Vergehen konfrontiert. Die „Maulwurf-Jäger“ legten Screenshots vor, die Evans gemacht hatte, Links, die Evans angeklickt hatte oder von ihm alleine durch Mouse-over-Gesten eingesehen wurden. Außerdem wussten die Ermittler über Inhalte von Chats Bescheid, die Evans mit dem Journalisten geführt hatte – noch bevor er überhaupt bei Facebook gearbeitet hatte. „Es ist entsetzlich, wie viel sie wissen“, meint Evans. „Wenn du zu Facebook kommst, herrscht dieses warme, verschwommene Gefühl von ‚Wir verändern die Welt‘ und ‚wir kümmern uns um Dinge‘, aber wenn du auf ihre böse Seite triffst, stehst du plötzlich Mark Zuckerbergs Geheimpolizei gegenüber.“
Mitarbeiter werden an den Pranger gestellt
Evans berichtet, wie erstaunt er zu Beginn darüber gewesen sei, wie offenherzig man bei Facebook Einblicke in die Projekte verschiedenster Teams innerhalb der Firma erlange. Aber er habe auch erlebt, wie mit “ Maulwürfen“ umgegangen werde. So seien etwa Mitarbeiter von Mark Zuckerberg bei einer Besprechung persönlich an den Pranger gestellt und gefeuert worden, weil sie Geheimnisse verraten hätten. Evans: „Wenn du aus dem Rahmen fällst, zerdrücken sie dich wie einen Käfer.“
Verdeckte Überwachung bei Google
Der wegen eines sexistischen Memos unter viel medialem Echo von Google gefeuerte James Damore berichtet, dass er während seiner letzten Tage im Konzern von Google verdeckt überwacht worden sei. Auf seinem Arbeitsrechner und seinem Telefon seien „merkwürdige Dinge“ geschehen. Unter anderem seien alle Apps gleichzeitig aktualisiert worden und Damore habe sein Google Drive trotz korrekter Login-Daten nicht mehr öffnen können.
Die Möglichkeiten der internen Überwachungsmaßnahmen waren großteils in seinem Vertrag geschildert, berichtet Damore. Aber auch nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen befürchtete der Programmierer, von Google überwacht zu werden, weshalb er sein Gmail-Konto etwa nicht mehr benutze. „Mein Anwalt war der Ansicht, dass sie darauf zugreifen könnten“, meint Damore. Offiziell werden solche Praktiken von Google und anderen Konzernen bestritten. „Ich erwarte aber nicht, dass sie das zugeben“, sagt Damore.
Facebook-Mitarbeiter in Europa müssen Überwachung zustimmen
Am europäischen Hauptsitz von Facebook müssen Mitarbeiter vertraglich Überwachungsmaßnahmen akzeptieren, die tief in die Privatsphäre der Angestellten eingreifen. Wann immer ein Dokument ausgedruckt wurde, wurden Fragen gestellt, meint ein ehemaliger Mitarbeiter. Der interne Sicherheitsdienst lasse so genannte „Mausefallen“ herumliegen, USB-Sticks, auf denen interne Daten gespeichert seien. Sobald ein Mitarbeiter einen dieser USB-Sticks an seinen Rechner anschließe, stelle das ein schweres Vergehen dar. Der Mitarbeiter werde umgehend gekündigt und vom Betriebsgelände eskortiert.
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Firmen lassen Mitarbeiter in der Öffentlichkeit beschatten
Für IT-Unternehmen sei es auch üblich, Dienste von Sicherheitsfirmen wie Pinkerton in Anspruch zu nehmen, die Mitarbeiter in der Öffentlichkeit beschatten. U.a. werden etwa in Restaurants Gespräche belauscht. Kommt dabei die Sprache auf interne Vorgänge im Unternehmen, bedeutet dies Probleme für den Mitarbeiter. Facebook und Google bestreiten, die Dienste von Pinkerton in Anspruch zu nehmen. Unter den Angestellten der Unternehmen finden sich laut Guardian jedoch einige ehemalige Pinkerton-Mitarbeiter.
Dieser Artikel erschien zuerst auf futurezone.at.