Ikea-Filialen sind nicht nur aufgrund ihrer großen Auswahl an Möbeln beliebt. Jeder dritte Kunde besucht Ikea ausschließlich, um dort im Restaurant Köttbullar – schwedische Fleischbällchen – oder Hotdogs zu essen. Doch diese für Ikea typischen Gerichte könnten bald nicht mehr aus Fleisch bestehen, sondern aus Insekten und Algen.
Das sogenannte Zukunftslabor Space10 in Kopenhagen entwickelt und testet für die Möbelkette neue Rezepte, die nicht nur aus nachhaltigen, sondern auch nahr- und schmackhaften Inhaltsstoffen bestehen sollen. Auf dem Online-Portal Medium stellte Space10 in einer Mittelung nun seine aktuelle Forschung vor. Auch wenn die Idee von Space10, für Ikea Köttbullar aus Käfern herzustellen, zunächst unkonventionell erscheint, ist sie nicht neu.
Nachhaltig und effizient gegen den Welthunger
Denn Insekten könnten der Fleischersatz der Zukunft sein. Sie sind nicht nur äußerst gesund, sondern auch ressourcenschonend in ihrer Herstellung. „Insekten haben generell mehr Protein und sind fettärmer als traditionelle Fleischsorten und haben vergleichsweise eine circa 20-fach höhere Effizienz bei ihrer Umwandlung in Nahrungsmittel“, erklärte Simon Caspersen, Mitbegründer des Space10-Labors, dem US-Sender CNBC.
Ein Bericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, der bereits 2013 veröffentlicht wurde, legt nahe, dass eine zunehmende Verwertung von Insekten in der Lebensmittelindustrie künftig dazu beitragen könnte, den Welthunger zu mindern. Auch die negativen Effekte, die die Fleischproduktion auf die Umwelt hat, könnten mit einer erhöhten Produktion insektenhaltiger Nahrungsmittel verringert werden.
Neuartige Ikea-Gerichte
Hinzu kommt, dass Insekten nicht unbedingt schlecht schmecken. Wie CNN berichtete, erinnere der Geschmack gerösteter Mehlwürmer beispielsweise an Nüsse. Und verschiedene Käferarten sind seit langer Zeit integraler Bestandteil der thailändischen und mexikanischen Küche.
Das Space10-Labor stellt in seiner Mitteilung fünf neuartige Gerichte vor, mit denen es Ikea-Kunden ökologisch wertvolle Inhaltsstoffe wie Mehlwürmer oder Algen schmackhaft machen möchte.
Köttbular aus Käfern
Die Forscher stellten im Labor zwei neue Arten Köttbullar her: Eine Variation besteht aus Karotten, Pastinaken und Bohnen – die andere aus Mehlwürmern, die Larven einer Käferart sind. Um das Gericht zu einer „original schwedischen Erfahrung“ zu machen, werden die Käfer-Köttbullar mit Kartoffelbrei, einer speziellen Soße und Preiselbeeren serviert.
Mehlwurm-Burger
Mit den Mehlwürmern der Käferart kreieren die Forscher zudem einen neuen Burger. Dessen Bratling besteht neben den Würmern aus Roter Beete, Pastinaken und Kartoffeln. Garniert wird er mit Schnittlauch, Johannisbeeren-Ketchup und Blattsalat, der im Keller des Labors gezüchtet wurde.
Salat aus der Hydrokultur
Der Salat, der für den Burger verwendet wird, wird auf ganz spezielle Art gezüchtet. Er wächst in Hydrokulturen heran. Das bedeutet, dass er nicht in Erde gepflanzt wird, sondern in Behältern gefüllt mit Wasser, das den Salat mit sämtlichen nötigen Nährstoffen versorgt.
Vegetarischer Algen-Hotdog
Statt einer herkömmlichen Wurst ziert diesen Hotdog ein länglicher Bratling, der aus der mikroskopischen Algenart Spirulina besteht. Sie soll besonders gesund sein. Die Forscher betonen, dass Spirulina mehr Beta-Carotin als Karotten und im Vergleich zu Spinat den 50-fachen Eisengehalt hat.
Bereits im August soll ein vegetarische Hotdog europaweit in allen Ikea-Filialen erhältlich sein.
Alternative Eiscreme
Die Wissenschaftler stellen auch eine neue Sorte Eiscreme vor, die aus sogenannten Microgreens besteht. Microgreens sind Gemüse und Kräuter, die sehr früh geerntet werden. Die Space10-Microgreens werden wie der Salat mithilfe von Hydrokulturen angebaut.
Die grüne Eiscreme besteht unter anderem aus Waldmeister, Kerbel, Koriander und Sauerampfer. Ihr Zuckeranteil ist äußerst gering. Ihre Süße erhält sie aus Fruchtsäften.
Ökonomische Nahrungsmittelalternativen
Ikea ist nicht das einzige Unternehmen, das zurzeit mit nachhaltigen Lebensmitteln experimentiert. Momentan entsteht ein regelrechter Wirtschaftszweig rund um die Entwicklung ökologisch wertvoller Nahrung.
So hat Microsoft-Gründer Bill Gates laut CNBC gemeinsam mit anderen Unternehmern ein Start-up namens Memphis Meats mit dem Ziel errichtet, „sauberes“ Fleisch im Labor zu züchten.
Und John Chambers, der ehemalige Manager von Cisco Systems, investiert CNBC zufolge in eine Grillenfarm namens Aspire Food Group, die Mehl aus Grillen herstellt und verkauft.