Passagiere könnten nach Einschätzung von Experten schon Ende des nächsten Jahrzehnts in kleinen Flugzeugen mit Elektroantrieb abheben. „Wir brauchen noch etwa zehn Jahre: fünf Jahre für die Forschung, fünf Jahre für die Entwicklung“, sagte Rolf Henke, Vorstandsmitglied im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. „Dann könnte es einen elektrisch betriebenen 19-Sitzer geben.“ Das sind kleine Zubringer-Maschinen für den Regionalverkehr.
Elektrisches Fliegen zählt zu den großen Themen der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) (zur Webseite), die an diesem Mittwoch in Schönefeld bei Berlin beginnt.
Vor dem reinen Elektroflugzeug kommt der Hybrid-Motor
Zunächst werde voraussichtlich mit Hybrid-Antrieb geflogen, sagte Henke. Dabei unterstützt ein Verbrenner den Elektromotor, denkbar sei auch eine Gasturbine oder Brennstoffzelle. „Wir tasten uns nach und nach an das Thema heran“, sagte Henke. „Die Batterien sind noch nicht so weit.“ Äußerlich könnten sich diese Flugzeuge von herkömmlichen unterscheiden, etwa indem sie ohne Propeller auskommen. „Es geht ja nicht nur darum, CO2 zu vermeiden, sondern auch den Lärm zu senken.“
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt gibt auf der ILA Einblicke in die Forschung. Dabei geht es auch um synthetisch verbesserte Treibstoffe, mit denen Flugzeuge weniger Schadstoffe ausstoßen. Präsentiert werden auch Frachtdrohnen, die Lasten bis zu 150 Kilogramm transportieren.
Elektro-Luftfahrt wird von mehreren Unternehmen angestrebt
An der Elektrifizierung der Luftfahrt arbeiten aktuell mehrere Unternehmen und Start-ups. Das Unternehmen Zunum Aero kündigte vergangenen Oktober an, bis zum Jahr 2022 ein hybridbetriebenes Elektroflugzeug für kurze Strecken von bis zu 1.100 Kilometer auf den Markt zu bringen. Dieses solle 80 Prozent weniger Schadstoffe und Lärm verursachen. Mit ersten Testflügen will Zunum Aero bereits 2019 beginnen.
Das israelische Start-up Eviation will mit einem neuen Flugzeug die Luftfahrt revolutionieren. Das besondere an der kleinen Passagiermaschine Alice ist, dass sie keinen Hybrid-Antrieb hat, sondern rein elektrisch betrieben wird. Ein Nachteil ist, dass die Akkus weniger Energie per kg Gewicht speichern als Treibstoff. Die Reichweite von Alice beträgt deshalb nur 1200 Kilometer – ein Flug Berlin-London wäre damit also zu bewältigen. 2019 soll Alice erstmals abheben. Bis 2021 will man eine Flugroute etabliert haben, um die Umsetzbarkeit des Konzepts demonstrieren zu können.