Wenn mal wieder eine Sexismus-Debatte aufkocht oder ein Hashtag wie #MeToo die Runde macht, polarisiert sich das Meinungsbild. Viele Stimmen erheben sich gegen verbale und körperliche Gewalt an Frauen. Die Gegenseite findet das übertrieben. Wie stark Frauen in ihrer Freiheit wirklich eingeschränkt sind, soll ein intelligentes Kleid zeigen.
„Dress for respect“: So erkennt das intelligente Kleid Grapscher
Hergestellt wurde das Kleid von der Werbeagentur Ogilvy Worldwide. Dabei ging es nicht nur um ein schönes Design. Auf der Innenseite des Stoffes wurden gut verteilt Sensoren angebracht, die ungewünschte Berührungen erkennen: Sie registrieren nicht einfach jedes versehentliche Aneinanderschweifen, sondern messen auch die Stärke. „Grapscher“ zeichnen sich durch einen langen und starken Druck aus.
Grund für den Versuch ist ein Studienergebnis der feministischen NGO „Think Olga“, die sich in Brasilien für die Stärkung von Frauenrechten einsetzt. Laut ihren Zahlen werden 86 Prozent der Brasilianerinnen in Nachtclubs ungewollt begrapscht.
Heatmap zeigt, wo Frauen ungewünscht angefasst werden
In dem Experiment trugen also drei Frauen das Kleid und gingen damit abends auf eine Party – eine Situation, in der Frauen sich laut Ogilvy Worldwide besonders häufig sexuell belästigt fühlten. Versteckte Kameras begleiteten den Abend, um vermeintliche Grapsch-Versuche nachweisen zu können. Die Sensoren der Kleider sendeten ihre Signale direkt an die Computer der Versuchsbegleiter, die die Daten auswerteten. Das Ergebnis: Po, unterer Rücken und Arme waren die Körperstellen, an denen die meisten Berührungen erfasst wurden.
Drei Frauen, ein Abend, mehr als 150 Berührungen
Insgesamt zählten die Kleider der drei Teilnehmerinnen 157 Berührungen, die die Frauen nicht erlaubten. Die Videoaufzeichnungen zeigen, dass sie die Täter aufforderten, die Annäherungen zu unterlassen. Nach 3 Stunden und 47 Minuten wurde der Test beendet und betreffende Männer mit den Videoaufnahmen konfrontiert. Diese hätten sich anscheinend schockiert gezeigt.
Werbespot mit gesellschaftlicher Bedeutung
Für die Getränkemarke „Schweppes“ nahm Ogilvy die Statistik von Think Olga zum Anlass für das Experiment. Zwar diente der hohe technische Aufwand in erster Linie dem Werbezweck. Gleichzeitig ist der brasilianischen Werbeagentur dadurch ein Viral zu verdanken, der auf ein gesellschaftliches Problem aufmerksam macht – und dieses betrifft Frauen nicht nur in Brasilien.