Es gibt einige Gründe nachts zum Smartphone zu greifen. Das Telefon ist somit in einer Notsituation immer schnell griffbereit oder dient nach einem Albtraum als stiller Begleiter. Eine gängige Regel besagt jedoch, das Handy im Bett lieber zu meiden. Gerade vermeintliche Expert*innen des gediegenen Durchschlafens raten zu dieser Regel. Eine Studie überrascht jedoch mit anderen Ergebnissen.
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Mit dem Handy im Bett: Warum dir das weniger ausmacht als gedacht
Schnell kommt das schlechte Gewissen hoch, wenn das Handy mal wieder die ganze Nacht im Bett lag. Ärzt*innen und Expert*innen warnen vor dem grellen Licht und der Strahlung zwischen Kopfkissen und Decke. Es heißt immer, dass der Körper gefährdet sei. Eine Studie der Northwestern University, Illinois, USA, kommt jedoch zu einem ganz anderen Urteil.
Die Forscher*innen haben Mäuse auf ihre sogenannte Circadianen Rhythmik hin studiert. Diese Rhythmik, auch Circadianer Rhythmus genannt, bezeichnet in der Chronobiologie die endogenen (inneren) Rhythmen innerhalb von circa 24 Stunden, die bei vielen Lebewesen großen Einfluss auf die Funktionen des Organismus haben. Sie werden durch Nucleus suprachiasmaticus kontrolliert (Englisch: kurz SCN), einem Kerngebiet im Gehirn, das sehr viele Synapsen enthält.
Der SCN ist auch verantwortlich für unseren Wach- und Schlafrhythmus. Bislang waren sich Wissenschaftler*innen einig, dass jeglicher Lichteinfall (Lichtexposition) Effekte auf den Nucleus habe und deswegen auch unseren Schlaf beeinflusse. Die innere Uhr könne dadurch gestört werden. Eine Handy im Bett bilde da keine Ausnahme.
Experiment führt zu überraschenden Ergebnis
Tiffany Schmidt, Neurogenetikerin an der Northwestern und leitende Autorin der Studie, gibt zusammen mit ihren Kolleg*innen Entwarnung. Sie züchteten Mäuse mit lichtempfindlichen Nervenzellen in der Netzhaut, die nur mit dem SCN kommunizieren konnten. Dann setzten sie diese Mäuse für kurze Zeit dem Licht aus.
Weil Mäuse im Gegensatz zum Menschen nachtaktiv sind, hätte das Licht sie dazu bewegen müssen einzuschlafen. Das taten sie nicht. Sie machten mit ihrem Tag weiter und schliefen und wachten wie gewohnt. Ihre Körpertemperatur, die vor, während und nach dem Schlaf vorhersehbar schwankt, folgte ebenfalls dem gleichen Muster. Für die Mäuse bliebt der Tageszyklus gleich.
Was bedeutet das nun? Den Autor*innen nach zeigt die Studie, dass unser Gehirn auf akutes Licht, das heißt kurze Lichteinfälle, über einen anderen Nervenweg reagiert als bei längerem Lichteinfall – ohne, dass der SCN daran beteiligt ist. „Wenn diese beiden Effekte – akute und langfristige Lichtexposition – auf dem gleichen Weg ablaufen, läuft jede geringfügige Lichtexposition Gefahr, den Circadianen Rhythmus unseres Körpers vollständig zu verändern“, sagte Schmidt. Das Handy im Bett ist also keine ernstzunehmende Lichtquelle, die dich stundenlang wachhalten könnte.
Achtung: Die von Tiffany Schmidt und ihrem Team durchgeführten Experimente beziehen sich lediglich auf das Schlafverhalten. Neben Licht spielt die Strahlung von Mobilfunkgeräten eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden. So fanden Wissenschaftler*innen unter anderem heraus, dass Handy- und WLAN-Strahlung die Gedächtnisleistung beeinträchtigen kann. Natürlich kann das Display deines Smartphones einem erholsamen Schlaf im Wege stehen, doch andere gesundheitliche Faktoren sollten niemals unterschätzt werden.
Obacht beim Handy im Bett
Zu berücksichtigen sei, so die Forscher*innen, dass Mäuse und ihre Gehirne nicht eins zu eins auf Menschen übertragen werden könnte. Es gebe durchaus Zeitpunkte, an denen das zu lange oder zu häufige Aussetzen von Licht spät in der Nacht unsere innere Uhr beeinflussen könne, auch wenn es noch keine Beweise dafür gäbe.
Zu viel Licht Nachts könnte im schlimmsten Fall zu chronischen Schlafstörungen führen. Wichtig bleibt am Ende vor allem die Tatsache, dass ein Handy im Bett eigentlich nicht viel zu tun hat. Selbst wenn die Studie in Bezug auf deinen Schlaf Entwarnung gibt, kannst du die Qualität deiner Nachtruhe zusätzlich verbessern, indem du dein Smartphone einfach auf deinem Nachttisch liegen lässt.
Das die Handy-Nutzung nichtsdestotrotz Auswirkungen auf die Gesundheit hat, zeigt sich durch die Strahlung der Geräte. So erklären wir dir auch, warum Männer ihr Smartphone der Gesundheit wegen zur Seite legen sollten.
Quelle: „Newly discovered neural pathway processes acute light to affect sleep. Different pathways process long-term circadian rhythms and short-term exposure to light“ (Northwestern University, 2019)
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