Zuletzt sorgte ein Blackout in Europa im Jahr 2006 dafür, dass Millionen Haushalte stundenlang keinen Strom hatten. Seitdem war die Angst vor Ausfällen derartigen Ausmaßes aber zurückgegangen. Der jüngste Mega-Blackout in Argentinien und Uruguay jedoch zwingt Experten zu neuen Prognosen – denen zufolge die Gefahr eines bundesweiten Stromausfalls in Deutschland immer wahrscheinlicher wird.
Mega-Stromausfall in Deutschland nicht möglich – oder doch?
Es ist die Angst, genau das zu erleben, was Millionen Menschen in Argentinien und Uruguay durchleben mussten: nicht nur minutenlang keinen Strom zu haben, sondern stunden- oder gar tagelang. In Deutschland schien ein solches Szenario seit dem kontinentalen Blackout von 2006 vorerst nicht möglich. Auch Hackerangriffe auf das Stromnetz waren im Westen Europas nicht wirklich erfolgreich. Dennoch nimmt die Gefahr eines totalen Stromausfalls in Deutschland sehr wahrscheinlich wieder zu, wie Experten vermuten.
Wie die Welt recherchiert hat, blieb Deutschland 2016 zwar mit einem durchschnittlichen Stromausfall von 12,8 Minuten weit hinter den Unterbrechungszeiten anderer Länder zurück (in einigen US-Staaten waren es sogar 600 Minuten jährlich). Allerdings habe sich erstens dieser Wert im jüngsten Berichtsjahr 2017 auf 15,4 Minuten verschlechtert und zweitens warnen Energieexperten bereits vor einer zunehmenden Gefahr.
Atom- und Kohleausstieg begünstigen Blackout
Laut Peter Franke, Vizepräsident der Bundesnetzagentur, habe die Energiewende mit Fokus auf dezentralen Stromquellen zwar keine negativen Auswirkungen auf die Versorgungsqualität. Doch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mahnte bereits, dass in wenigen Jahren nicht mehr ausreichend Kraftwerkskapazitäten verfügbar sein werden, um den Bedarf zu decken. Demnach könnte der Atom- und Kohleausstieg fatale Folgen haben und einen Stromausfall in Deutschland begünstigen.
Zwar kümmern sich innerhalb der sogenannten Kohle-Kommission Experten im Auftrag der Regierung darum, Folgen und Gefahren abzuschätzen. Der Welt zufolge hätten sie sich jedoch darüber gestritten. Das Ergebnis: Bis Ende 2022 sollen rund 12,5 Gigawatt Kohlekapazität in Deutschland stillgelegt werden. Dann sollen auch die letzten Atomkraftwerke ausgeschaltet sein.
Eine Glaubensfrage bleibt das Thema trotzdem. Und die Gefahr eines Mega-Blackouts? Bleibt schwammig. Das hält den BDEW aber nicht auf, die Versorgungssicherheit gar mit der Wichtigkeit des Klimaschutzes gleichzusetzen. „Die heute noch bestehenden Überkapazitäten werden in wenigen Jahren nicht nur vollständig abgebaut sein“, so BDEW-Chef Stefan Kapferer gegenüber der Welt: „Vielmehr laufen wir sehenden Auges spätestens im Jahr 2023 in eine Unterdeckung bei der gesicherten Leistung.“
Deutschland 2020 ohne Strom?
Das prognostizierten Experten der vier großen Übertragungsnetzbetreiber bereits Anfang 2018. Ihrem Bericht zufolge könnte Deutschland sogar schon 2020 der Strom ausgehen. Sind die geplanten Kraftwerke bis 2023 stillgelegt, verlasse Deutschland sich auf eine gesicherte, von Wind und Sonne unabhängige Energieleistung von nur noch 75,3 statt derzeit 90 Gigawatt. Für einige Experten ist das zu wenig, um die Gesamtlast zu tragen. Für andere, mehrheitlich Politiker, wird die Abschaltung und der Fokus auf Umweltschutz weiterhin ein Wahlthema sein – und die zukünftige Stromversorgung damit eine unsichere Sache.
Eine Liste historischer Stromausfälle, auch in Deutschland findest du hier. Bereits im August 2018 warnten Cyber-Experten vor einem europaweiten Stromausfall. Ebenfalls soll Europa Anfang dieses Jahres einem Total-Blackout knapp entgangen sein. Die Gefahr ist also auch durch zusätzliche Cyberabwehrmaßnahmen wie den Hack Backs der Bundesregierung nicht gebannt. Allerdings solltest du dich auch vor Fake News zu Stromausfällen oder Zombieattacken in Acht nehmen.