Zuletzt sorgte die Enthüllung, dass Amazon-Mitarbeiter Alexa-Besitzer abhören, für Aufsehen. Nun legt der Schöpfer der Sprachassistentin noch einen drauf. In einem Interview verrät er gruselige Details über seine nächsten Pläne. Eines wird dabei deutlich: Amazon Alexa soll das komplette Leben seiner Nutzer überwachen und steuern. So könnte das aussehen.
Die Zukunft von Amazon Alexa: Des Schöpfers unheimliche Pläne
Sprachassistenten haben ihre Vorteile: Sie spielen auf einfache Anweisungen hin Spotify-Playlisten ab, ersetzen den Handy-Wecker und wissen, ob es heute regnet. Die steigende Beliebtheit kommt besonders einem Unternehmen zugute, einem Pionier auf dem Gebiet: Amazon. Seit der internationalen Markteinführung 2014 hat Amazon eigenen Angaben zufolge über 100 Millionen Echo-Lautsprecher mit Amazon Alexa verkauft. Und der Boom wird so schnell nicht abbrechen.
Nach wie vor müssen sie aber Kritik einstecken, so wie Amazons Alexa vor ein paar Monaten vorgeworfen wurde, Nutzer ungewollt abzuhören. Das stimmte sogar. Wenn diese aber die Dienste der Sprachassistentin weiter nutzen wollen, bleibt ihnen kaum etwas erspart, wie der Alexa-Schöpfer in einem Interview verriet.
Alexa allzeit präsent
Seine Pläne für die Zukunft der smarten Assistentin sind ebenso einfach wie gruselig: Alexa soll das gesamte Leben ihrer Besitzer steuern. Sie soll ihre Bedürfnisse sogar voraussehen. Die Krux: Dabei muss sich die Sprachassistentin von ihren bisher passiven zu proaktiven Interaktionen hin entwickeln, sagte Rohit Prasad, Head Scientist von Alexa im Gespräch mit der MIT Technology Review. Auf dem WebSummit in Lissabon stellte der Manager seine Zukunftsvision offiziell vor.
Die Idee sei es, Alexa zu einem allzeit präsenten digitalen Begleiter zu machen, der aktiv das Leben der Nutzer „orchestriere“. Um das zu können, müsse die Sprachassistentin ihren Besitzer besser kennen als je zuvor. Alexa kann heute schon mehr als 85.000 Smart Home-Produkte steuern, von Fernsehern bis zu Türklingeln. Sie ist fähig, über 100.000 sogenannte Alexa Skills beziehungsweise Alexa-Befehle auszuführen, und es werden immer mehr.
Ein Abend mit Alexa: So könnte das aussehen
Auf der re:Mars-Konferenz im Juni hat Prasad bereits ein Feature vorgestellt, dass zeigt, wie das gehen soll: Alexa Conversations. Beispiel Abendplanung mit Alexa. Anstatt ihr nun Anweisungen für jeden Teil des Abends zu geben, muss der Nutzer einfach nur ein Gespräch mit ihr beginnen, beispielsweise mit der Bitte, Kinokarten zu kaufen. Daraus entwickelt die Sprachassistentin dann den Abend, fragt proaktiv nach einer Restaurant-Reservierung oder schlägt Bars für den Absacker vor.
Die Frage ist nun, was dazu nötig ist. Bessere Hard- und Software für die Assistentin auf jeden Fall. Zudem mehr Zubehör, hier hat Amazon bereits mit neuen Echo Buds-Bluetooth-Kopfhörern und Echo Loop, einem smarten Ring, einen Start gemacht. Produkten für unterwegs also. All das trägt dazu bei, dass Alexas Überwachung (manche mögen es Spionage nennen) zunehmen wird.
Software-seitig sind neue Fähigkeiten möglich, mit denen Alexa Informationen verarbeiten kann. Sprach- und Videoerkennung gehören ebenso dazu wie Prognose- und Entscheidungsfähigkeiten und zunehmend auch Argumentationsfähigkeiten. Alexa wird kultivierter als je zuvor.
„Ich glaube, darum geht es in den nächsten Jahren: Argumentieren und persönlicher gestalten, mit mehr Kontext“, sagte Prasad. „Es ist, als würde man alles zusammenbringen, um diese massiven Entscheidungen zu treffen.“
Datenschützer warnen vor Alexa
Dass das wieder die Datenschützer auf den Plan rufen wird, ist sehr wahrscheinlich. „Es geht letztendlich darum, den Alltag von Einzelpersonen und Personengruppen zu monetarisieren“, gab Jeffrey Chester, Geschäftsführer des Center for Digital Democracy, einer Organisation zur Förderung des Verbraucherschutzes mit Sitz in Washington, DC. in der MIT Technology Review zu bedenken.
Laut Prasad habe es sein Team geschafft, Nutzerdaten automatisch zu löschen und Besitzern von Amazon Alexa die Möglichkeit eines Opt-Outs zu geben. Ein Amazon-Sprecher sagte außerdem ,dass Daten nicht an Drittanbietern weitergegeben würden, es sei denn der Nutzer würde Dienste wie Amazon.com mithilfe von Alexa nutzen. Das ist Vielen aber immer noch zu oberflächlich.
Kein Ende der Alexa-Überwachung
Noch hat Alexa trotz ihres umfangreichen Wissensstands Probleme alles zu verstehen, was ihr gesagt wird, schreibt auch das Magazin Home & Smart. Ironie zu erkennen ist schwierig, ebenso die Bedeutung des zugehörigen Kontextes, in dem eine Aussage oder Frage steht. Das kann zu Missverständnissen führen.
Es wird sich zeigen, ob die Zukunftsvision für Amazon Alexa zur allzu großen Überwachung oder gar Spionage für Nutzer wird. Einer neuesten Auswertung von Strategy Analytics zufolge ist das noch nicht der Fall, im Gegenteil: Amazon steht auf Platz eins der smarten Speaker weltweit nach Verkäufen. Und während im Quartal 2 2018 noch 4,1 Millionen der Geräte mit Alexa verkauft wurden, sind es im selben Zeitraum 2019 schon 6,6 Millionen gewesen, bis jetzt. Denn bald werden wir wissen, wie viele Alexas unter den Weihnachtsbäumen 2019 lagen. Es werden viele sein.
So sei Experten zufolge mit Alexa und Co. Spionage ohne Wanzen möglich. Vom Ende der Überwachung ist also keine Rede. Hast du damit kein Problem, zeigen wir dir, wie du Amazon Alexa einrichtest. Außerdem kannst du dein Amazon Fire TV mit Alexa steuern. So oder so kann es nicht schaden, wenn du dir Expertentipps zur Alexa-Überwachung ansiehst.