Das vergangene Jahrzehnt war geprägt von einem neuen Zeitgeist, der tiefgreifende, gesellschaftliche Umbrüche mit sich brachte. Unter dem allgegenwärtigen Klimawandel scheinen sich Menschen vermehrt ihres Lebensstils bewusst zu werden. Sie fliegen weniger, fahren weniger mit dem Auto und achten stärker darauf, kein Fleisch aus Massentierhaltung zu essen. In-vitro-Fleisch ist eine Manifestation dieses Paradigmenwechsels. Was hat es damit auf sich?
In-vitro-Fleisch, die Ernährung aus der Petri-Schale
Man kann wohl behaupten, dass ein vegetarischer Trend um sich greift. Ein Grund dafür scheint definitiv der hohe CO2-Ausstoß der industriellen Tierhaltung zu sein, aber auch Schreckensbilder aus den Ställen, die die unhaltbaren Zustände dort dokumentieren, tragen ihren Teil dazu bei. In-vitro-Fleisch, also künstliches Fleisch aus dem Labor, könnte vielen überzeugten Fleischessern beim Umstieg helfen.
Zahlreiche Unternehmen weltweit befassen sich mittlerweile mit der Entwicklung dieses „sauberen Fleisches“ und konnten bis heute einige beeindruckende Fortschritte erzielen. Den Anfang machte der niederländische Pharmakologe Mark Post von der Universität Maastricht im Jahr 2013. Er bewies als erster, dass es möglich ist, Fleisch im Labor zu züchten. Dafür nahm er Stammzellen eines Rinds und transformierte diese im Labor zu echten Muskelfasern. Der Haken damals: Wer einen solchen Burger aus In-vitro-Fleisch verspeisen wollte, musste dafür stattliche 250.000 Euro zahlen.
Bahnbrechende Fortschritte im Bereich des In-vitro-Fleisches
Doch der Grundstein war gelegt und viele motivierte Wissenschaftler machen sich seitdem daran, die Herstellung von In-vitro-Fleisch zu optimieren. Mark Post gründete beispielsweise das Start-up Mosa Meat und vermochte es, den Preis eines „sauberen“ Burgers bis 2017 auf neun Euro zu reduzieren. In Amerika gilt die Firma Memphis Meats als Vorreiter auf diesem zukunftsträchtigen Feld und auch Israel wirft mit Supermeat seinen Hut in den Ring.
Auch der Finanzmarkt setzt großflächig auf das Laborfleisch. PHW, der Mutterkonzern von Wiesenhof, investierte bereits 2018 in Supermeat und bis heute ist das Interesse der Anleger weltweit an Firmen dieser Art deutlich gestiegen. Aktuell ist der Preis des Laborfleisches immer noch nicht erschwinglich genug, aber bis In-vitro-Fleisch in gängigen Supermärkten zu erwerben sein wird, ist nur noch eine Frage der Zeit.
In-vitro-Fleisch ist nicht die einzige Alternative
Mittlerweile sollte wohl jedem aufgefallen sein, dass In-vitro-Fleisch nicht die einzige Alternative zu Fleisch darstellt. So haben mittlerweile die meisten Anbieter von Fleischprodukten vegane Optionen im Angebot. Sei es aus Soja, Tofu, oder aus anderen Bohnen, nahezu jede Version von Fleisch hat mittlerweile ein pflanzliches Pendant. In Verbindung mit Dips oder Soßen ist der Unterschied kaum zu schmecken, aber ganz dasselbe scheint es für viele Verbraucher nicht zu sein. In-vitro-Fleisch könnte diese Lücke füllen.
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