Spätestens seit den frühen 2000er-Jahren nutzt der Großteil von uns das Internet. Kein Wunder also, dass sich über die Jahre hinweg einiges an Kuriositäten oder sogar Phänomenen im World Wide Web angesammelt hat. Auf 4chan trifft nicht nur beides zu, sondern sogar aufeinander. Doch was ist das eigentlich genau? Und warum steht unmittelbar die Frage im Raum, ob es sich dabei um etwas Illegales handeln könnte? Wir bringen Licht ins Dunkel.
4chan: Wo das Internet sein wahres Gesicht zeigt
Im Grunde genommen ist 4chan, wie du dir möglicherweise schon denken konntest, ein Internetforum. Gegründet wurde es bereits 2003 von Christopher Poole, der es eigentlich als reine Möglichkeit zum Austausch für die Anime-Community geplant hatte, welche an dem japanischen Original Futuba angelehnt sein sollte. Noch bis heute zieht sich dieser Einfluss und so haben ein Großteil der auf 4chan geposteten Inhalte eine Manga- oder Anime-Thematik.
Heutzutage versteht man 4chan eher als ein sogenanntes Imageboard. Auf diesem werden anonym überwiegend Bilder und auch Nachrichten miteinander ausgetauscht. Während es am Anfang nur das Unterforum /b/, welches früher noch ganz simpel Anime/Random hieß, gab, entstanden bereits nach wenigen Tagen weitere von diesen. Mittlerweile zählt 4chan über 50 eigene Sub-Kanäle, die von den Nutzer:innen regelmäßig frequentiert werden.
Doch warum sollte 4chan überhaupt verboten sein? Das Forum wurde über die Jahrzehnte zu einem der wichtigsten Orte der Internetkultur, an dem gleich mehrere populäre Phänomene, wie beispielsweise über die Grenzen des Digitalen hinaus bekannte Memes, ihren Ursprung fanden. Der Grund dafür ist simpel: Da die Konversationen auf 4chan relativ kurzweilig sind und es eine riesige Menge an Nutzer:innen gibt, die ihre Inhalte teilen, siehst du fast alles. Also auch nicht nur teilweise Grenzwertiges, sondern gar Verstörendes, da es wenig Möglichkeiten gibt, die Plattform zu kontrollieren. Und genau das ist das Problem.
Von Trollen und „Newfags“
4chan ist der Ort im Internet, an dem sich sein ungefiltertes, ungeschöntes und schonungslos ehrliches Gesicht zeigt. Gesellschaftliche Konventionen? Die vermisst du hier vergebens. Neue Mitglieder werden kurzerhand als „Newfags“ bezeichnet, was so viel wie „Neuschwuchtel“ bedeutet. Unliebsame Inhalte werden von der Community mit dem Zusatz „Cancer“, also Krebs, aussortiert und niedergemacht. Und wer dachte, in den sozialen Netzwerken seien viele Trolle, also User:innen, die nichts besseres im Sinn haben, als andere zu belästigen, unterwegs, der hat noch nie versucht, ein ernstes Thema auf 4chan zu diskutieren.
Wer jetzt denkt, das sei doch im Internet normal, der irrt. 4chan hat mit seiner Vielzahl an pornografischen, gewaltverherrlichenden und diskriminierenden Inhalten nicht nur einmal für Kontroversen gesorgt. Der Einfluss auf die Internetkultur ist unangefochten, er wird jedoch schnell gefährlich, wenn es um die Verbreitung derartiger Inhalte geht.
Eine Kontrolle und Zensur ist darüber hinaus äußerst schwierig, wenn nicht sogar von der Community selbst mehr als unerwünscht. Klar, bei der Masse an digitalen Gütern, die täglich auf 4chan einprasseln, könnte auch kaum eine Institution den Durchblick behalten. Zudem ist die Community des Imageboards nicht gerade zu unterschätzen, legt sie doch regelmäßig mal durch Hacking-Angriffe und andere digitale Attacken ganze Firmen lahm oder macht sich einen Spaß aus den Daten von einzelnen Personen. Verfolgen kann man die Angreifer kaum, denn es existieren weder Namen, noch Nutzerkonten auf den Servern von 4chan.
Sollte 4chan also verboten werden?
Bei allem Schindluder, welches auf 4chan betrieben wird, stellst du dir sicherlich die Frage, ob es verboten werden sollte. Eine eindeutige Antwort darauf zu finden ist schwierig. Auf der einen Seite stehen die teilweise wirklich verstörenden Inhalte, die nun niemand unbedingt sehen sollte, geschweige denn benötigt. Dennoch muss man ganz klar festhalten: Auch, wenn die Inhalte von 4chan nicht jedem schmecken, symbolisieren sie nicht nur einen wichtigen Teil unserer Kultur, sondern sorgen ohne Rücksicht auf Verluste immer wieder für neue Denkanstöße und kontroverse, aber ehrliche Diskussionen.
Zudem ist nicht alles, was es auf 4chan gibt, schlecht. Treibst du dich in den richtigen Subs rum, so findest du schnell Gleichgesinnte, die ebenfalls nichts Böses im Schilde führen und sich einfach nur zu spezifischen Thematiken austauschen möchten.
Quelle: eigene Recherche, das-nettz, it-times