Der Aktionstag „Safer Internet Day“ soll Menschen für Gefahren und Sicherheit im Internet sensibilisieren. Besonderes Augenmerk liegt dabei vielerorts darauf, das Netz für Kinder und Jugendliche sicherer zu machen. Und das nicht nur am PC oder Laptop, sondern auch auf dem Smartphone. Dort entstehen durch beliebte Social-Media-Plattformen wie Instagram oder bei Messengern wie WhatsApp zusätzliche Gefahren.
39 Prozent befragter Eltern in Europa gaben laut einer Studie des IT-Sicherheitsunternehmens Kaspersky von Ende 2021 an, dass ihre Kinder ihr erstes digitales Gerät im Alter von sieben Jahren oder früher erhalten. Mit diesem verbringen sieben von zehn europäischen Kindern mehr als zwei Stunden täglich – und gut ein Fünftel sogar mehr als fünf Stunden. So machen Eltern das Smartphone für ihre Kinder sicherer und schränken die Zeit am Handy ein.
Bildschirmzeit einschränken
Mit der „Familienfreigabe“ auf Apple-Geräten wie dem iPhone teilen Eltern mit ihren Kids den Zugang zu Diensten wie Apple Music und gekauften Apps. Verknüpfte Geräte kontrollieren sie über die „Bildschirmzeit“-Funktion. Erziehungsberechtigte können etwa überprüfen, wie viel Zeit die Kinder mit bestimmten Apps verbracht haben.
Dort richten Eltern auch Zeitlimits ein, wenn der Sohn oder die Tochter beispielsweise nicht mehr als eine Stunde am Tag mit Social-Media-Apps verbringen soll. Ist das Kontingent aufgebraucht, ist es Kindern und Jugendlichen erst am nächsten Tag möglich, wieder auf die Anwendungen zuzugreifen – es sei denn Eltern stimmen der Bitte nach einer Verlängerung zu.
Dem Kaufen und Herunterladen von Apps schieben Eltern ebenfalls einen Riegel vor, wenn sie möchten. Die Kleinen können dann eine Anfrage schicken, ob sie das jeweilige Programm installieren dürfen. Android-Nutzer legen über „Google Family Link“ ähnliche Regeln für ihre Kinder und Teenager fest. Auch dem Download von Apps stimmen sie dort zu oder lehnen diesen ab.
Mit gutem Beispiel vorangehen
Ebenso wichtig ist es, mit gutem Beispiel voranzugehen, wie die Kaspersky-Studie zeigt. Kinder von Eltern, die beim Essen nicht auf das Smartphone und andere Geräte verzichten, verbringen demnach im Schnitt täglich 39 Minuten mehr vor dem Display. Fast alle Befragten wollten die Bildschirmzeit ihrer Kinder regulieren. 61 Prozent gaben aber auch an, sich selbst nicht immer vorbildlich an Regeln zu halten, die sie dem Nachwuchs auferlegt haben.
Um ihre Kinder auf mögliche Gefahren vorbereiten zu können, sollten Mama und Papa sich auch selbst mit der Sicherheit befassen. Viele Nutzerinnen und Nutzer sind der Ansicht, dass Antivirenprogramme und Firewalls sie vor allen Risiken ausreichend schützen. Das sei ein Mythos, wie ein Experte erklärt.
Viele glaubten, „dass sie der Einsatz einer Sicherheitslösung vor allen Gefahren schützt“, meint Christian Funk. Der Leiter des deutschsprachigen Forschungs- und Analyseteams bei Kaspersky, erklärt auf Anfrage der Nachrichtenagentur spot on news: „Zwar haben bereits viele Sicherheitslösungen beispielsweise Anti-Phishing-Technologien integriert, aber wenn der Nutzer seine Daten auf einer Phishing-Webseite eingibt, gelangen diese Informationen trotzdem in die Hände der Betrüger.“
Was ist Phishing?
Dass sich Betrüger als Mitarbeiter eines Dienstes ausgeben, um somit an Passwörter zu gelangen, komme laut Funk „sehr häufig vor – in der Fachsprache wird das ‚Phishing‘ genannt. Die Cyberkriminellen fischen quasi nach Daten“.
„Deutschland ist dabei leider wiederholt der weltweite Spitzenreiter hinsichtlich der Menge an eingehenden Phishing-Mails. Solche Mails scheinen in den allermeisten Fällen im Kleid einer Bank oder eines Online-Shops versendet worden zu sein, um deren Erfolgsquote zu erhöhen“, führt der IT-Experte aus. Userinnen und User sollten niemals auf enthaltene Links klicken und dort ihre Login-Daten eingeben. Es sei besser, direkt über den Browser offizielle Webseiten von Anbietern oder Diensten aufzusuchen, rät der Experte. Derartige Nachrichten machen zudem häufig bei WhatsApp die Runde – oftmals mit Hinweis auf angebliche Gewinnspiele.
Das Konto ist weg
Google weist im Rahmen des Safer Internet Day dieses Jahr besonders auf Gefahren durch Account-Hijacking hin. Gemeint ist damit die Übernahme eines Benutzerkontos durch Kriminelle, die sich davor etwa über Phishing-Methoden Zugang verschafft haben. Diese können dann unter anderem versuchen, an weitere Daten wie Bezahlinformationen und Fotos zu gelangen. Auch Identitätsdiebstahl kann die Folge sein.
Um sich dagegen zu schützen, stehe allem voran ein bewusster und vorsichtiger Umgang mit Apps, Webseiten und Nachrichten. Vorsichtig sollten Nutzer besonders bei fremden Absendern sein. Das rät Jeroen Kemperman, Produktmanager GSEC bei Google. „Eine gesunde Grundskepsis“ sei angebracht, „gerade wenn es um das Öffnen von Links, Anhängen und Downloads geht, die nicht angefordert wurden“.
Ebenso wichtig sei das Nutzen von Passwörtern, die nicht einfach erraten werden können, sowie eine Zwei-Faktor-Authentifizierung. Nutzerinnen und Nutzer weisen sich hier zusätzlich zum Passwort mit einem Sicherheitscode aus. Dieser wird je nach Dienst beispielsweise per SMS an eine hinterlegte Handynummer versandt. Der Code ist meist nur für einen kurzen Zeitraum und ein einziges Mal gültig.
Technische Helfer für das Smartphone
Aus technischer Sicht gelten für das Smartphone „dieselben Cybersicherheitsregeln wie für herkömmliche Computer“, sagt Funk. Nutzerinnen und Nutzer sollten „für jeden Dienst beziehungsweise jede App ein eigenes sicheres Passwort wählen, Software und Apps regelmäßig aktualisieren und die automatischen Update-Mechanismen nutzen, um etwaige Sicherheitslücken zu schließen“. Darüber hinaus rät er, den „Download aus unbekannten Quellen“ in den Einstellungen zu deaktivieren, „um sich vor Malware zu schützen“. Optional könnten User auch einen VPN-Dienst nutzen, „um den Standort des Gerätes zu verschleiern und die übertragenen Informationen zu schützen“.
Sowohl Apple, Kaspersky als auch Google sind offizielle Unterstützer des Safer Internet Day. Apple bietet unter anderem bis Ende der Woche kostenlose Sessions für Eltern und Pädagoginnen sowie Pädagogen an. In diesen möchte das Unternehmen entsprechende Ratschläge und Tipps vermitteln.