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„Der größte Fehler für Unternehmen ist es, nichts zu tun.“

Michael Zettel, Vorsitzender von Accenture Österreich, spricht über aktuelle Technik-Trends, Neugründungen und die Herausforderungen bei etablierten Unternehmen.

Michael Zettel

futurezone: Accenture hat ein sogenanntes Future Camp ins Leben gerufen. Was darf man sich darunter genau vorstellen?
Michael Zettel: Das Future Camp ist ein Platz für Innovation. Unser Anspruch ist immer, dass wir Innovation zu unseren Kunden bringen. Das ist gerade in diesen Zeiten besonders herausfordernd, weil das Tempo so rasant zugenommen hat. Wir wollen hier digitale Innovationen greifbar und erlebbar machen. Die Ideen, die man dazu hat, sollen richtig strukturiert und letztlich auch umgesetzt werden.

An wen genau richten Sie sich damit?
Wir richten uns damit in erster Linie an unsere Kunden, das sind die Top-Unternehmen Österreichs.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für diese Unternehmen, um auch künftig innovativ zu bleiben?
Einerseits geht es da sicherlich um das Tempo. Wir sind in der vierten Revolution, in einer digitalen Revolution und es ist für jeden schwierig hier mitzuhalten und die geeigneten Anwendungsfälle zu finden. Was funktioniert, was funktioniert nicht. Mit dem Future Camp bieten wir da unter anderem auch die Möglichkeiten zur internationalen Vernetzung.

Was ist aus Ihrer Sicht der größte Fehler, den ein Unternehmen heute machen kann?
Der größte Fehler ist sicher, nichts zu tun. Man muss auf jeden Fall den Mut haben, die Dinge anzugehen und die nötigen Investitionen dafür zur Verfügung stellen. Wobei gerade die neuen Technologien dazu die Möglichkeit bieten, das in kleinen Schritten zu machen. Das Motto “Fail Fast” ist in dem Kontext ein sehr relevantes.

Wie können etablierte Firmen von Start-ups und der Start-up-Kultur profitieren?
Wir sehen das ergänzend. Start-ups sind eine Quelle der Inspiration, die große Unternehmen haben. In unserer globalen Innovationsarchitektur sehen wir aber auch andere Quellen: Etwa universitäre Forschung. Es gibt aber auch Großunternehmen, die sehr innovativ sind. Man muss sich aus diesen vielen verschiedenen Möglichkeiten die richtigen heraussuchen. Wir sehen es natürlich als unsere Aufgabe hier die Brücke zu schlagen, zwischen Start-ups und großen Unternehmen und die Start-ups richtig in das Geschäft der Großunternehmen zu integrieren.

Was können Start-ups umgekehrt von den großen Konzernen lernen?
Start-ups beneiden oft die großen Unternehmen. Denn Großunternehmen haben oft einen sehr exklusiven Kundenzugang und natürlich im Vergleich wahnsinnige Ressourcen. Letztlich hat ja jedes Start-up Wachstumsziele. Wenn es also etwa um Skalierungsfähigkeit geht, kann sich ein Jungunternehmen sicher etwas bei den Großen abschauen.

Wie bewerten Sie den Standort Österreich generell in Bezug auf das Thema Start-ups und Gründerszene?
Insgesamt hat Österreich in der Digitalisierung jedenfalls Aufholbedarf. Daher ist jede Initiative zu begrüßen, die Unternehmertum im Allgemeinen fördert, insbesondere wenn es in den digitalen Bereich geht. Denn das ist zukünftig ohne Frage ein signifikanter Wachstumsbereich. Die österreichische Wirtschaft bringt von ihrer Grundstruktur die Voraussetzungen mit, dass die Digitalisierung besonders hilfreich sein kann – weil sie auch für Klein- und Mittelunternehmer die Chancen bietet, sich am Weltmarkt noch stärker zu positionieren. Dadurch haben auch die Großunternehmen bessere Chancen.

Erleben wir zurzeit nicht auch einen Hype rund um den Begriff Start-up?
Ich denke, wir befinden uns hier sicher gerade am Rande des Hypes. Trotzdem unterstützen auch wir diese Szene massiv, um einerseits den Standort voranzubringen und auch unsere Kunden zu digitalen Champions zu machen.

Gibt es politische Forderungen, die Sie formulieren würden, um den Standort Österreich in Hinblick auf Digitalisierung und Start-ups zu stärken?
Positiv gesehen gehen die Maßnahmen der Bundesregierung in die richtige Richtung. Es bedarf aber zwei wesentlicher Themenstellungen, die noch stärker adressiert werden müssen: Erstens Entbürokratisierung. Unternehmensgründung und die Rahmenbedingungen für Unternehmen sind zu bürokratisch und letztlich zu teuer. Der zweite wesentliche Punkt ist Bildung: Hier haben wir großen Aufholbedarf. Uns muss klar werden, dass Bildung etwas ist, dass uns künftig lebenslang begleitet und nicht nur im Alter von fünf bis 25 Jahren.

Es herrscht bekanntlich auch ein IT-Fachkräftemangel. Was schlagen Sie dagegen vor?
Wir müssen mit Informatik schon in den Volksschulen beginnen. Wir müssen die Kinder viel früher dafür begeistern. Aber wie gesagt, es muss auch klar sein, dass wir in Zukunft alle lebenslang lernen werden, sprich, auch ältere Personen sollten noch für diese Bereiche begeistert und herangeführt werden.

Wie wichtig ist der Punkt der internationalen Vernetzung, aber auch der Versuch, internationale Firmen hier anzusiedeln?
Das ist erfolgsentscheidend. Das Plädoyer für die Öffnung nach außen kann gar nicht groß genug sein. Europa hat ein Kapitalisierungsproblem im Vergleich zum amerikanischen Kontinent. Strukturell hat Österreich aber keine schlechteren Voraussetzungen als beispielsweise Berlin. Wir hätten im Gegenteil die Möglichkeit uns auch wieder stärker auf die Ostöffnung zu fokussieren. Da kann man nicht lokal denken, gerade im Zeitalter der Digitalisierung hat auch jeder die Möglichkeit global anzubieten.

Im Future Camp arbeitet Accenture vor allem mit der derzeit beliebten Methode des Design Thinking. Welche Vorteile bringt das Ihrer Meinung nach?
Der wesentliche Erfolgsfaktor davon ist, dass es den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Durch eine absolute Kunden- und Mitarbeiterorientierung kommt man zu besseren Ergebnissen, als das bei anderen Prozessen der Fall ist. Darüber hinaus bietet Design Thinking viele Methoden an, wie man zu effizienten Ergebnissen kommt. Und es geht um den Umsetzungsgedanken. Man kann innerhalb eines Tages zu angreifbaren Ergebnissen kommen.

Was dürfen sich Teilnehmer des Future Camps erwarten?
Der interdisziplinäre Gedanke und die Diversität des Teams sind ein wesentlicher Gedanke für uns. Umso diverser ein Team, desto besser werden die Ergebnisse. Üblicherweise beginnen wir mit einer Vorstellung neuester Technologien und einem Anwendungsfall. Darauf basierend gehen wir dann in den Kreationsprozess, wo jeder dann konkrete Anwendungen für sich identifizieren und strukturieren kann.

Über die Zukunft lässt sich bekanntlich immer schwer etwas sagen, aber was wird aus Ihrer Sicht technologisch the next big thing sein?
Künstliche Intelligenz, das wird die Technologie sein, die die massivste Auswirkung haben wird. Ich sehe aber auch Themen wie Blockchain und virtuelle Realität als große Themen in der näheren Zukunft.

Dieser Artikel erschien ursrpünglich auffuturezone.at.

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