Sie soll gebaut, eingerichtet und in Betrieb genommen werden: 15 Mini-Kernreaktoren sollen durch Rolls-Royce in Großbritannien entstehen. Schon in neun Jahren soll der Betrieb im ersten Kernreaktor starten. Diese unerwartete Ankündigung erfolgte in einem Interview, in dem bekanntgegeben wurde, dass das Unternehmen über die Mittel der Hersteller von fabrikgefertigten modularen Kernreaktoren verfügt. Diese können für die Montage mit normalen Lkws ausgeliefert werden.
Rolls-Royce: Mini-Kernreaktoren als Massenprodukt
Glaubt man Paul Stein, Chief Technology Officer von Rolls-Royce, erlebt die Welt gerade einen Boom in der Atomkraft. Wie die World Nuclear Association mitteilt sollen momentan 448 Zivilreaktoren in Betrieb sein und über 50 weitere sich im Bau befinden. Die meisten davon befinden sich in Osteuropa und Asien. Kein Wunder, dass Rolls-Royce nun plant, Kernreaktoren auch in Großbritannien zu errichten.
Warum Reaktoren in Europa und Nordamerika so selten sind, hat politische Gründe. Wer den Bau plant, muss mit eine umweltschonenden Opposition rechnen. Aber auch die Bau- und Betriebskosten für Kernreaktoren sind erheblich. Darum wird die Energiewirtschaft zunehmend von Erdgas dominiert. Daher plant Rolls-Royce nun kleinere und modulare Kernreaktoren. Sie können in Fabriken in Massen hergestellt werden und per Lkw ausgeliefert werden. In den Reaktoren könnte kohlenstofffreier Strom erzeugt werden.
Comeback der Atomindustrie in Großbritannien
Rolls-Royce sieht darin eine Möglichkeit die Atomindustrie in Großbritannien wiederzubeleben:
- Wert für die britisch Wirtschaft: 52 Milliarden Pfund (etwa 60 Milliarden Euro)
- Export: 250 Milliarden Pfund (rund 295 Milliarden Euro)
- 40.000 neue Arbeitsplätze bis 2050
Das Unternehmen geht davon aus, dass jeder der Kernreaktoren eine Lebensdauer von 60 Jahren haben soll. Darin sollen zudem 440 Megawatt Strom erzeugt werden können. Die Kosten liegen etwa bei 60 Pfund (etwa 70 Euro) pro Megawattstunde.
Kernreaktoren vom Fließband
Als Standorte pickte sich Rolls-Royce Orte heraus, an denen ältere oder stillgelegte Kernkraftwerke betrieben wurden. Darunter zwei Standorte in Wales und einen im Nordwesten Englands. Es wird aber auch ein Exportmarkt angestrebt. Der größte Vorteil ist es, dass kein neuer Kernreaktor gebaut werden muss, sondern nur das Design angepasst wird. Da die Kernreaktoren nach Fertigungslinien gebaut werden sollen, soll das auch Kosten sparen.
Was Rolls-Royce plant, klingt nach einer Unterstützung der Energieversorgung. Ein Atomkrieg könnte jedenfall unser qualvolles Ende bedeuten. Solche Ausmaße hat übrigens ein Atombombentest auf dem Meeresboden.