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„Das ist ein Scherz, oder?“ – Gen Z-Frau schockiert mit Vorstellungen zum Arbeitsleben

Das Vorurteil, die Gen Z wollte nicht arbeiten gehen, hält sich hartnäckig. Eine TikTokerin hat es nun auf schockierende Weise bestätigt.

Würfel zeigen das Wort
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Bedingungsloses Grundeinkommen erklärt

Jeden Monat viel Geld vom Staat bekommen, ohne dafür zu arbeiten: Das bedingungslose Grundeinkommen beschreibt genau das.

„Die Gen Z will nicht arbeiten gehen“, lautet ein vielgenanntes Vorurteil anderer Generationen. Unrealistische Vorstellungen sollen dazu beitragen, dass für viele der Einstieg ins Berufsleben mit einem wahren Schock einhergeht. Eine junge Frau scheint ihren Idealen zum Opfer gefallen zu sein und beklagt sich über Konditionen, die für andere ein Traum sind.

Gen Z: TikTokerin beklagt sich über 30 Urlaubstage

Zu Beginn des TikTok-Clips erklärt die junge Gen Z-Frau, dass sie gerade ihr Studium beendet habe und auf Jobsuche sei. Sie ist erschrocken wie viele Unternehmen einen Obstkorb als „Benefit“ verkaufen würden. An dieser Stelle können noch einige schmunzeln, wie aus den Kommentaren hervorgeht. Schließlich hat sich der Obstkorb inzwischen zu einer Art Karikatur entwickelt, da gefühlt jedes Unternehmen überzeugt davon scheint durch ihn – und nur durch ihn – den notwendigen Beitrag für ein hervorragendes Arbeitsklima zu leisten.

Doch im folgenden Verlauf des Videos wird klar, dass die TikTokerin wahrlich unrealistische Vorstellungen vom Berufsleben zu haben scheint. Unter Tränen klagt sie über 30 Urlaubstage – ihrer Meinung nach viel zu wenig. Schließlich würden die Wochenenden für Haushalt und Einkaufen genutzt, wenn man schon Vollzeit arbeiten müsse. Dabei sind 30 Urlaubstage nachweislich bereits im oberen Spektrum und damit ein sehr gutes Pensum. Gesetzlich vorgeschrieben sind mindestens 20 Urlaubstage bei einer 5-Tage-Woche.

36.000 Euro Einstiegsgehalt zu wenig

Als nächstes auf der Agenda steht das Thema Gehalt. Für eine Führungsposition seien ihr 36.000 Euro brutto angeboten worden. Das lag weit unter ihren Vorstellungen. Allerdings ist unklar in welcher Branche sie arbeitet oder arbeiten möchte. Laut dem Arbeitnehmer*innen-Portal Kununu seien in einer Führungsposition je nach Branche zwischen 30.300 und 126.700 Euro möglich. Damit lege der Vorschlag, den die Gen Z-Frau erhalten hat, wahrlich am untersten Ende.

In den Kommentaren sieht man jedoch, dass viele darauf aufmerksam machen, dass das Gehalt für eine Berufseinsteigerin doch durchaus vorzeigbar wäre. Statistiken von Stepstone zeigen hingegen, dass knapp 35.000 Euro brutto auch als Durchschnittsgehalt für Werkstudierende gelten. Da diese jedoch von weniger Brutto-Abzügen profitieren, haben sie mehr Netto von diesem Wert als Vollzeitarbeitnehmende. Womöglich erklärt sich dadurch die Aussage der TikTokerin, dass sich mit dem vorgeschlagenen Gehalt kaum die laufenden Kosten decken lassen.

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Allerdings steht das im Widerspruch zu ihrem Freizeitansprüchen. Schließlich arbeiten Werkstudierende für dieses Mediangehalt auch zwanzig Stunden pro Woche und sind damit seit Studienbeginn die Doppelbelastung von Studium und Arbeit gewohnt. Dabei kommen sie in der Regel auch auf 40 oder gar mehr Wochenstunden. Urlaubstage für Werkstudierende sind nur selten vergütet. Flex-Verträge sorgen obendrein dafür, dass sie ohnehin nur nach gearbeiteten Stunden bezahlt werden. Macht man als Studierende*r frei, kriegt man also in der Regel kein Geld.

TikTokerin ruft zum Boykott auf

Am Ende des Clips ruft die junge Gen Z-Frau zum Boykott der Arbeitswelt auf. „Wann wachen wir endlich alle auf und checken, dass wir einfach nicht mehr arbeiten gehen sollten? Und dass wir einfach aufwachen und sagen ‚Ich geh jetzt nicht mehr arbeiten‘, weil erst dann wenn wir vereint einfach sagen ’nein‘ stürzen wir dieses beschissene System.“

„Das ist doch ein Scherz, oder?“, kritisieren gleich mehrere Kommentare. Laut ihnen bewegen sich die Vorstellungen zum Arbeitsleben der Gen Z-Frau in einem unrealistischen Bereich. „Es sei nunmal die Realität“, heißt es zu den Einwänden, dass die TikTokerin sich gezwungen sieht, eine Job auszuführen, der zu wenig Geld bringt und keinen Spaß mache. Andere träumen von 30 Urlaubstagen und 36.ooo Euro Gehalt, heißt es des Weiteren.

Ein Körnchen Wahrheit verborgen?

Allerdings steckt womöglich ein Körnchen Wahrheit in Teilen ihrer Aussagen. Tatsächlich arbeitet jede fünfte Person in Deutschland im Niedriglohnsektor und gilt somit als Geringverdiener. Zudem wird der Wunsch nach einer besseren Work Life Balance nachweislich von der Gen Z inspiriert und geht über einen üppigen Urlaubsanspruch hinaus. Die Auffassung der jungen Generation in Bezug auf das Berufsleben ist, dass sie den Status Quo eben nicht kritikfrei anerkennen müsse, nur weil er „für die meisten die Realität ist“, wie die Kommentare offenlegen. Und diese Haltung zeigt Wirkung.

Erste Unternehmen und Industrien gehen aufgrund der wachsenden Kritik aus der Gen Z wichtige Schritte für die langfristige Gesundheit ihrer Arbeitnehmenden. Eine Studie aus dem vergangenen Jahr zeigte einen klaren Zusammenhang zwischen einer 4-Tage-Woche und steigender anstatt sinkender Produktivität der Arbeitnehmenden auf. In der Folge hat ein Krankenhaus im OP die 4-Tage-Woche eingeführt.

In einem weiteren Video fragt die TikTokerin lediglich: „Geht es euch gut?“ und kritisiert, wie sich in den Kommentaren in ihrem ursprünglichen Clip gegenseitig gelobt wurde, wenn man einem undankbaren Knochenjob nachging. „Ihr sagt alle, dass es euch noch viel schlechter geht und schießt gegen die Person die das Problem anspricht anstatt gegen das Problem zu gehen“.

Womöglich sind es also genau solche Videos und schockierenden Kommentare, die zeigen, dass nicht nur manche Vorstellungen vermessen sind, sondern der Ist-Zustand vieler deutscher Arbeitnehmer*innen ebenfalls verändert werden sollte.

Quellen: Merkur, ARD Alpha, Focus, Stepstone, Kununu, Statistisches Bundesamt, Basic Thinking, TikTok / Dana Rosa

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