Der E.on-CEO Leonhard Birnbaum warnte vor einer möglichen Überlastung des deutschen Stromnetzes aufgrund der Energiewende. Als größter Verteilnetzbetreiber Deutschlands spielt E.on eine entscheidende Rolle bei der Integration erneuerbarer Energiequellen wie Wind- und Solarparks in das nationale Netz. Diese Integration erfordert einen erheblichen Netzausbau und Investitionen, was eine Herausforderung für das Unternehmen und das Land darstellt.
Stromnetz an seinen Grenzen
Birnbaum prognostizierte im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung (SZ), dass die Strompreise aufgrund höherer Finanzierungskosten im Energiesektor und des Bedarfs an umfangreichen Reservekapazitäten steigen könnten. Er plädierte für eine Neubewertung der Strategie für die Energiewende, um sie einfacher und wirtschaftlicher zu gestalten. Ein wichtiger Vorschlag ist die regionale Steuerung der Energieproduktion, um eine Netzüberlastung zu verhindern und Energieverschwendung zu vermeiden, was letztlich die Kosten für die Nutzenden beeinflusst.
Trotz des im Vergleich zu anderen Ländern zuverlässigen Zustands des deutschen Stromnetzes ist es derzeit an seinen Grenzen. „Das deutsche Stromnetz ist hervorragend zuverlässig und im internationalen Vergleich stark, aber das Netz ist ganz klar am Limit“, so der 57-Jährige. „Die Reserven im Netz sind nach dem Zubau der Erneuerbaren über die letzten 15 Jahre erschöpft. Und jetzt kommen Riesenverbraucher dazu wie die neue Chipfabrik von Intel oder die Batteriefabrik in Norddeutschland.“
Er betonte die Bedeutung des Lastmanagements und der Steigerung der Effizienz, um Strom zu sparen. Diese Maßnahmen können die Nachfrage nach zusätzlichen Kraftwerken und Reservekapazitäten reduzieren und bieten einen nachhaltigeren Ansatz, um die Energiebedürfnisse zu decken.
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Ausbau hat höchste Priorität
Birnbaum äußerte sich auch zu den Zielen für den Ausbau der Windenergie in Deutschland. Er ist der Meinung, dass das Erreichen dieser Ziele wichtiger sei als der Zeitplan für ihre Umsetzung. „Wenn Deutschland die Windenergieziele für 2030 nicht erreicht, erreichen wir sie halt 2032“, erläuterte er optimistisch. „Aber wenn das Netz nicht genug ausgebaut ist, ist das nicht nur ein Problem für den Anschluss von Wind- und Solarparks, sondern es bremst auch den Umstieg auf Elektroautos und Wärmepumpen und die gesamte Elektrifizierung.“
Die Sicherstellung der Kapazität des Netzes zur Unterstützung neuer erneuerbarer Energiequellen, Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen ist von größter Bedeutung für eine erfolgreiche Energiewende.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
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