Sir Peter Jackson (60) kennt die Welt heute vorwiegend als Regisseur von „Der Ringe der Ringe“. Mit der dreiteiligen Verfilmung des Fantasy-Romans von J. R. R. Tolkien (1892-1973), die insgesamt mit 17 Oscars prämiert wurde, gelang dem Filmemacher, der am 31. Oktober 60 Jahre alt wird, in den 2000er Jahren einer der größten Kinoerfolge der jüngeren Filmgeschichte.
Jacksons Karriere begann allerdings schon viel früher weit entfernt von der Traumfabrik Hollywood. In seinem Herkunftsland Neuseeland, das er sowohl für die „Der Herr der Ringe“- als auch die „Der Hobbit“-Trilogie in die Heimat von Hobbits, Elben und Zauberern verwandelte, machte sich Jackson Mitte der 80er Jahre mit Splatter-Horrorfilmen einen Namen. Sie wurden zum Grundstein einer wahrhaft beeindruckenden Karriere.
Garten wurde Schauplatz des Zweiten Weltkriegs
Als kleiner Junge, der in der Nähe der neuseeländischen Hauptstadt Wellington auf der Nordinsel aufwuchs, entdeckte Peter Jackson seine Leidenschaft fürs Filmemachen dank einer geschenkten Super-8-Kamera. Fortan drehte er voller Eifer erste eigene Filme, darunter „Planet of the Peters“, für das der Nachwuchsregisseur seinen eigenen Garten in ein Schlachtfeld mit Schützengräben verwandelte. Von seinem Können überzeugt, schmiss Jackson mit 17 Jahren die Schule und widmete sich fortan in Gänze dem Filmhandwerk.
Seine ersten Arbeiten waren vorwiegend Kurzfilme. Einer von ihnen entwickelte sich über Jahre zu einer ersten längeren Produktion mit dem Titel „Bad Taste“ (1987) – ein Splatterfilm bester Sorte, in dem Jackson selbst in einer Doppelrolle mitspielte und der ihn zunächst in seinem Heimatland bekannt machte.
Bis er auch international große Aufmerksamkeit auf sich zog, brauchte es jedoch noch mehrere Horrorfilme und einen Genre-Wechsel. Für das Drama „Himmlische Kreaturen“ mit dem späteren „Titanic“-Star Kate Winslet (46) in einer Hauptrolle gewann der Sohn britischer Eltern 1994 allerdings gleich eine begehrte Auszeichnung: den Silbernen Löwen der Filmfestspiele von Venedig. Eine erste Oscarnominierung („Bestes Drehbuch“) war ebenfalls drin.
Vom Genre-Helden zum Herr der Oscars
Der Übergang vom Genre-Virtuosen zum Mainstream-Newcomer gelang Peter Jackson, der seit 1987 mit der Drehbuchautorin Fran Walsh (62) verheiratet ist, auch dank „The Frighteners“ (1996). Die Horrorkomödie mit Hauptdarsteller Michael J. Fox (60, „Zurück in die Zukunft“) fuhr zwar zum Teil niederschmetternde Expertenkritiken ein, war bei den Zuschauern aber durchaus erfolgreich.
Viel Zeit, um sich mit negativem Feedback zu befassen, hatte Jackson zu diesem Zeitpunkt sowieso nicht. Stattdessen bereitete er sich ab 1997 auf seine wohl umfassendste Produktion vor – und wie viele seiner Projekte drehte er die „Der Herr der Ringe“-Trilogie (2001-2003) in seiner Heimat Neuseeland. Noch heute profitiert das Land im Südwestpazifik immens von Jacksons Mittelerde-Inszenierung. Das Hobbingen-Filmset ist beispielsweise eine der größten Attraktionen und bringt Touristen aus aller Welt ins „Land der langen, weißen Wolke“, wie Neuseeland auch genannt wird.
Der Erfolg des Epos, das Anfang des neuen Jahrtausends alle Erwartungen sprengte, dürfte selbst den erfahrenen Regisseur noch heute sprachlos machen. Bei insgesamt 30 Oscarnominierungen, die „Die Gefährten“ (2001), „Die zwei Türme“ (2002) und „Die Rückkehr des Königs“ (2003) gemeinsam einheimsten, gingen die Blockbuster mit Viggo Mortensen (63), Elijah Wood (40) und Orlando Bloom (44) sage und schreibe 17 Mal als Gewinner hervor. Allein der finale dritte Film gewann 2004 elf Mal und konnte sich in den wichtigsten Kategorien „Bester Film“ und „Beste Regie“ gegen die Konkurrenz durchsetzen.
Mit der „Hobbit“-Trilogie ritt Peter Jackson erneut die Tolkien-Welle
Episch inszenierte Einzelfilme und Mehrteiler prägen bis heute das Gesamtwerk Peter Jacksons, dem 2012 mit seiner Ernennung zum Mitglied des „Order of New Zealand“ die höchste Ehre seiner Heimat zuteilwurde. Häufiger konnten sie die hohen Erwartungen der Kritiker jedoch nicht erfüllen – so wie „King Kong“ im Jahr 2005. Und auch die drei „Der Hobbit“-Filme (2012-2014) ließen die Tolkien-Jünger zum Teil enttäuscht zurück. Ihr beachtlicher kommerzieller Erfolg ist wohl größtenteils auf den großen Hype zurückzuführen, den heute allein der Name Peter Jackson auslöst.
Immer wieder wagt sich der Neuseeländer trotzdem auch in andere Gefilde, auf das Fantasy-Epos festlegen lassen will er sich offenbar nicht. Ein Beispiel ist das Mystery-Drama „In meinem Himmel“ (2009). In der Romanverfilmung mit der heutigen Golden-Globe-Preisträgerin Saoirse Ronan (27, „Lady Bird“) dreht sich alles um ein ermordetes Mädchen, das in einer Art Zwischenwelt gefangen ist und versucht, ihre noch lebende Schwester vor ihrem Mörder zu schützen. Gemeinsam mit Regielegende Steven Spielberg (74, „Der Weiße Hai“) wagte sich Jackson zudem als Produzent an eine Verfilmung der „Tim und Struppi“-Comicreihe. „Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn“ erschien 2011, eine Fortsetzung ist mit Jackson im Regiestuhl geplant.
2021 entführt er Beatles-Fans zurück ins Jahr 1969
Zuletzt bewies der zweifache Vater, der seit 2014 auf dem Walk of Fame in Hollywood verewigt ist, ein weiteres großes Talent – als Dokumentarfilmmacher. 2018 beleuchtete er in „They Shall Not Grow Old“ das Leben britischer Soldaten im Ersten Weltkrieg. Das Werk widmete Jackson, der sich privat sehr für die Jahre 1914 bis 1918 interessiert und mehr als 40 flugtaugliche Kampfflugzeuge aus dieser Zeit besitzt, seinem Großvater, der in dem Krieg gedient hat.
2021 feiert zudem die Doku-Serie „The Beatles: Get Back“ über den Entstehungsprozess des zwölften und finalen Beatles-Albums „Let It Be“ (1970) bei Disney+ Premiere. Die drei Folgen, für die Peter Jackson sich an knapp 60 Stunden langen, nie zuvor gezeigten und restaurierten Filmaufnahmen aus dem Jahr 1969 bediente, sind jeweils ab dem 25., 26. und 27. November beim Streamingdienst des Mauskonzerns verfügbar.