Daniel Brühl (42, „The Alienist – Die Einkreisung“) feiert mit seiner Rückkehr als Bösewicht Helmut Zemo in „The Falcon and the Winter Soldier“ (seit 19. März) nach „The First Avenger: Civil War“ (2016) seinen zweiten Auftritt im Marvel-Universum. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät er, was ihm beim Dreh der Disney+-Serie am meisten Spaß machte, welche neue Seite Zemo dem Publikum zeigt und wie es ist, mit Marvel-Kollegen wie Anthony Mackie (42), Sebastian Stan (38) und Robert Downey Jr. (56) zu arbeiten.
Außerdem spricht der Familienvater, dessen zweiter Sohn im August 2020 zur Welt kam, über die positive Seite, die er einer Corona-bedingten Drehpause abgewinnen konnte, seine aktuellen Sorgen als Inhaber einer Berliner Tapas-Bar und Hoffnungsschimmer am fernen Pandemie-Horizont.
Herr Brühl, in „The Falcon and the Winter Soldier“ sind Sie erneut als Helmut Zemo zu sehen. Wie haben Sie auf das Angebot reagiert, nach „The First Avenger: Civil War“ erneut in die Rolle des Bösewichts zu schlüpfen?
Daniel Brühl: Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass ich „reaktiviert“ wurde! Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn sie einen nicht umbringen, denn dann besteht die Möglichkeit, dass man wieder auftaucht (lacht). Ich glaube allerdings, es gab damals noch keinen konkreten Plan, in welcher Form das der Fall sein würde. Ich selbst wusste von nichts. Als der Anruf kam, habe ich mich sehr gefreut.
Zemo bekommt in der Serie mehr Spielzeit eingeräumt als im Film.
Brühl: Ja. Als ich die Bücher las, dachte ich: „Ach ja, ich kann etwas Neues mit dieser Figur anfangen und laufe nicht Gefahr, wieder dasselbe zu machen.“ Meine Figur ist einfach größer geworden und es hat mir großen Spaß gemacht, mit dem Sinn für Humor, den Zemo nun plötzlich hat, zu spielen – und endlich die ikonische Comicmaske tragen zu dürfen. Wenn man bei so etwas mitmacht, möchte man einmal diese Maske tragen, die man aus den Comicbüchern kennt.
Was erfährt der Zuschauer noch Neues über Ihre Figur?
Brühl: Man versteht plötzlich seinen familiären Hintergrund. Zemo ist adlig und läuft mit einem Pelzmäntelchen durch die Gegend. Mir bot sich eine herrliche Spielwiese für Ironie, Blasiertheit und Arroganz, die ich in „The First Avenger: Civil War“ nicht hatte. Es war erfrischend anders.
Wie war die Zusammenarbeit mit „Falcon“ Anthony Mackie und „Winter Soldier“ Sebastian Stan?
Brühl: Großartig! Wir haben uns schon bei „Civil War“ gut verstanden. Die Marvel-Kollegen empfangen einen mit offenen Armen. Das ist nicht selbstverständlich, wenn Schauspieler schon zahlreiche Filme gemeinsam gedreht haben. Da ist eine Familie entstanden und man möchte nicht der „Neue in der Klasse“ sein, der in der Ecke herumsteht und für den sich niemand interessiert. Aber alle waren sehr großzügig, neugierig und respektvoll – wie zuvor auch Chris Evans und Robert Downey Jr. Ich habe jeden Drehtag mit Anthony Mackie und Sebastian Stan sehr genossen.
Durch die Corona-Pandemie mussten die Dreharbeiten zu „The Falcon and the Winter Soldier“ im März 2020 unterbrochen werden. Erst im September wurden sie fortgesetzt. Wie und wo haben Sie die Zeit dazwischen verbracht?
Brühl: Ich habe Berlin in der letzten Zeit kaum verlassen und war noch nie in meinem Leben so lange am Stück dort. Das hatte auch etwas Positives, weil unser zweiter Sohn zur Welt kam. Ich hatte intensiv Zeit mit dem Neugeborenen und musste zum ersten Mal in meinem Leben nicht ständig verreisen. Ich kann es allerdings kaum erwarten, wieder in meine zweite Heimat Spanien reisen zu können. Das war mir bis jetzt nicht möglich und ich hoffe, dass es bald wieder geht, damit ich meinen Bruder wiedersehe und nach Barcelona fliegen kann.
Aufgrund des aktuellen Lockdowns sind Restaurants und Bars seit Monaten geschlossen. Sie sind Besitzer der Tapas-Bar „Bar Raval“ in Berlin. Wie stark trifft Sie die Krise als Gastronom?
Brühl: Sehr stark. Bis jetzt mussten wir den Laden dank Zuschüssen und einer geminderten Miete noch nicht dicht machen. Die Vermieter waren sehr kooperativ. Wenn es aber noch lange so weitergeht, weiß ich nicht, wie lange wir durchhalten. Viele mussten bereits schließen und selbst für Gastronomiebetriebe, die sehr gut laufen, sieht es teilweise wahnsinnig schlecht aus. Diesen Bereich hat es sehr hart getroffen.
Zuletzt trafen wir uns 2018 im Vorfeld einer Preisverleihung inmitten einer Menschenmenge in London. Wie utopisch erscheint Ihnen diese Vorstellung heute – im zweiten Pandemie-Jahr?
Brühl: Ich vermisse es sehr – ich bin einfach gerne unter Menschen. Ich habe lange geglaubt, dass es schnell vorbeigeht, und mich immer von einer zeitlichen „Hoffnungsinsel“ zur nächsten gehangelt. Vor einem Jahr dachte ich, dass wir jetzt schon wieder ein Gespräch im Hotelzimmer führen können. Es hat ja keiner damit gerechnet, dass es so langwierig ist.
Wie lautet Ihre persönliche Bestandaufnahme nach mehr als einem Jahr Corona?
Brühl: Die Menschen sind natürlich frustriert, müde und unsicher geworden. Ich bin es auch, möchte mich bei alledem aber nicht zu sehr beschweren. Das Wichtigste ist, dass man selbst und die Familie gesund sind. Ich konnte im letzten Jahr sogar eine für mich sehr wichtige Arbeit, mein Regiedebüt („Nebenan“, Anm. d. Red.), abschließen. Das war nicht selbstverständlich, aber zum Glück war es möglich.
Und wie geht es jetzt weiter?
Brühl: Jetzt muss man darauf hoffen, dass wir uns mithilfe von vermehrten Impfungen schrittweise wieder in Richtung einer Normalität bewegen. Ich hoffe, dass die Welt 2022 wieder etwas anders aussieht.