Am 6. September startet bereits die zehnte Staffel von „Die Höhle der Löwen“ (immer montags um 20:15 Uhr bei VOX). Ralf Dümmel ist seit fünf Jahren als Investor in der Show zu sehen. Seit 2016 hat er schon einige Gründer zu Millionären machen können – doch nicht alles verlief immer rosig.
„Ich bin auch mal blöd und mache auch einige Fehler“, gibt er zu. Besonders ärgerlich: sein verpasstes Investment beim heute erfolgreichen Unternehmen Ankerkraut, dessen Gründer diesmal als Investoren dabei sind. Dümmel versucht sich nicht zu sehr auf verpasste Chancen zu konzentrieren, sondern will nach vorn schauen. Warum es zwischen den Löwen trotzdem manchmal kracht und weshalb man keine Finanztipps von ihm annehmen sollte, verrät er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.
Bei „Die Höhle der Löwen“ hören Sie sich viele Pitches an – wie sieht der perfekte Pitch für Sie aus?
Ralf Dümmel: Den perfekten Pitch gibt es meiner Meinung nach nicht. An erster Stelle steht bei mir das Menschliche. Es geht nicht nur darum, dass wir ein Produkt möglichst schnell und viel verkaufen wollen. Wir wollen ein Unternehmen gemeinsam gründen und gemeinsam wachsen. Ich habe in meinem Leben gelernt, dass man hart arbeiten kann, aber wenn man keinen Spaß daran hat, ist es schwer erfolgreich zu sein. Beim perfekten Pitch kommt es darauf an, ob die Chemie passt, damit man zusammen etwas aufbauen kann. Natürlich reicht das allein nicht aus. Man muss von seinem Produkt überzeugt sein und herausarbeiten, was es einzigartig macht. Was mir völlig egal ist, ist, wenn jemand nervös ist, denn das begeistert mich eher. Das zeigt einfach die menschliche Seite und ist authentisch. Ich erinnere mich da an meinen ersten Drehtag bei „Die Höhle der Löwen“. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich war so aufgeregt und bin es teilweise noch heute.
Nach welchen Kriterien gehen Sie vor, wenn Sie in ein Startup investieren möchten?
Dümmel: Als erstes schaue ich, ob es menschlich passt. Dann beurteile ich das Produkt. Ich entscheide das sehr schnell. Problemlöser, die jeden Haushalt betreffen, sind für mich besonders spannend und mein Investorenherz schlägt dann ein wenig schneller. Das sind Produkte, die man dann im Teleshopping, Discounter, in der Drogerie, im Einzelhandel, in Fachgeschäften und im Baumarkt verkaufen kann – das ist etwas für mich und mein Team.
Was war bisher ihr erfolgreichstes Investment?
Dümmel: Für mich ist das unheimlich schwer nur ein Investment zu nennen, da ich bisher in 115 Gründer:innen investieren durfte. Man muss sich ja eine Frage stellen: Was ist erfolgreich? Das meiste Geld auf dem Konto? Die meist verkaufte Stückzahl? Der größte Unternehmenswert? Ich kann sagen, dass wir dabei unterstützen konnten, mehrere Gründer:innen zu Millionären zu machen. Besonders im Kopf bleibt mir da die Gründer der „Abfluss-Fee“ , des „Rostschreck“, der „Waschies“, die „Loomaid“ oder der Marderschutz „Gomago“. Aber es gibt noch viel mehr Erfolgsprodukte. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass es Produkte gibt, die nicht funktionieren. Ich sage immer: „Ralf Dümmel und ‚Die Höhle der Löwen‘ ist die Chance auf einen Lottogewinn, aber es ist keine Garantie.“ Ob das Produkt am Ende erfolgreich wird, entscheiden ca. 83 Millionen Menschen.
In dieser Staffel sind auch „Ankerkraut“-Gründer Stefan und Anne Lemcke dabei. Heute sind sie sehr erfolgreich. Ärgern Sie sich, dass sie damals nicht investiert haben?
Dümmel: Ich habe die Angewohnheit, dass ich aus Fehlern lerne, aber mich nie darüber ärgere, sondern nach vorn schaue. Völlig klar: Aus heutiger Sicht ist es einfach zu sagen, dass ich blöd gewesen bin, nicht investiert zu haben. Aber ich bin auch mal blöd und mache auch einige Fehler. Das war eine Idee, um die man hätte kämpfen müssen. Das habe ich anders eingeschätzt. Das hat dann Frank Thelen sensationell gemacht und Anne und Stefan haben einen unglaublich tollen, sowie beeindruckenden Job gemacht. Sie sind ein richtiges Vorzeige-Startup. Insofern: Ja, ich hätte gerne investiert. Würden sie heute noch einmal reinkommen, würde ich sofort investieren. (lacht)
Welches Investment bereuen Sie heute?
Dümmel: Darüber denke ich überhaupt nicht nach. Natürlich gibt es da Investments, aber hätte ich die nicht gemacht, hätte ich manche, die gut waren, vielleicht verpasst. Insgesamt bin ich glücklich, dass ich mehr richtige, als falsche Investments gemacht habe. Viele Dinge falsch zu machen, gehören für Investoren dazu, denn nur so kann man lernen.
Sind unter den „Höhle der Löwen“-Investoren Freundschaften entstanden oder eher Rivalitäten?
Dümmel: Ich stehe mit allen Löwen in Kontakt, auch außerhalb der Sendung. Es ändert aber nichts daran, dass es bei „Die Höhle der Löwen“ auch mal Streit gibt, denn da geht es einfach um das Business. Da gibt es dann auch mal Diskussionen. Irgendwann beruhigt sich das dann, wir vertragen uns und verstehen uns dann auch wieder. Wenn ich ehrlich bin, dann wundert es mich manchmal, dass wir uns außerhalb so gut verstehen. (lacht) Es gibt manchmal ganz schön Stress – auch jetzt in der zehnten Staffel. Es könnte sein, dass ein Löwe oder eine Löwin stinksauer das Studio verlässt. Und kleiner Tipp: Ich bin es nicht. (lacht)
Was ist Ihr Top-Tipp, wenn man als Gründer anfangen will durchzustarten?
Dümmel: Wenn man allein ist, dann sollte man schauen, dass man einen Mentor findet. Das kann ein strategischer Partner oder natürlich ein Investor sein. Man sollte viel mit verschiedenen Menschen über sein Produkt sprechen und nicht nur Freunde und Familie nach der Meinung befragen. Ganz wichtig ist auch, dass man die Bodenhaftung nicht verliert. Es ist total wichtig, sich ehrliche Meinungen einzuholen und Menschen, um Rat zu fragen. Lernen ist keine Einbahnstraße und jeder kann dazu lernen. Ich gebe meinen Gründer:innen viel mit, aber ich lerne auch unwahrscheinlich viel von ihnen und bin dafür einfach dankbar.
Haben Sie einen Nummer-1-Investment-Tipp für unerfahrene Sparer?
Dümmel: Mein Top-Tipp für mich selbst ist, keine Finanztipps zu geben (lacht). Was Politik und finanzielle Beratungen betrifft, halte ich mich lieber zurück. Das Einzige, was man sagen kann ist: Nie auf ein Pferd setzen, sondern sein Geld verteilen. Man denkt von Investoren immer, dass sie gute Finanztipps haben und geben- ich gehöre nicht dazu. Ich sage mal vorsichtig: Frage lieber keinen Hauptschüler nach Anlagetipps – und ich bin Hauptschüler (lacht).