1985 gewann der damals 17-jährige Leimener Boris Becker (54) Wimbledon. Sein Weg zur Tennis-Weltspitze steht im Mittelpunkt des Eventfilms „Der Rebell – Von Leimen nach Wimbledon“ (16. Dezember 2021, 20:15 Uhr, RTL oder via RTL+). Erzählt werden die Erfolgsgeschichte des jüngsten Wimbledonsiegers aller Zeiten, aber auch die Schattenseiten des plötzlichen Ruhms, die Becker an der Seite von Trainer Günther Bosch (Samuel Finzi, 55) und Manager Ion Țiriac (Mišel Matičević, 51) erlebte. In die Rolle des jungen Boris Becker schlüpft der Hamburger Bruno Alexander (22).
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät der Schauspieler über die Dreharbeiten: „So fit wie in dieser Zeit war ich noch nie in meinem Leben.“ Zudem erklärt Alexander, inwiefern er Becker als Vorbild sieht und verrät, dass er den Tennisprofi gerne mal auf dem Court treffen würde.
Warum hatten Sie Lust, die ikonische Rolle einer Tennis-Legende zu spielen?
Bruno Alexander: Genau deshalb, weil es eine ikonische ist. Ich wollte mich dieser Herausforderung stellen und mein Bestes geben. Ich hatte sehr großen Respekt, als ich erfahren habe, was da alles auf mich zukommt. Die Produzenten meinten, dass ich zwar gut in die Rolle passe, aber viel zu dünn sei. Von dem Tag an musste ich sofort zunehmen, Sport machen und zum Tennistraining.
Sie mussten also an Muskelmasse zulegen?
Alexander: Genau. Ich musste sehr viel essen, an die 4.000 Kalorien am Tag. Dann hatte ich in Hamburg zwei Coaches, einen auf dem Tennisplatz und einen für das Krafttraining. Wegen Corona konnte ich nicht ins Fitnessstudio, deshalb mussten wir auf Home Workouts zurückgreifen. Morgens standen meistens ein, zwei Stunden Krafttraining an, dann musste ich mir direkt das zweite große Frühstück reinziehen, bin für ein paar Stunden auf den Tennisplatz und habe wieder gegessen. Insgesamt haben die Vorbereitungen vier Monate gedauert. So fit wie in dieser Zeit war ich noch nie in meinem Leben.
Wie schwierig fanden Sie es, eine lebende Person zu spielen?
Alexander: Ich habe mir gesagt, dass ich meine eigene Interpretation von Boris Becker darstelle und nicht versuche, das Vergangene nachzustellen. Ich habe zum Beispiel darauf verzichtet, wie er zu sprechen, schon weil das wie eine Karikatur hätte wirken können. Denn wenn man als Schauspieler Akzente, die vielleicht für einige lustig klingen, nachmacht, wirkt es vielleicht, als ob man sich lustig machen will. Für mich war es eine große Ehre, ihn zu spielen. Er hat so viel erreicht und ich würde ihn karrieretechnisch als ein Vorbild bezeichnen. Was diese Entschlossenheit angeht und die Tatsache, dass er die Nummer eins werden wollte und es dann auch geschafft hat. Er hat sich, glaube ich, nicht darum geschert, dass andere Leute ihn anfangs dafür ausgelacht haben.
Welchen Bezug hatten Sie vorher zu Tennis?
Alexander: Ich habe ein bisschen hobbymäßig gespielt, vor allem als Kind, und habe dann aber wieder aufgehört. Als ich zum ersten Mal für die Drehvorbereitung auf dem Platz stand, hat der Trainer schnell gemerkt, dass da viel Arbeit vor ihm liegt. Er hat den Produzenten angerufen und gesagt, dass wir mindestens fünfmal die Woche trainieren müssen, weil er gesehen hat, wie schlecht ich bin (lacht). Ich habe auch schnell gemerkt, dass ich mit dem Rauchen aufhören muss, weil ich einfach keine Kondition hatte.
Haben Sie körperlich dann gut durchgehalten?
Alexander: Den Wimbledon-Block haben wir zum Beispiel fünf Tage am Stück gedreht. Ich habe von morgens bis abends Tennis gespielt und am dritten Tag hatte ich eine Zerrung und habe Physio bekommen. Da bin ich an meine Grenzen gekommen, aber da bin ich dann wie Boris Becker und sehr ehrgeizig. Ich habe durchgezogen und wollte mir nicht eingestehen, dass ich beinahe am Ende meiner Kräfte bin.
Haben Sie auch viel altes Material gesichtet?
Alexander: Ich habe auf YouTube alles zusammengesammelt, was es da gab und RTL hat mir noch eine Mediathek zur Verfügung gestellt. Ich habe die ganzen Spiele von ihm angeguckt und viel analysiert, wie er sich bewegt und verhält auf dem Platz. Dann habe ich noch mit seinem ehemaligen Trainer Günther Bosch gesprochen, der sehr offen war und mir viele Fragen beantwortet hat. Nochmal detaillierte Einblicke zu bekommen in die Beziehung der beiden, hat mir sehr geholfen.
Mit Boris Becker selbst hatten Sie keinen Kontakt?
Alexander: Nein. Vielleicht guckt er sich den Film an und hat Bock, sich zu treffen oder eine Runde zu spielen. Ich wäre auf jeden Fall bereit.
Sie haben unter anderem in Monaco und Nizza gedreht. Wie war das für Sie?
Alexander: Im Ausland zu drehen und wirklich vor Ort zu sein, ist immer das Coolste. Mit dem Team fühlte es sich wie eine Klassenfahrt an. Den Lifestyle mit Luxuswohnung und schönen alten Autos zu spielen, hat sehr viel Spaß gemacht. Die Oldtimer waren allerdings auch eine Herausforderung, an einem hätte ich beinahe eine Macke hinterlassen (lacht). Insgesamt war das Drehen mit Samuel Finzi und Mišel Matičević toll. Vor allem die beiden zusammen waren so lustig und hatten eine super Energie. Es gibt Schauspielerinnen oder Schauspieler, die bilden sich etwas darauf ein, dass sie älter sind und denken, man müsse zu ihnen aufschauen. Mit ihnen war ich komplett auf Augenhöhe, obwohl sie so viel mehr Erfahrung haben.
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