Nach den Grundlagen (E-Sports: MOBA? Dota? Wie bitte? Ein Guide zu Dota 2 (Teil 1)) geht es im zweiten Teil dieser Einführung zu Dota 2 nun ein wenig ins Detail. Wer bis hierhin gelesen hat, stellt sich vielleicht die Frage, was „Dota“ eigentlich bedeutet. Tatsächlich steckt hinter dem Kürzel eine Geschichte, die eng mit der Geschichte MOBA-Genres verbunden ist.
Von Blizzard zu Valve
Das grundlegende Spielprinzip von Dota 2 haben wir im ersten Teil der Einführung erklärt. MOBAs verbinden Elemente eines Echtzeit-Strategiespiels und eines Rollenspiels. Das ist nicht zufällig so, sondern hat historische Gründe. Das erste MOBA war Aeon of Strife (AoS), eine Mod (mehr Details) für das Echtzeit-Strategiespiel StarCraft des Studios Blizzard. Mods (kurz für modification) sind Veränderungen beziehungsweise Erweiterungen eines bestehenden Spiels, die nicht vom verantwortlichen Studio, sondern von Hobbyentwicklern veröffentlicht werden. Dabei kann es sich um rein kosmetische Veränderungen handeln, aber auch um größere Eingriffe, die den Charakter des ursprünglichen Spiels stark verändern. Im Fall von Aeon of Strife wurde das Spielprinzip des Ursprungsspiels stark verändert. Während in StarCraft Basen gebaut und Einheiten produziert werden müssen, um den Gegner zu besiegen, mussten in Aeon of Strife einzelne Helden gegen eine übermächtige, vom Computer gesteuerte Armee antreten.
Aeon of Strife konnte sich trotz einiger Popularität nie richtig durchsetzen, doch die Mod machte Schule. Als Warcraft III, das nächste große Spiel aus dem Hause Blizzard erschien, war ein Karteneditor, mit dem Spieler und Entwickler selbst Karten und Szenarien entwerfen konnten, bereits Teil des Spiels. Die Tüftler hatten es dieses Mal also einfacher eine MOBA-Mod zu bauen. Das Ergebnis: die Mod Defense of the Ancients, kurz DotA. Über Jahre hinweg wurde DotA von unterschiedlichen Entwicklern weiter verbessert. Schließlich übernahm Mitte der 2000er der Entwickler IceFrog das Ruder. Er kümmerte sich vor allem um das Balancing der Helden und optimierte DotA somit für E-Sports.
Allmählich kam die Warcraft-Engine, auf der DotA noch immer lief, in die Jahre. Darüber hinaus musste die Multiplayer-Infrastruktur rund um das Spiel über externe Klienten geregelt werden. Ehemalige DotA-Entwickler gründeten schließlich ihre eigene Firma und veröffentlichten 2009 das MOBA League of Legends (LoL), das viele Features von DotA übernahm. Im Jahr danach erschien mit Heroes of Newerth von Frostburn Studios ein weiterer, technisch überlegener Dota-Klon. Die Firma Valve, bekannt für die Online-Spieleplattform Steam, stellte schließlich IceFrog an, mit dem Auftrag eine Fortsetzung zu DotA zu entwickeln. Da DotA auf einem Spiel von Blizzard basierte, konnte der ursprüngliche Name Defense of the Ancients jedoch nicht beibehalten werden. Das Nachfolgespiel Dota 2 wurde 2011 als Beta, 2013 schließlich für die Allgemeinheit veröffentlicht. Dota 2 steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr für Defense of the Ancients, verweist mit seinem Namen aber auf die Abkürzung seines Vorgängers.
Dota 2 vs. LoL
Zu diesem Zeitpunkt spielten die meisten ehemaligen DotA-Spieler bereits eines der neuen Konkurrenzspiele. Vor allem in Asien hatte League of Legends Erfolg, aber auch in Deutschland ist LoL heute wohl bekannter als Dota 2. Es ist nicht bekannt, welches der beiden Spiele von mehr Gamern gespielt wird, es ist aber anzunehmen, dass LoL eine größere Masse an (Gelegenheits-) Spielern anzieht. Dota 2 ist aber im Profibereich nicht zu schlagen. Zwar sind auch LoL-Stars wie Lee „Faker“ Sang-hyeok große Nummern im E-Sports, aber League of Legends kann weder mit den Preisgeldern, noch mit der Komplexität von Dota 2 mithalten.
So sehr die beiden Spiele miteinander konkurrieren, lässt sich doch eine unterschiedliche Gewichtung erkennen. Während Dota 2 vor allem das Spielniveau im Profibereich ausgeglichen halten will und den Wettbewerb unter den Spielern anstachelt, ist League of Legends für seine vergleichsweise freundlichere Community bekannt. LoL hinkt Dota 2 in Sachen Komplexität und Balancing etwas hinterher, schafft es aber offensichtlich besser, ein Spiel für eine breitere Masse an Casual Gamers anzubieten.
ESL One, The International und noch mehr
Im professionellen Gaming-Bereich schreitet Dota 2 auf jeden Fall weiter voran. Das größte E-Sports-Event des Jahres ist die Dota-Weltmeisterschaft The International (TI), die dieses Jahr zum siebten Mal stattfand. Jahr für Jahr werden beim TI neue Preisgeldrekorde aufgestellt – dieses Jahr wurden insgesamt mehr als 24 Millionen US-Dollar vergeben.
Der nächste logische Schritt für Dota 2 ist nun auch Publikum außerhalb der Gaming-Community zu finden. Bisher schafft das kaum ein E-Sports-Spiel: einzig die FIFA-Reihe von EA Sports hat in letzter Zeit einiges an Medieninteresse bekommen. Im Vergleich zu den Großen wie StarCraft, Counter Strike oder Dota 2 ist die Fußballsimulation im E-Sports aber ein kleiner Fisch. Was FIFA diesen Spielen jedoch voraushat, ist, dass es leichter zu vermitteln ist. Die Fußballregeln sind den meisten Menschen bekannt, die bekanntesten Spieler auf dem Feld sind Weltstars, die Mannschaften sind zum Teil traditionsreiche Marken. Was Dota 2 im Moment noch fehlt ist einsteigerfreundlicher Content, der sich nicht nur an neue Spieler richtet, sondern an potentielle neue Zuschauer. Bis dahin braucht es einiges an Zeit und Neugier, um sich in die Mechanik dieses Spiels hineinzufuchsen.
Noch mehr?
Wer jetzt noch immer nicht genug von Dota 2 hat und noch mehr erfahren will, der sei an dieser Stelle an den Klassiker unter den Dota-Einsteigerguides verwiesen. Welcome to Dota, You Suck vom US-amerikanischen Streamer, Moderator und Analysten Kevin „Purge“ Godec ist Pflichtlektüre für jeden Dota-Noob.
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