Obwohl „Among Us“ bereits 2018 für den PC und die Android- und iOS-fähigen Geräte erschienen ist, erlebt es erst jetzt einen regelrechten zweiten Frühling. Der Grund dafür ist nachvollziehbar: Streamer lassen auf Twitch die ganze Welt daran teilhaben, mit welchen Überlegungen und Gedankengängen sie versuchen, das Spiel zu gewinnen. Dabei ergeben sich wie von selbst sehr lustige, aber auch merkwürdige Situationen, die die menschliche Denkweise und unsere Moralvorstellungen schnell einmal fragwürdig erscheinen lassen können. Außerdem kostet das Game gerade einmal läppische vier Euro. Worum es geht und was „Among Us“ so einzigartig macht, verraten wir dir im Folgenden.
„Among Us“: Alle hassen den Verräter, doch lieben den Verrat
Wie bereits angesprochen wurde die Steam-Sensation „Among Us“ bereits vor zwei Jahren offiziell released. Seitdem hat sich zwar hier und da etwas verändert, das Grundprinzip blieb allerdings das selbe: Eine Crew von bis zehn Astronauten versucht durch kreative und liebevoll gestaltete Mini-Spiele, das Raumschiff zu reparieren oder beispielsweise die Space-Station wieder bewohnbar zu machen. Der Haken: Zwei oder mehr Besatzungsmitglieder versuchen, durch raffiniert eingesetzte Sabotagen, die restlichen Spieler daran zu hindern, ohne, dass diese es wissen. Dabei werden ganz nebenbei, natürlich stets unauffällig und im Verborgenen, hin und wieder Crewmitglieder heimtückisch ermordet.
Nun ist es natürlich an der Aufgabe der Spieler, die schwarzen Schafe zu identifizieren und ihnen den Garr aus zu machen, bevor sie den Abflug der Rakete letztlich verhindern oder sogar die gesamte Crew auf dem Gewissen haben. Dies muss durch geschickte Fragestellungen, aufmerksame Beobachtungen und natürlich ein Quäntchen Glück erfolgen. Die Verräter spielen ebenfalls ein gefährliches Spiel: Wie schaffen sie es, unentdeckt zu bleiben, bis auch das letzte Quäntchen Sauerstoff aus den Tanks entwichen ist oder keine Crewmitglieder mehr leben?
Das Spiel schickt dich und deine Freunde auf eine wahnwitzige Verfolgungsjagd durchs All, während ihr euren Gedankenpalast stets im Reinen halten müsst, um nicht auf eine falsche Fährte hereinzufallen. Denn haben die Verräter erst einmal clever ein Feuer im Kopf eines Unschuldigen gelegt, kann dies schnell zu einem Lauffeuer des gegenseitigen Missvertrauens ausarten, bei dem am Ende auch noch Unschuldige von der verbleibenden Crew in die Endlosigkeit des Weltraums verbannt werden. Gerade hinter diesem Gesichtspunkt erinnert „Among Us“ doch stark an Genre-Vertreter wie „Town of Salem“ oder „Trouble in Terrorist Town“.
Das ist das Gameplay von „Among Us“
Eines vorweg: „Among Us“ ist bewusst simpel gehalten, kommt es im Spiel doch absolut nicht auf eine gute Grafik oder anspruchsvolle Steuerung an, sondern auf das, was die Spieler im Dialog zwischen den einzelnen Runden miteinander daraus machen. Du spielst einen kleinen, knubbeligen Comic-Astronauten, den du durch ein paar Farben und Party-Accessoires etwas personalisieren kannst.
Mit der Maustaste wählst du Elemente in „Among Us“ an, mit der WASD-Steuerung bewegst du dich durch das Raumschiff. Nach Rundenbeginn lost der Zufall ein beliebiges Paar aus Verrätern aus, die nur beide voneinander wissen. Die ganze Crew wird mit dem „Shhh“-Signal zum Schweigen verdammt und muss fortan an durch die Gänge 2D-Minecraft-Optik heizen, um schnellstmöglichst alle Aufgaben zu erfüllen und Notfallreparaturen, die sogar innerhalb eines Countdowns erledigt werden müssen, auszuführen. Diese Notfälle werden wiederum von den Verrätern ausgelöst, um sich einen Vorteil zu verschaffen und möglicherweise eine falsche Fährte zu legen.
Wurde eines der Crew-Mitglieder getötet, ist der noch lebende Teil der Gruppe dafür verantwortlich, die Leiche zuerst zu finden und sie dann per entsprechendem Button zu melden. Anschließend erscheint ein Pausen-Feld und ein mehrminütiger Timer läuft ab, in dem sich alle mündlich (am besten über einen Voice-Chat wie Discord oder Teamspeak) austauschen können. Dabei werden oft nicht nur Beobachtungen wie der Fundort der Leiche geschildert, sondern auch verdächtigt und beschuldigt, was das Zeug hält. Abschließend erfolgt ein Voting, bei dem jeder Spieler (abgesehen von den Toten) festlegen kann, wem er am wenigsten vertraut. Sind am Ende nur noch die Verräter übrig oder ein Notfall konnte nicht mehr rechtzeitig gefixt werden, gewinnt die böse Seite. Werden alle Verräter rechtzeitig identifiziert, hat die Crew ihr Ziel erreicht und damit gewonnen.
„Among Us“ ist, was die Spieler daraus machen
Zwar erfordert „Among Us“ eine ganze Menge Anteilnahme eines jeden Einzelnen am Spielgeschehen und nicht jeder wird schnell warm damit, beim Zocken in einem gesellschaftlichen Gefüge zu agieren und sich dabei auch noch möglichst „normal“ zu verhalten. Dennoch lebt „Among Us“ förmlich von seinen Akteuren und das spürt man auch. Kennt man sich und seine Mitspieler schon länger, wird die Sache noch verzwickter, da man durch den Charakter des Menschen auch Ableitungen auf sein Handeln im Spiel projiziert, die einen oft mit sich selbst hadern lassen.
Gerade mit diesem Element, bei dem man ein guter Lügner sein muss, um zu gewinnen, aber dadurch auch seine Freunde animiert, einem von Runde zu Runde mehr zu misstrauen, löst „Among Us“ einen inneren Zwiespalt aus, der nicht nur spaßig, sondern auch noch spannend zu beobachten ist und damit auch der Grund sein dürfte, warum sich Zuschauer so gerne Streams des Spiels ansehen.
Noch vor „Among Us“ konnte ein anderes, eher ungewöhnliches, Game die Steam-Charts stürmen. Mit „Fall Guys“ hat jeder Spaß, dem die klassischen Battle Royales zum Hals raushängen. Wie dir auch der Start in „Fall Guys“ garantiert gelingt, verraten wir an dieser Stelle natürlich ebenfalls.