„Matrix“ war 1999 der Startschuss für eine einzigartige Film-Trilogie, die die visuellen und konzeptionellen Möglichkeiten des Science-Fiction-Genres sprengte. Am 20. April 2020 zeigt Kabel Eins den einflussreichen Kino-Klassiker wieder um 20:15 Uhr im Fernsehen. Grund genug sich den Meilenstein der Wachowski-Geschwister (noch) einmal anzuschauen und sich dabei die Frage zu stellen: Was ist eigentlich die Botschaft, was die Bedeutung von „Matrix“?
Welche Botschaft vermittelt eigentlich „Matrix“?
(Vorsicht: Spoiler!) Es gibt zahlreiche spannenden Theorien und reizvolle Interpretationen zu „Matrix“. Dazu gehören etwa Lesarten, die den Werdegang von Neo (Keanu Reeves) als eine Art Christus-Allegorie samt Tod und Wiederauferstehung verstehen, oder die androgyne Gestaltung der Helden als Hinweis auf die Transgender-Erfahrungen der beiden Regisseure, die mittlerweile den Weg von Brüdern zu Schwestern gegangen sind. Doch wenn man den Film auf seine wesentlichen Bausteine herunterbricht, dann ist die eigentliche Botschaft von „Matrix“ eine klar antikapitalistische.
Wie viele Filme der späten 1990er Jahre („Fight Club“, „American Beauty“, beide von 1999), kann man auch „Matrix“ (oder „The Matrix“ im englischen Original) als eine Reaktion auf die negativen Folgen einer spätkapitalistischen Gesellschaftsform auf seine Individuen verstehen. Während in David Finchers „Fight Club“ die Leidtragenden eines kapitalistischen Systems brutal gegen die Reichen zurückschlagen (Project Mayhem), verzweifeln die braven Vorstadtbewohner in Sam Mendes‘ „American Beauty“ an der Bedeutungslosigkeit und Leere ihres Wohlstands.
„Matrix“ handelt von der Ausbeutung der Arbeiterklasse
Im Grunde erzählt „Matrix“ von der Ausbeutung der Arbeiterklasse in jedem System, in dem wenige von der Arbeit von vielen profitieren. Was für den Kapitalismus gilt, wird in der bestechenden Allegorie des Films als das Aussaugen der Lebensenergie der Menschen durch die Maschinen dargestellt. Unser Held Neo wacht in der berühmtesten Szene des Films aus der Matrix auf und findet sich als eine menschliche Batterie von vielen wieder, die von den Maschinen in riesigen Feldern angebaut und ernährt werden, um aus ihnen Bio-Energie zur Erhaltung ihrer selbst und ihrer Lebenswelt zu schöpfen.
In den zwei animierten Prequels zu „Matrix“, die Kurzfilme „The Second Renaissance Pt. 1“ und „The Second Renaissance Pt. 2“ aus der „Animatix“-Anthologie, wird die Geschichte der Maschinen erzählt, die einst von den Menschen als Sklaven für niedere Arbeiten eingesetzt wurden, und später gegen diese Klasseneinteilung revoltierten. Das ist eine Revolution, die sich in der Geschichte der Menschheit oft wiederholte, und es auch in den „Matrix“-Filmen tut. Nur dass diesmal die Menschen gegen die Versklavung durch die Maschinen rebellieren.
Gibt es eine Lösung für den Kapitalismus in „Matrix“?
Am Ende der „Matrix“-Filme gibt es auch keine Lösung für diesen Klassenampf, denn egal wer an die Macht kommt, die Ausbeutung der anderen wird bald benötigt, um ein kapitalistisches System aufrecht zu erhalten. Das ist eine Komplexität, die die späteren „Matrix“-Filme noch vertiefen und die Frage danach stellen würden, wie man im Einklang miteinander leben könnte.
Schon am Ende des ersten „Matrix“-Films sprechen Neo und sein Mentor Morpheus (Laurence Fishburne) davon, dass sie die Menschen (der Arbeiterklasse) aus ihrem Schlaf, aus ihrer Illusion, aus der Matrix aufwecken müssen. Nur so können sie gemeinsam die kapitalistische Ausbeutung erkennen und niederschlagen. Die Frage ist nur: Was kommt danach?
Das erwartet uns in „Matrix 4“. Das ist die coolste Theorie zu den „John Wick“-Filmen mit Keanu Reeves. So geht es weiter mit „John Wick 4“.