Ein Blick auf das Produktportfolio von Bang & Olufsen zeigt, dass der dänische Hersteller den Sprung von klassischen Audio-Produkten hin zu vernetzten Lautsprechern offenbar geschafft hat. Das Design der Geräte hat bei dieser Umstellung jedenfalls nicht darunter gelitten.
„Schlichtheit ist oberstes Gebot“, ist auf der Website von Bang & Olufsen zu lesen. Und auf den ersten Blick trifft das auf den Beosound 1 auch zu. Dabei läuft der Hersteller natürlich Gefahr, andere wichtige Punkte zu vernachlässigen. Denn neben der Wiedergabequalität zählt vor allem die Usabilty der App zu den Knackpunkten bei vernetzten Lautsprechern.
Die Einrichtung per App
Das Einrichten des Lautsprechers funktionierte ohne Probleme. Auspacken, aufstellen, Strom anstecken, App herunterladen, mit dem WLAN verbinden und schon kann es losgehen. Die Step-by-Step-Anleitung in der App ist selbsterklärend und nach ein paar Schritten kann schon der Song wiedergegeben werden.
Grundsätzlich ist der vernetzte B&O-Lautsprecher auch Multiroom-fähig. Jedoch konnte diese Funktion nicht ausprobiert werden, da für den Test nur ein Lautsprecher zur Verfügung stand. Wer mehrere vernetzte B&O-Lautsprecher hat, kann diese zusammenschließen und synchron bespielen.
Streaming-Dienste und Radio sorgen für Musikgenuss
Die B&O-App erlaubt die Integration von zwei Diensten: Deezer für Musik-Streaming und TuneIn für klassisches Internetradio. Bespielt werden kann der Lautsprecher allerdings auch mittels Chromecast, Spotify Connect, Bluetooth, Apples Airplay und DLNA.
Wer also nicht Deezer sonder Apple Music, Spotify, Soundcloud oder Mixcloud nutzt, kann den Beosound 1 in vollem Umfang direkt aus der jeweiligen App heraus ansteuern. Das ist recht praktisch, weil man sich in der gewohnten Umgebung des Streaming-Services aufhält und dort sämtliche Voreinstellungen, etwa Playlists und Favoriten, vorfindet.
Die Musikbibliothek meiner lokal auf einer Netzwerkfestplatte gespeicherten Musikdateien hat der Beosound 1 ohne Probleme erkannt und wiedergegeben. Dabei kann die Ordnerstruktur der NAS durchsucht werden. Sollte es jedoch tatsächlich irgendjemand geben, der eine perfekt organisierte Musikbibliothek besitzt, kann die lokalen Musikdateien auch per Album, Interpret, Genre oder Songs durchstöbern.
Tuneln nur mit eingeschränkter Funktionalität
ür Internetradio steht TuneIn zur Verfügung, welches in die B&O-App integriert wurde. In der Einstellungs-Sektion kann man sich mit seinem TuneIn-Account anmelden und findet fortan im Reiter „Radio“ seine Favorit-Station-Listen, sowie Nearby- und Popular-Stations.
Wer TuneIn allerdings dafür verwendet, bestimmten Radiosendungen zu folgen, wird in der B&O-App enttäuscht. Die Aufzeichnungen von Radiosendungen, sprich Podcasts, können in der TuneIn-Sektion der B&O-App nicht angesteuert werden. Aushelfen kann man sich aber auch durch das Chromecast-Feature in der TuneIn-App bzw. Airplay. Diese helfen, die TuneIn-App in ihrem vollen Funktionsumfang auf den vernetzten Lautsprecher zu bringen.
In der Music-Sektion der App sind die lokalen Musikdateien und der Streaming-Service Deezer zu finden. Leider ist auch Deezer nicht in vollem Funktionsumfang in die B&O-App integriert. Zwar können die persönlichen Favoriten sowie Playlists abgerufen werden, allerdings findet sich etwa keine Möglichkeit die Podcast-Section von Deezer in der B&O-App zu durchstöbern, ebenso bei Artists oder Mixes. Aber auch in der Deezer-App ist es möglich, die Chromecast-Funktion bzw. Airplay zu nutzen.
Beim Einloggen in die, in die App-integrierten Services können die Social-Logins nicht verwendet werden. Die B&O-App akzeptiert nur Usernamen und Passwort.
Bedienung: Per App und analog
An der oberen Seite des Beosound 1 befindet sich ein Touchpanel, über das viele Basisfunktionen gesteuert werden können. Durch leichtes Antippen kann die Wiedergabe pausiert werden. Wischgesten erlauben das Vor- und Zurückschalten der Tracks. Die Lautstärke kann mithilfe des Drehschalters in Form eines Rades an der oberen Seite des Beosound 1 gesteuert werden.
Da der Lautsprecher bei mir nicht zentral im Raum sondern etwas erhöht in der Ecke seinen Platz fand, nutzte ich die hardwareseitige Steuerung praktisch nie. Wenn der Beosound 1 jedoch etwas zugänglicher platziert wird, ist die Steuerung der Basisfunktionen am Gerät selbst manchmal sicher recht praktisch – vor allem der Volume-Regler.
B&O App: Gute Umsetzung mit kleinen Macken
Im Browser oder am Desktop kann der Beosound 1 nicht gesteuert werden. Alle Funktionen werden über die App geregelt. Die App ist leicht bedienbar und lässt hinsichtlich der Usability keine Wünsche offen. Sie ist grafisch sehr ansprechend gestaltet und verliert sich nicht unnötig in Details. Sie ist minimalistisch, simpel und keineswegs überladen – manchmal vielleicht ein wenig zu minimalistisch. Denn beim Funktionsumfang der integrierten Streaming-Services müssen einige Abstriche gemacht werden.
Gestört hat mich an der App, dass bei der Zeitleiste des gerade abgespielten Tracks keine Timestamps angezeigt werden. Erst wenn man die Zeitleiste antippt um etwa ein wenig vorzuspulen, wird angezeigt, wieviel Zeit vom aktuellen Song noch übrig bleibt bzw. welche Länge der Song hat.
Sehr gut gelöst ist hingegen die Volume-Steuerung in der App. Gerade am Smartphone ist es aufgrund des begrenzten Platzes oft schwierig die Feineinstellung der Lautstärke exakt zu treffen. In der B&O-App nimmt die kreisförmige Volume-Control relativ viel Platz ein, was für die präzise Regulierung der Lautstärke wesentlich von Vorteil ist.
Skandinavisches Design trifft auf Technik
Rein Äußerlich ist der Lautsprecher bester Manier des dänischen Herstellers ein richtiger Blickfang und erinnert auf den ersten Blick nicht wirklich an einem Lautsprecher. Das Aluminiumgehäuse wirkt äußerst massiv und ist bestens verarbeitet.
Beim Reflektor des Hochtöners leuchtet eine dezente, kleine LED wenn der Lautsprecher in Betrieb ist. Ebenso auf der Oberseite beim Touchpad. Gut versteckt auf der Unterseite des Lautsprechers befindet sich ein Reset-Button, ein Power-Button sowie der Strom- und ein Ethernet-Anschluss.
Der Klang: Keine Stereoanlage, für kleine Räume jedoch ausreichend
Der Beosound 1 zeichnet sich durch seine für einen Lautsprecher recht außergewöhnliche Bauweise aus. Er ist für einen 360-Grad-Sound konzipiert, der den Klang in alle Richtungen abgibt.
Die 1½-Zoll-Full-Range-Einheit im oberen Bereich des Lautsprechers gibt die Töne nach unten ab, wo sie auf einen Reflektor treffen, der den Sound 360-Grad in den Raum abstrahlt. Auch der 4-Zoll große Tieftöner gibt den Klang nach unten in alle Richtungen ab. Daher kommt der Klang des Beosound 1 am besten zur Geltung wenn er halbhoch in der Mitte des Raumes steht. Da es meine Wohnzimmergestaltung nicht anders zuließ, hat der 360-Grad-Lautsprecher bei mir einen Platz, etwas erhöht in einer Ecke gefunden. Der Wiedergabequalität hat das aber nicht geschadet.
Trotz seines vermeintlich kleinen Erscheinungsbildes, wirken die Bässe satt und die Höhen klar. Nur die Mitten lassen aus, was einen zerstreuten Gesamtklang zur Folge hat. Gerade bei Arrangements, bei denen viele laute sowie leise Instrumente zum Einsatz kommen, fällt es einem schwer, alle Instrumente auszumachen. In einem größeren Raum ist der Beosound 1 als alleiniger Lautsprecher etwas zu wenig, obwohl er extrem laut sein kann. Allerdings verliert sich der Sound mit zunehmender Lautstärke noch mehr, sodass man ab einem gewissen Punkt freiwillig nicht mehr lauter drehen will.
16 Stunden Hörgenuss – bei halber Lautstärke
Der Beosound 1 wiegt 3,5 Kilogramm, hat einen maximalen Durchmesser von 16,2 cm und ist 32,7 cm hoch. Der Lautsprecher hat einen Lithium-Ionen-Akku verbaut, der laut Herstellerangabe eine Wiedergabedauer von 16 bzw. 4 Stunden hat, je nachdem ob man ihn mittlerer oder voller Lautstärke in Verwendung hat. Leider gibt es in der App keine Möglichkeit den aktuellen Akkustand einzusehen. Lediglich die kleine LED am Lautsprecher zeigt durch ihre Farbe an, wenn sich die integrierte Stromversorgung zu Ende neigt.
Der Hochtöner misst 1½-Zoll, der Tieftöner 4-Zoll. Die Bässe werden durch einen 40-Watt-Verstärker und die hohen Frequenzen durch einen 20-Watt-Verstärker unterstützt. Der effektive Frequenzbereich wird von B&O mit von 35 bis 24.300 Hz angegeben. Verbindungsmäßig kann der Lautsprecher WLAN 802.11 b/g/n (2,4 GHz und 5 GHz) und Bluetooth 4.1. Auch ein Ethernet-Anschluss ist vorhanden.
Unterstützt werden die gängigen Musikdateiformate MP3, WMA, AAC, ALAC, FLAC, WAV und AIFF. WMA Lossless wird nicht unterstützt. Eine Integration von Alexa oder Google Assistent ist nicht möglich.
Fazit: teures Design-Statement mit vielen Schnittstellen
Wem außergewöhnliches Design etwas wert ist, wird von dem vernetzten B&O-Lautsprecher bestimmt nicht enttäuscht sein. Der Beosound 1 zeichnet sich aber auch dadurch aus, dass auf vielen verschiedenen Arten Musik wiedergegeben werden kann, was ihn durchaus zukunftssicher macht. Vor allem mithilfe von Chromecast und Airplay kann der Lautsprecher quasi unbegrenzt mit Musik bespielt werden.
In Sachen Soundqualität kann der Beosound 1 mit einem klassischen Stereo-Set-up nicht mithalten. Für einen kleineren Raum reicht er aus, kräftig Sound wiederzugeben. In einem größeren Raum wird er allerdings Unterstützung von weiteren kompatiblen Komponenten benötigen, um einen umfangreichen Sound zu erzeugen. Wer diesen Mix aus Design und Komfort haben will, muss jedoch etwas tiefer in die Tasche greifen: Der Preis schlägt mit 1295 zu Buche.
Dieser Test erschien zuerst auf futurezone.at